Vizepräsidentin Kamala Harris scheint die naheliegende Wahl zu sein. (Archivbild) Foto: AFP/MANDEL NGAN

Die Spekulationen um einen Rückzug des US-Präsidenten Joe Biden nehmen weiter zu. Falls er sich doch aus dem Wahlkampf verabschiedet, gäbe es Ersatzkandidaten.

Der Rückhalt der Demokraten für Amtsinhaber Joe Biden als Kandidat für die Präsidentschaftswahl im November bröckelt immer mehr. Der nun auch noch an Corona erkrankte 81-Jährige gibt sich zwar weiter siegesgewiss, doch laut Medienberichten mehren sich die Stimmen aus seinem Umfeld, denen zufolge er einen Rückzug erwägt.

Wer könnte Biden ersetzen?

Ein Überblick über mögliche Ersatzkandidaten für die Demokraten: 

Kamala Harris

Kamala Harris scheint die naheliegende Wahl zu sein, wenn es um eine Alternative zu Biden geht: Als Vizepräsidentin würde die 59-Jährige durch ihr Amt etwa im Fall des Todes des Staatschefs automatisch dessen Aufgaben übernehmen. In ihrer jüngsten Rede im umkämpften Bundesstaat North Carolina äußerte sie sich auffallend nicht zu einem möglichen Rückzug Bidens. Stattdessen nannte sie den Kontrast zwischen ihm und Trump „wie Tag und Nacht“; die Wahl im November bezeichnete sie als „folgenreichste und wichtigste Wahl unseres Lebens“.

Die Tochter eines Jamaikaners und einer Inderin ist eine Pionierin: Sie war die erste Frau im Amt der Vize-Präsidentin, zudem war kein Amtsinhaber vor Harris schwarz. Einige Jahre zuvor war die Juristin schon als erste Frau und erste Schwarze Generalstaatsanwältin ihres Heimatstaates Kalifornien geworden.

Als Staatsanwältin hat sich Harris den Ruf erarbeitet, streng zu sein - das könnte sie im Wahlkampf, der sich um Einwanderung und Kriminalität drehen dürfte, zu ihrem Vorteil nutzen. Allerdings haben einige Demokraten auch ihre harten Strafen für minderjährige Täter kritisiert, da davon unverhältnismäßig viele Angehörige von Minderheiten betroffen seien. 

Es gibt jedoch keine Regel, dass eine Vizepräsidentschaftskandidatin auch die designierte Nachrückerin als Präsidentschaftsbewerberin ist, wenn der eigentliche Kandidat sich zurückzieht. Die einstige Senatorin Harris kommt nur auf klägliche Zustimmungswerte, weshalb sich die Demokraten im Fall der Fälle nach einer anderen Möglichkeit umschauen könnten.

Gavin Newsom

Der Name des Gouverneurs von Kalifornien taucht in den Diskussionen um eine mögliche Nachfolge Bidens immer wieder auf. Der 56-Jährige war einst Bürgermeister von San Francisco und regiert seit fünf Jahren den bevölkerungsreichsten Bundesstaat der USA. Unter anderem hat er Kalifornien zu einem Zufluchtsort für Abtreibungswillige gemacht. Bislang hat Newsom Biden stets den Rücken gestärkt - doch zugleich machte er nie einen Hehl aus seinen eigenen Präsidentschaftsambitionen.

In den vergangenen Monaten ist Newsom verstärkt international gereist, hat mehrfach Werbung geschaltet, in der seine Leistungen angepriesen wurden, und Millionenbeträge in ein Komitee investiert, das seinen Wahlkampf unterstützt. Damit hat er Spekulationen genährt, dass er sich 2028 um die US-Präsidentschaft bewerben will - also warum nicht schon 2024?

Gretchen Whitmer

Michigan ist einer der sogenannten Swing States, in denen weder die Demokraten noch die Republikaner mit einem klaren Sieg rechnen können und die letztlich entscheidend für den Ausgang der Präsidentschaftswahl am 5. November sind. Für die Unterstützer von Michigans Gouverneurin Gretchen Whitmer ist das ein starkes Argument für eine Kandidatur der Politikerin. 

Die 52-Jährige ist eine scharfe Kritikerin von Ex-Präsident Donald Trump. Sie ist bekannt dafür, zum Ziel einer geplanten Entführung durch eine rechte Miliz geworden zu sein. In ihrem Bundesstaat leben viele schwarze und arabisch-amerikanische sowie viele der Arbeiterklasse zugehörige Wähler - Bevölkerungsschichten, die Biden bislang nur mit Mühe umwerben konnte. 

Whitmer selbst hat Gerede um eine Kandidatur zumindest Anfang Juli noch strikt zurückgewiesen und ihre hundertprozentige Unterstützung für Biden erklärt. Dieser sei „dabei, um zu gewinnen, und ich unterstütze ihn“.

Josh Shapiro

Der 51-jährige Shapiro regiert als Gouverneur von Pennsylvania den größten der sogenannten Swing States. Vor seinem Antritt als Gouverneur Anfang 2023 war Shapiro in dem Bundesstaat zwei Mal zum Generalstaatsanwalt gewählt worden. In diesem Amt ging er etwa gegen Purdue Pharma vor, den Produzenten des stark süchtig machenden Schmerzmittels Oxycontin. Shapiro ist ein eindringlicher Redner und ein erklärter Zentrist - beide Eigenschaften könnten ihn dazu bringen, ein Amt auf nationaler Ebene anzustreben.

Auch weitere Namen im Gespräch

Neben den Genannten zirkulieren die Namen des Gouverneurs von Illinois, JB Pritzker, seines Amtskollegen in Maryland, Wes Moore, und des Gouverneurs in Kentucky, Andy Beshear. Allerdings scheinen die Chancen der drei Gouverneure nicht besonders groß. Auch die Namen der Senatorin Amy Klobuchar und des US-Verkehrsministers Pete Buttigieg sind in der Diskussion um eine mögliche Nachfolge bereits gefallen.

Immer wieder genannt wird auch die frühere First Lady Michelle Obama, die für viele Demokraten eine Lichtgestalt ist. Sie hat jedoch in der Vergangenheit konsequent betont, dass sie kein politischer Mensch sei und absolut kein Interesse am Präsidentenamt habe.