Die Zahl der Straftatan ist im Jahr 2020 gesunken. (Symbolfoto) Foto: Pixabay

Die Corona-Krise hat nicht nur Menschen in ehrlichen Berufen einen Strich durch die Rechnung gemacht, also den Händlern, Künstlern oder Köchen. Wie aus der polizeilichen Kriminalstatistik für das Jahr 2020 hervorgeht, mussten sich auch Diebe und Einbrecher gewissermaßen umstellen.

Oberndorf - Immer zu Beginn eines neuen Jahres veröffentlicht die Polizei Zahlen, Daten und Fakten zu den Straftaten im Vorjahr. Das Verbreitungsgebiet des Schwarzwälder Boten liegt in der aktuellen Statistik größtenteils im Landestrend.

Straftaten gesamt

In den Landkreisen Freudenstadt, Rottweil und Schwarzwald-Baar verzeichnet die Polizei einen Rückgang der Straftaten. Einzig im Kreis Calw ist die Zahl um fast 25 Prozent gestiegen. Für den Zollernalbkreis lagen bei Veröffentlichung des Textes noch keine Daten vor.

Aufklärungsquote überall gestiegen

Während die Zahl der Straftaten in den Landkreisen sehr schwankt, herrscht bei der Aufklärungsquote nahezu Einstimmigkeit. In allen vier Landkreisen wurden zwischen 65 und 70 Prozent der begangenen Vergehen aufgeklärt. Dies entspricht einem leichten Anstieg im Vergleich zum Vorjahr (62-65 Prozent).

Weiterhin kaum Straftaten gegen das Leben

Die Polizei fasst die Paragrafen 211 bis 222 des Straftgesetzes unter dem Obergriff "Straftaten gegen das Leben" zusammen. Dazu zählen etwa Mord, Totschlag, Tötung auf Verlangen und fahrlässige Tötung. Ebenfalls in diese Kategorie fällt ein nicht-vorschriftsmäßiger Schwangerschaftsabbruch und die "geschäftsmäßige Förderung der Selbsttötung".

Während im Kreis Freudenstadt und dem Schwarzwald-Baar-Kreis die Zahl der Straftaten gegen das Leben um durchschnittlich rund 50 Prozent gestiegen sind, blieb sie im Kreis Rottweil unverändert. Im Kreis Calw verzeichnete die Polizei nur rund die Hälfte Straftaten des Vorjahreswertes. Die Anzahl dieser Straftaten bewegt sich in allen Landkreisen zwischen vier und sieben.

Mehr Sexualdelikte - weniger schwere Fälle

Außer im Landkreis Freudenstadt (gleichbleibend bei 87) ist die Zahl der Sexualstraftaten überall gestiegen. Während es im Schwarzwald-Baar-Kreis nur ein Zuwachs von rund 14 Prozent war, muss der Kreis Calw auf eine Steigerung um rund 24 Prozent blicken. Im Kreis Rottweil hat sich die Zahl von 64 auf 99 um rund 55 Prozent erhöht.

Die Polizei unterscheidet außerdem zwischen "normalen" und "besonders schweren" Delikten im Bereich der sexuellen Selbstbestimmung. Zu den "normalen" Delikten zählt etwa das Verbreiten kinderpornografischer Schriften oder die Ausnutzung sexueller Neigungen sowie exhibitionistische Handlungen. Besonder schwere Fälle liegen immer dann vor, wenn Gewalt angewendet wurde, also etwa bei sexuellen Übergriffen, Vergewaltigungen und Missbrauch von Kindern

Die Zahl der besonders schweren Fälle (BSF) hat sich im Landkreis Rottweil von 13 auf sechs und im Schwarzwald-Baar-Kreis von 20 auf elf Straftaten nahezu halbiert. Im Kreis Freudenstadt war ein Rückgang von rund einem Drittel zu verzeichnen, während es im Kreis Calw rund 40 Prozent mehr waren.

Straftaten gegen die persönliche Freiheit

Die Straftaten gegen die persönliche Freiheit sind in den Paragrafen 232 bis 241 Straftgesetzbuch geregelt. Dazu zählen etwa Menschenhandel, Zwangsprostitution und Menschenraub, aber auch die Ausbeutung von Arbeitskräften, Nachstellung (Stalking) sowie Nötigung und Bedrohung.

Während die Zahl dieser Delikte im Kreis Calw um rund 43 Prozent auf 654 gestiegen ist, verzeichnen die anderen Landkreise einen Rückgang von rund fünf bis sechs Prozent.

Körperverletzungen in fast allen Kreisen weniger geworden

Die körperliche Unversehrtheit ist im Grundgesetz als Menschenrecht verankert. Dennoch gab es in allen vier Landkreisen über 350 Körperverletzungen. Auch hier ist überall ein Rückgang von rund zehn bis 15 Prozent festgestellt worden. Lediglich im Kreis Calw stieg die Zahl von 492 um rund ein Drittel auf 654.

Langfinger haben es schwer im Corona-Jahr

Die Polizei registrierte nach Angaben des Innenministeriums 15 Prozent oder 24.000 weniger Diebstähle im Vergleich zum Vorjahr in Baden-Württemberg. In den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl in Baden-Württemberg somit um mehr als 77.000 Fälle gesunken.

Außer im Kreis Calw (anstieg von rund 1,5 Prozent) spiegelt sich dieses Bild auch in der Region: In den drei anderen Landkreisen sank die Zahl der Diebstähle um rund 14 Prozent. Bei den Einbruchdiebstählen sieht die Statistik weniger eindeutig aus, dennoch verzeichnen alle Landkreise einen Rückgang von rund zwölf bis etwa 42 Prozent.

Betrugs- und Fälschungsdelikte

Immer wieder hat die Polizei auch 2020 vor fiesen Betrugsmaschen gewarnt. Menschen, die sich bei alten Leuten als Enkelkinder ausgeben oder falsche Polizeibeamte - alles Maschen, die inzwischen seit Jahren bekannt sind. Die Zahl der Betrugs- und Fälschungsdelikte ist 2020 im Landkreis Calw um rund 43 Prozent gestiegen, während sie in den Kreisen Rottweil und Freudenstadt rund fünf Prozent zurückging. Im Schwarzwald-Baar-Kreis wurden etwa 25 Prozent weniger Delikte in diesem Bereich festgestellt.

Die absoluten Zahlen zeigen, dass es jedoch unzählige Menschen gibt, die trotzdem Erfolg haben. In den Kreisen Rottweil und Freudenstadt waren es 716 Fälle, im Schwarzwald-Baar-Kreis 1127 und im Landkreis Calw 1089. Das entspricht zusammen einem Rückgang um 141 Fälle auf 3648.

Zahl der Drogendelikte nahezu unverändert

1925 Fälle von Rauchgiftkriminalität waren es im Jahr 2019 in den vier Landkreisen. Im Gegensatz zu den anderen Straftatbereichen ist hier kaum eine Veränderung ersichtlich. Im Jahr 2020 stieg der Wert auf 1953. Während die Delikte in den Landkreisen Rottweil und im Schwarzwald-Baar-Kreis weniger geworden sind, konnte im Kreis Calw nur eine minimale Verbesserung festgestellt werden. Im Kreis Freudenstadt stieg die Zahl der Drogendelikte um 125 auf 449.

Über 20 Prozent Tatverdächtige

Die Polizei trennt Tatverdächtige in zwei verschiedene Altersgruppen: Die Erwachsenen ab 21 Jahren und Kinder, Jugendliche und Heranwachsende unter 21 Jahren. Rund 22 Prozent der Tatverdächtigen macht dabei die jüngere Altersgruppe aus. Außerdem wird von den Beamten erfasst, welche Staatsangehörigkeit ein Tatverdächtiger hat. Im Durchschnitt waren in den vier Landkreisen rund 22 Prozent der Verdächtigen ohne deutsche Staatsangehörigkeit.