Eine Person versucht eine Handtasche einer älteren Frau tz klauen. Raubdelikte haben im Jahr 2023 ein Hoch erreicht, wie das Polizeipräsidium verzeichnet. Foto: Katleho Seisa/peopleimages.com - stock.adobe.com

Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) des Polizeipräsidiums Reutlingen für das Jahr 2024 zeigt einige neue Höchststände. Neben Sexualverbrechen sind auch Gewalttaten auf hohem Niveau. Das Cannabisgesetz erschwerte die Aufklärung der Rauschgiftdelikte.

Das Polizeipräsidium Reutlingen gibt in einer Mitteilung die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2024 für die Landkreise Tübingen, Reutlingen, Esslingen und den Zollernalbkreis bekannt. Hier eine Übersicht.

 

Gesamtzahl der Straftaten zurückgegangen Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 52 258 Straftaten registriert, was einem Rückgang von 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Verantwortlich seien insbesondere sinkende Fallzahlen bei Diebstahls- und Rauschgiftdelikten.

Aufklärung bei Diebstählen stieg

Weniger Diebstahl verzeichnet Diebstähle nahmen mit insgesamt 14 825 Straftaten um 6,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ab – insbesondere die Anzahl der Ladendiebstähle (673). Der Wohnungseinbruchsdiebstahl nahm um 1,7 Prozent ab. Im vergangenen Jahr blieb es in 42,7 Prozent der Fälle beim Einbruchsversuch. Zudem erhöhte sich die Aufklärungsquote auf 22,5 Prozent.

Aufklärungsquote insgesamt erhöht Die Aufklärungsquote erhöhte sich insgesamt auf 62,9 Prozent im Vergleich zu 62,1 Prozent im Jahr zuvor.

Kriminalität unter dem landesweiten Durchschnitt

Kriminalitätsbelastung im Präsidiumsbereich gesunken Die Kriminalitätsbelastung im Bereich des Polizeipräsidiums Reutlingen liegt mit 4132 Straftaten pro 100 000 Einwohner um drei Prozent unter dem Wert des Vorjahres. Sie befindet sich weiterhin unter dem landesweiten Durchschnitt von 5180.

Zahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen nahm zu Die Zahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen stieg mit 11 815 um 4,2 Prozent. Dies entspricht einem Anteil von 42,4 Prozent an der Gesamtzahl der Tatverdächtigen und markiert einen neuen 20-Jahres-Höchststand. Die Zahl tatverdächtiger Asylbewerber beziehungsweise Flüchtlinge verringerte sich um 1,3 Prozent auf insgesamt 2335. Dies entspricht einem Anteil von 10,6 Prozent an den Tatverdächtigen insgesamt (ohne ausländerrechtliche Verstöße).

Erschleichen von Leistungen verstärkt aufgefallen

Weniger Taten gegen das Leben Im Vergleich zum Vorjahr nahmen die Straftaten gegen das Leben mit 45 Taten leicht ab. Die Aufklärungsquote erhöhte sich und lag bei 93,3 Prozent.

Vermögens- und Fälschungsdelikte Die Fallzahlen der Vermögens- und Fälschungsdelikte stieg um 11,6 Prozent auf 8782 Fälle an. Insbesondere die Betrugsdelikte nahmen spürbar um 18,6 Prozent zu, so die Polizei. Auffällig seien die Waren- und Warenkreditbetrugsdelikte mit 1774 Fällen sowie Tankbetrüge mit 722 Taten.

Auch das Erschleichen von Leistungen wurde um 69,5 Prozent häufiger festgestellt als im Vorjahr. Die steigenden Fallzahlen seien vor allem auf verstärkte Kontrollen im Öffentlichen Personennahverkehr zurückzuführen.

Körperverletzungen weiter hoch im Kurs

Hohes Niveau bei Gewalttaten Die Gewaltkriminalität nahm um ein Prozent ab, lag damit aber nur geringfügig unter dem 20-Jahres-Höchststand aus dem Jahr 2023 mit 2023 Taten. Die Anzahl der Körperverletzungsdelikte bewegt sich mit 6414 Taten weiterhin auf hohem Niveau. Die Raubdelikte stiegen im Vorjahresvergleich um 7,2 Prozent und erreichten ein 20-Jahres-Hoch.

Gewalt gegen Polizeibeamte Nach dem Höchststand in 2023 nahm die Anzahl der Gewalt gegen Polizeibeamte um 2,6 Prozent auf 564 Straftaten erstmals seit vier Jahren ab. Die Zahl verletzter Polizisten sank deutlich um 99 und lag im vergangenen Jahr bei 187.

Zuwachs insbesondere bei pornografischen Schriften

Messerattacken im öffentlichen Raum In den vergangenen drei Jahren kam es im Bereich des Polizeipräsidiums Reutlingen zu einem leichten Rückgang von Messerangriffen im öffentlichen Raum. Im Vergleich zu 2023 nahm die Zahl um eine Straftat auf 109 ab.

Sexuelle Straftaten steigen Die Sexual-Straftaten sind um 4,1 Prozent auf 1101 Fälle gestiegen. Der Zuwachs ist insbesondere auf die gestiegene Fallzahl bei der Verbreitung pornografischer Schriften, wozu auch die Kinder- und Jugendpornografie gehört, zurückzuführen. Die Aufklärungsquote verbesserte sich und lag bei 87,6 Prozent. Mit 219 Sexualdelikten wurde eine Tat mehr als 2023 registriert.

Cannabisgesetz erschwert Arbeit

Cybercrime Im Jahr 2024 wurden 1116 Cybercrime-Straftaten registriert. Damit sank die Anzahl zwar geringfügig, blieb aber nur geringfügig unter dem letztjährigen Höchststand von 1174.

Rauschgiftkriminalität Die Einführung des Cannabisgesetzes am 1. April 2024 hatte erhebliche Auswirkungen auf die registrierten Fälle der Rauschgiftkriminalität. So war ein Rückgang der Delikte um 42 Prozent auf 1773 Fälle zu verzeichnen. Aus polizeilicher Sicht würden gezielte Kontrollen durch die neue Gesetzeslage erschwert werden. Zuvor habe das Sicherstellen von Cannabis als Anfangsverdacht gereicht, nun sei das deutlich komplexer, so die Polizei.

Prävention

Diebstahl
 Beim Wohnungseinbruchsdiebstahl ist neben zielgerichteten Ermittlungen sowie Präsenz- und Kontrollmaßnahmen der technische Einbruchschutz von elementarer Bedeutung. Zu diesem Zweck bietet die Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle des Polizeipräsidiums Reutlingen für Bürger sowie Unternehmen kostenlose sicherungstechnische Beratungen an, um Schwachstellen an Gebäuden aufzuzeigen und über maßgeschneiderte Möglichkeiten zu deren Behebung zu informieren.

Sexuelle Gewalt
 Auch im vergangenen Jahr stand der Bereich der sexualisierten Gewalt im Fokus polizeilicher Präventionsaktivitäten. Insbesondere zum Thema sexualisierte Gewalt gegen Kinder und zur Eindämmung der Verbreitung von Kinder- und Jugendpornografie fanden unter anderem Elternabende, Fortbildungen für Erzieherinnen und Erzieher sowie verschiedene Impulsvorträge statt.