Queen Victoria fand die Fahrt „verstörend“, Queen Elizabeth II. nannte sie „furchtbar“ – aber Tradition verpflichtet. Auch König Charles III. wird in der goldenen Staatskutsche durch London fahren.
Die Vorbereitungen laufen offenbar rund um die Uhr. Selbst an Ostern hat das britische Königshaus neue Details zur Krönung von König Charles III. am 6. Mai veröffentlicht.
So werden der Monarch und seine Frau nach der Krönung in der Westminster Abbey in der vergoldeten Staatskutsche durch London fahren – ein Gefährt, das von Queen Elizabeth II. mal als „horrible“, also „furchtbar“ bezeichnet wurde. Die historische, 260 Jahre alte Holzkutsche wird von Lederriemen zusammengehalten und „quietscht wie eine alte Galeere“, wie der zuständige Restaurator Martin Oates der britischen Nachrichtenagentur PA verriet. Sogar Queen Victoria, Charles’ Urahnin, nannte die Fahrt darin „verstörend“.
Charles’ Route durch London wird deutlich kürzer sein als die seiner Mutter vor 70 Jahren. Charles und Camilla fahren am Parlament vorbei, streifen den Trafalgar Square und rumpeln dann über die Prachtallee The Mall zurück zum Buckingham Palace.
Offenbar will sich das Königspaar diese Tortur aber nur einmal antun: Zur Westminster Abbey fahren die beiden in der deutlichen moderneren Diamond-Jubilee-Kutsche. Diese wurde zu Ehren des 60-jährigen Thronjubiläums von Queen Elizabeth im Jahr 2012 gebaut und hat alle Annehmlichkeiten: eine Heizung, eine Klimaanlage und sie federt Erschütterungen besser ab. Wichtig für den 74-Jährigen und seine ein Jahr ältere Frau, die beiden schon mit Rückenproblemen zu kämpfen hatten.
Pferde trainieren schon
Die Windsor Greys, jene Pferde, die die Kutsche ziehen sollen, üben schon für ihren großen Einsatz. Matthew Power, der Chefkutscher des Königs, trainiert schon intensiv mit den Tieren. Es sind die gleichen Pferde, die die Kutsche auch zum 70-jährigen Thronjubiläum der Queen im vergangenen Jahr gezogen haben, als die Kutsche mit einem Hologramm der Queen durch London fuhr. „Wenn etwas schief geht oder eines der Pferde ausbricht, dann merkt das der König natürlich“, sagte Power.
Vor der abenteuerlichen Fahrt kommen bei der Krönung in der Westminster Abbey allerlei symbolträchtige royale Insignien zum Einsatz - darunter fünf Schwerter, die verschiedene Aufgaben des Monarchen symbolisieren, der Ring des Souveräns, spezielle Armbänder und natürlich die Kronen. Für Kritik könnte sorgen, dass Camilla ein Zepter halten wird, das teils aus Elfenbein besteht - und damit im Widerspruch zu Prinz Williams Bemühungen gegen illegalen Handel mit Wildtieren steht. Aus dem Buckingham Palace hieß es, dies sei der „Geschmack der Zeit“ gewesen, als das Zepter mit der Taube im 17. Jahrhundert gefertigt worden sei.
Weniger geschichtsträchtig ist das Emoji, das der Palast für die Krönung vorstellte: Die bunte Animation der Edwardskrone, die Charles tragen wird, erscheint auf Twitter automatisch, wenn Nutzer #Coronation (#Krönung) und ähnliche Hashtags verwenden.
Auch die Gästeliste in der Westminster Abbey spiegelt wider, dass sich der Palast um einen modernen Anstrich bemüht: So steht darauf auch der 13-jährige Max Woosey, der seit drei Jahren im Garten seiner Eltern im Zelt schläft und damit Spenden für ein Hospiz sammelt. Er ist einer von etlichen eingeladenen Trägern der British-Empire-Medaille, die für besondere Leistungen für die Gemeinschaft verliehen wird. „Es wird sich relativ modern anfühlen - für eine Krönung“, sagte die Royal-Historikerin Tracy Borman der BBC.
Kommen Meghan und Harry?
Bei zwei Plätzen im Sitzplan ist weiterhin offen, ob sie in Anspruch genommen werden oder nicht: Charles jüngerer Sohn Harry (38) und seine Frau Meghan (41) haben - soweit öffentlich bekannt ist - immer noch nicht zu- oder abgesagt, was die Organisatoren Insidern zufolge in zunehmende Nervosität versetzt. „His Majesty“ selbst zeigte sich am Wochenende dagegen ganz entspannt: „Frohe Ostern“, rief er Schaulustigen nach dem Kirchgang in Windsor am Ostersonntag und winkte lächelnd. Die Royals verbrachten die Feiertage im großen Familienkreis - allerdings ohne die Abtrünnigen in Kalifornien.