Das Fliegen, respektive die Geräusche, die das verursacht, stört einige Anwohner. Foto: Tröger

Der Fallschirmsportclub Calw (FSC) möchte seinen Sprüngen auch in Zukunft nachgehen. Deshalb muss die Außenstart- und Landeerlaubnis erneuert werden. Althengstett hat dem nach Ostelsheim und Gechingen unter Auflagen zugestimmt. Es gab jedoch Kritik an dieser Entscheidung.

Althengstett und der FSC – das ist seit Jahren eine durchwachsene Beziehung. Während die einen sich wenig an dem Hobby stören, ist es für andere eine unzumutbare Lärmbelästigung. Die Auseinandersetzung führte vor ein paar Jahren sogar vor die Gerichte. Sprecher einer Interessengemeinschaft gegen Fluglärm und Gemeinderat Philipp Jourdan (Grüne) wurde vom Verein wegen übler Nachrede angezeigt. In zweiter Instanz wurde er von dem Vorwurf jedoch freigesprochen.

Der FSC durfte freilich weiter springen. Und hat nun beim Regierungspräsidium (RP) Stuttgart eine unbegrenzte Außenstart- und Landeerlaubnis beantragt. In diesem Zuge wurden die betroffenen Kommunen am Verfahren beteiligt. Deren Verwaltungen haben sich auf eine Zustimmung geeinigt – allerdings unter gewissen Voraussetzungen. Und natürlich vorbehaltlich der Absegnung durch die Gemeinderäte.

Dieser Vorschlag sieht keine unbegrenzte Genehmigung vor, sondern für fünf Jahre. Gesprungen werden darf höchsten bis 19 Uhr. An Sonn- und Feiertagen herrscht ein grundsätzliches Sprungverbot.

Vier Ausnahmen von dieser Regel kann es pro Jahr geben, jedoch nicht am Karfreitag und nicht an zwei aufeinanderfolgenden Tagen wie an Ostern oder Pfingsten. Zudem gilt an diesen Tagen eine zweistündige Mittagspause. Es darf nur ein Flugzeug pro Tag eingesetzt werden. Dieses muss schallgeschützt sein und so weit wie möglich weg von Wohngebieten fliegen.

Philipp Jourdan (Grüne) reichten diese Forderungen nicht. Er sei zwar froh, dass mittlerweile das RP aus Stuttgart und nicht mehr das aus Karlsruhe zuständig sei und die Öffentlichkeit an der Genehmigung nun beteiligt werde.

Trotzdem würde durch die Beschlussvorlage die "Beschallung der Bevölkerung" nicht gelöst. Er sei gespannt, wie das RP letztendlich entscheiden werde.

Er hatte neben dem Lärm auch noch andere Kritikpunkte. Denn eigentlich befinde sich der Flugplatz in einem Naturschutzgebiet. Es gebe ihn nur dort, weil die Bundeswehr ihn benötige. Dies, sowie die noch lauteren Übungsflüge des KSK, sah Jourdan jedoch ausdrücklich nicht als Problem. Denn die Soldaten würden für Deutschland eine wichtige Aufgabe übernehmen. Aber dass ein Verein diesen Flugplatz einfach nutzen könne, sei schon bemerkenswert.

Guter Kompromiss?

Denn der FSC kommerzialisiere sich trotz Nähe zur Bundeswehr immer weiter. So würden Tandemsprünge beworben und angeboten. Und die Zufahrt zum Gelände finde nicht über die Kaserne statt, sondern durch das Naturschutzgebiet. Dies belaste Anwohner an Sprungtagen noch weiter. Zudem befand er das Vorgehen des FSC als "komisch". Denn dieser habe keinen Kontakt zur Gemeinde, sondern lediglich zum RP aufgenommen. Das hätte sich Jourdan anders gewünscht. Er sei deshalb insgesamt gegen die Beschlussvorlage und brachte sogar einen Antrag ein, dass sich Althengstett gegen die Genehmigung aussprechen solle.

Auch Lothar Kante (SPD) sah das Lärmpotenzial, von dem er als Anwohner auch persönlich betroffen sei. "Ein Hobby von Wenigen kollidiert mit dem Interesse von Vielen", formulierte er es. Allerdings habe man auch ein Recht darauf ein Hobby auszuführen, egal ob andere es für sinnvoll hielten. Der Vorschlag der Verwaltung sei deshalb ein guter Kompromiss. Er könne dem zustimmen.

Allerdings sollte die Einhaltung der Auflagen auch kontrolliert werden. Dazu gehöre auch, dass Bundeswehrflüge und die des Vereins klar getrennt würden. Vom Boden aus sei das jedoch schwer zu erkennen, weil sowohl Bundeswehr als auch der FSC dasselbe Flugzeug verwendeten, wie Kante noch erklärte.

Für Rainer Kömpf (UWV) habe sich die Lage schon verbessert. Er sei noch mit dem Lärm der alten Maschinen des KSK vor 30 Jahren aufgewachsen. Heute sei es leiser. Das Thema sei aber auch sehr subjektiv, analysierte er. Deshalb müsse man einen Kompromiss finden. Die Vorlage tue dies und er könne deshalb zustimmen. Er vertraue dem FSC, dass dieser sich an die Regeln halten werde. Sollte der FSC dies nicht tun, wäre dies "Betrug und eine Schweinerei" und hätte Konsequenzen.

Der Gemeinderat lehnte anschließend Jourdans Antrag bei dessen Zustimmung vor rund 20 anwesenden Fallschirmspringern ab. Die Beschlussvorlage wurde bei vier Enthaltungen angenommen. Hier wurde jedoch noch der Punkt eingefügt, dass in der Mittagspause auch keine Militärflüge zu Sprungzwecken stattfinden dürfen. Damit wurde der Forderung Kantes nachgekommen.