Für Krankenhäuser sind die Zeiten herausfordernd – das Klinikum in VS verzeichnet Millionenverluste. Wie ist die Lage an der Helios Klinik Rottweil? Wir haben nachgefragt.
Es klingt alarmierend, was im Nachbarlandkreis bezüglich des Kostendrucks im Klinikbetrieb vergangene Woche zu hören war. Dem Schwarzwald-Baar-Klinikum fehlen fast zehn Millionen Euro, der Jahresabschluss 2024 ist tiefrot – und das, obwohl die Patientenzahlen steigen.
An diesem Dienstag folgt dann die nächste Hiobsbotschaft: Dem Klinikstandort Donaueschingen droht das Aus. Wie Matthias Geiser, Geschäftsführer des Schwarzwald-Baar-Klinikums, erläuterte, könne die „Außenstelle“ Donaueschingen in der heutigen Form nicht weiter betrieben werden. Grund sei das neue Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG). 242 Betten stehen für Donaueschingen im Krankenhausbedarfsplan, belegt werden können derzeit aber nur 160 Betten.
Krankenhausreform hält Versprechen nicht
Klinikchef Geiser hält mit der Gesamtmisere nicht hinterm Berg und kritisiert: „Die Krankenhausreform weckt mit dem Versprechen einer besseren Versorgung und einer auskömmlichen Finanzierung extrem hohe Erwartungen. Tatsächlich werden aber nicht mehr Mittel und Ressourcen zur Verfügung gestellt als bisher.“ Sach-, Personal- und Investitionskosten könnten nicht ausreichend refinanziert werden.
Die Leistungszahlen im ambulanten Bereich hätten zugenommen, immerhin das ist erfreulich für die Klinik-Geschäftsführung.
Nachfrage bei der Helios Klinik
Anlass für unsere Redaktion, bei der Helios Klinik in Rottweil nach der wirtschaftlichen Lage und der Entwicklung der Patientenzahlen zu fragen. Der Unterschied zu VS: Das Rottweiler Krankenhaus wurde bekanntlich 2011 mit der Übernahme durch Helios privatisiert, ebenso wie die Schramberger Klinik, die kurz darauf geschlossen wurde. Das Klinikum VS ist in Trägerschaft des Landkreises und der Stadt Villingen-Schwenningen. Auch am Zollernalb-Klinikum ist von zweistelligen Millionenverlusten die Rede – der Landkreis schießt Geld zu.
Während man dort dementsprechend offen mit den Zahlen umgeht, beißen wir bei der zuständigen Pressesprecherin von Helios auf Granit. „Wir bitten um Verständnis, dass wir uns zur wirtschaftlichen Lage und weiteren Kennzahlen auf Standortebene grundsätzlich nicht äußern“, so Julia Stapel. Für die Finanzergebnisse auf Konzernebene verweist sie „auf die anstehende Quartalsberichterstattung von Fresenius am 6. August“.
Helios Teil der Fresenius-Gruppe
Was vielen nicht präsent ist: Helios ist als operativ geführter Unternehmensbereich Teil des Gesundheitskonzerns Fresenius. Mit laut eigenen Angaben 190 000 Mitarbeitenden und einem Jahresumsatz von 21,5 Milliarden Euro ist Fresenius heute eines der führenden Unternehmen im Gesundheitsbereich weltweit.
Wie das Fachmagazin „Krankenhaus Management aktuell“ (KMA) berichtete, hätten in der Krankenhaussparte Helios im 1. Quartal 2025 unter anderem steigende Fallzahlen in den Kliniken in Deutschland, positive Preiseffekte und eine hohe Auslastung in den spanischen Krankenhäusern für acht Prozent Umsatzwachstum (auf 3,39 Milliarden Euro) gesorgt. Wegen des Wegfalls der staatlichen Energiehilfen in Deutschland sei das operative Ergebnis von Fresenius Helios jedoch um vier Prozent auf 333 Millionen Euro zurückgegangen. Das operative Ergebnis von Helios Deutschland sei um 23 Prozent auf 157 Millionen Euro gesunken.
Sparprogramm bei Helios
Ein laut KMA von Fresenius bereits im Februar ausgerufenes Sparprogramm bei Helios soll ab der zweiten Jahreshälfte 2025 Wirkung zeigen. Dazu sollen klinische Prozesse optimiert, nicht patientennahe Bereiche verbessert und weitere Synergien beim Einkauf realisiert werden.
480 Mitarbeiter in Rottweil
Dies gibt eine Einordnung, ist aber explizit für den Standort Rottweil natürlich nicht aussagekräftig. Dafür liefert uns die Sprecherin immerhin Antworten zur Frage nach der Mitarbeiterentwicklung: „Die Mitarbeiterzahl in der Helios Klinik Rottweil liegt konstant bei rund 480 Beschäftigten, die mit großem Engagement und Fachkompetenz die Versorgung der Patientinnen und Patienten sicherstellen.“
Unterstützung durch Pflegekräfte aus Mexiko
Vor genau einem Jahr hatte Helios berichtet, dass Pflegekräfte aus Mexiko eingebunden würden. Wie hat sich dies entwickelt? Dazu hat die Sprecherin gute Nachrichten: „Der erste Teil der Gruppe wird noch in diesem Jahr die Kenntnisprüfung absolvieren, während die zweite Gruppe diese Anfang 2026 plant.“
Die Kollegen hätten sich gut eingelebt und seien dank einer starken sozialen Community vor Ort weitgehend integriert und selbstständig. Lediglich eine Pflegekraft sei aus familiären Gründen nach Mexiko zurückgekehrt.
Hier gibt es wiederum eine Parallele zum Schwarzwald-Baar-Klinikum. Auch dort setzt man seit längerem verstärkt auf Personal aus dem Ausland, um die Herausforderungen bewältigen zu können. Insgesamt, so das Klinikum, seien Kräfte aus 90 Nationen vertreten.