Die Donaueschinger Handballer feiern gerne Erfolge. Leider nicht mehr in einem rein Donaueschinger Team, sondern im Partnerverein in Schwenningen. Wie etwa hier im August 2022. Foto: Benjamin Früh

Handball ist aktuell populär wie nie, in der Donaueschinger Vereinswelt spürt man davon wenig – ganz im Gegenteil.

Handball ist in aller Munde. Die Spiele der deutschen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft ziehen die TV-Zuschauer in ihren Bann. Am Sonntag werden die Handballer hoffentlich ihren furios-sympathischen Auftritt beim Wettbewerb krönen. Zweitrangig, ob sie gewinnen. Ob dem Handball künftig die Talente die Tür einrennen: Man darf gespannt sein. Ob das in Donaueschingen sein wird: Man darf es bezweifeln.

 

Jubiläumsfest fällt aus

Denn der heimische Verein steckt in in einer tiefen Krise. Und das ausgerechnet im Jahr nach einem runden Jubiläum. Auch in Donaueschingen zog das schnelle, körperbetonte Spiel in der Halle über Jahrzehnte viele Sportfreunde in den Bann. In den vergangenen Jahren setzte jedoch in Donaueschingen ein Abwärtstrend ein. Im vergangenen Jahr hätte der Handballsportverein sein 50-jähriges Bestehen feiern können. Aber die Laune war wohl nicht danach. Es gibt keinen Nachwuchs, keine aktive Mannschaft und nur noch eine Handvoll Spieler, die inzwischen beim Partnerverein Verein für Handballsport (VfH) Schwenningen ihrem Hobby nachgeht. „Das Ende naht“, sagt der Vorsitzende des Handballsportvereins (HSV) Donaueschingen, Florian Person.

Von alten Zeiten erzählen die einstigen Handballer des HSV Donaueschingen gerne. Die Alten Herren treffen sich regelmäßig. Eine Mannschaft gibt es aber nicht mehr. Foto: Archiv

Dabei wäre ein Rückblick eine stolze Angelegenheit. 1973 startete der Handballsport in Donaueschingen. Initiator war Helmut Ott, ein damaliger Regionalliga-Spieler aus Saarbrücken. Ott konnte offenbar begeistern. Er fand schnell viele Gleichgesinnte. Die Handballer siedelten sich unter dem Dach eines bestehenden Vereins an. Als Abteilung des Sportvereins (SV) Donaueschingen wurde eine Herrenmannschaft im Bezirk Hegau-Bodensee angemeldet.

1982 gab es 170 Aktive

Handball fand auch bei Kindern und Jugendlichen Interesse, so dass im Jahr 1976 eine männliche A-Jugend für den Spielbetrieb gemeldet werden konnte. Die Handballer segelten auf einer bundesweiten Erfolgswelle. Arno Ehret aus der Nähe von Lahr galt als einer der besten Linksaußen der Welt und die deutschen Handballer wurden 1978 Weltmeister. Die Handball-Euphorie trug sich in Donaueschingen weiter. 1982 waren unter dem SV-Dach 170 aktive Handballer registriert, sie übten ihren Sport in zwei Männer-, einer Damen- und diversen Jugendteams aus.

Zeitweise sogar zwei Clubs

Wo viele Menschen dasselbe Hobby haben, müssen sie sich dennoch nicht alle grün sein. 1988 gab es in Donaueschingen sogar zwei Handballvereine, nachdem sich einige Mitglieder vom SV getrennt hatten und den HC Donaueschingen ins Leben riefen. Das Potenzial an Talenten war groß genug für getrennte Wege. Beide Vereine schafften nacheinander den Sprung in die Bezirksklasse. Aber beide konnten sich nicht halten. Vernunft kehrte ein, wenig später wurden die Kräfte wieder gebündelt: der heutige Handballsportverein (HSV) entstand. Fortan wurde die Jugendarbeit forciert. Der älteste Jahrgang, die A-Jugend, spielte einige Jahre in der Südbadenliga. Doch die goldenen Zeiten kamen nicht zurück. Erneut sanken die Zahlen. 2014 wurde mit dem VfH Schwenningen eine Trainings- und später eine Spielgemeinschaft gebildet, die es auch aktuell noch gibt.

Konzentriert, aber am Ende dennoch nicht erfolgreich. Am 2. Dezember geht in Schwenningen das Spiel des VfH gegen die HSG Baar mit 30:37 verloren. Foto: Archiv

„Nahezu kein Interesse“

Wer in Donaueschingen noch Lust auf den Handballsport verspürte, landete somit beim VfH Schwenningen, war jedoch weiterhin Mitglied beim HSV. Zuletzt ging es jedoch deutlich bergab. Die aktuelle Situation sei niederschmetternd, sagt der Vorsitzende. „Wir haben gegenwärtig rund 70 Mitglieder, aber keine eigene Mannschaft mehr und daran wird sich wohl auch nichts ändern“, bedauert Person. Es gebe in der Stadt nahezu kein Interesse mehr am aktiven Handballsport. Neben den fünf, sechs Donaueschingern, die in Schwenningen spielen, sind es in erster Linie die Alten Herren, die mit verschiedenen Aktivitäten das Vereinsleben am Laufen halten. Sie besuchen auch schon einmal Europapokalspiele im nahen Schaffhausen.

„Wir haben in den vergangenen Jahren einige Aktionen gestartet, um Nachwuchs zu akquirieren. Wir haben es in den Schulen versucht und wir hatten kurzzeitig eine Zusammenarbeit mit Handballfreunden in Hüfingen“, schildert Person. Nachhaltig griff keine Maßnahme und Person ergänzt: „Wir bräuchten mindestens zwölf bis 14 Kinder im gleichen Alter, um im Jugendbereich wieder einzusteigen. Zwei, drei ließen sich vielleicht finden, aber damit kannst du keine Mannschaft stellen.“ Noch ist das Aus nicht beschlossene Sache, doch ohne Jugend und aktive Mannschaften wird es kommen. „Die jüngste Entwicklung ist leider keine Überraschung mehr und hat sich abgezeichnet“, fügt Person an.

Der Schlusspunkt?

Heim-Punktspiele
Zumindest im April 2024 könnte es noch einmal guten Handballsport auf der Baar geben, wenn die mit dem VfH Schwenningen vereinbarten Heim-Punktspiele in der Baarsporthalle angepfiffen werden. Diesem Anpfiff könnte jedoch schon bald darauf der endgültige Abpfiff folgen. Dabei ist der Handballsport aktuell auf einem Allzeit-Hoch – zumindest auf nationaler Ebene.