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Gegen die Welle von Wohnungseinbrüchen hat die Polizei bisher kein wirksames Gegenmittel.

Stuttgart - Es ist Zeit, auf seine eigenen vier Wände besonders gut aufzupassen. Eine Welle von Wohnungseinbrüchen schwappt mal nach Stuttgart, mal in die Landkreise - und bisher hat die Polizei kein wirksames Gegenmittel.

Die beiden Männer, die seit 1. Dezember in Untersuchungshaft sitzen, haben Seltenheitswert. Sie gehören zu den wenigen Tatverdächtigen, die nach mehreren Wellen von Wohnungseinbrüchen gefasst wurden. Wer sie sind, weiß niemand. Angeblich sind sie 16, mit einem unbekannten Dritten waren sie mit einem Mazda mit belgischem Kennzeichen aus Straßburg nach Stuttgart gereist. Sie werden für zwei Einbrüche in Botnang und im Stuttgarter Westen verantwortlich gemacht.

Wohnungseinbrüche sind die Wermutstropfen in der Kriminalstatistik 2009, die Polizeipräsident Siegfried Stumpf am Freitag vorgestellt hat. Weniger Straßenkriminalität, eine stagnierende Zahl von Gewaltdelikten, eine leicht gestiegene Jugendkriminalität. Das wäre das grobe Fazit im Überblick bei insgesamt 60.080 Straftaten. Aber die Wohnungseinbrecher sorgen für ernsthafte Probleme im Sicherheitsgefühl - teilweise im Land, besonders aber in Stuttgart.

"Wir werden die Kontrollen wieder hochfahren"

Die Zahl der Fälle ist auf 641 gestiegen - und damit um mehr als zehn Prozent. Freilich ist diese Größenordnung noch zu niedrig gegriffen. Bei den Sachbearbeitern gibt es einen Stau - "50 Prozent der eingegangenen Anzeigen sind noch gar nicht durchermittelt", räumt Stumpf ein.

Die Einbrecher sind bisher einen Tick schneller. Nicht zuletzt ist das die Folge des drastischen Personalabbaus, dem unter anderem die Ermittlungsgruppe Wohnungseinbruch zum Opfer fiel. Viele Spezialisten, vor allem von der Schutzpolizei, wurden an andere Dienststellen versetzt, der Rest kam als Unterabteilung beim Dezernat Organisierte Kriminalität unter - das freilich ein größeres Aufgabengebiet hat. Lange vor dem Übergang nahm die alte Mannschaft keine Fälle mehr an. Ausgerechnet da schlugen die Einbrecher zu. Folge: Die Aufklärungsquote, in den letzten Jahren um die 20 Prozent, ging auf 13 Prozent zurück.

Ob mit dem Duo der angeblich 16-Jährigen eine Großserie geklärt wird, ist offen. Die beiden, die einer ethnischen Minderheit angehören, in Frankreich mit anderen Namen und Altersangaben erkennungsdienstlich behandelt wurden und laut Altersgutachten mindestens 21 Jahre alt sind, schweigen beharrlich.

Mühsam sind auch Erfolge gegen Taschendiebe. 973 Fälle sind ein Plus von 45 Prozent. Geklärt werden konnten aber nur 51 Fälle - eine Quote von 5,2 Prozent. Bei den 26 Fällen des Handtaschenraubs sind lediglich drei Täter ermittelt worden.

Polizeipräsident Stumpf vergisst indes die nächsten Herausforderungen nicht: Mit dem Frühjahrsbeginn werden die Wochenenden wärmer - und vor allem der Berliner Platz droht wieder zum Brennpunkt von Jugend- und Gewaltkriminalität zu werden. "Wir werden die Kontrollen wieder hochfahren", kündigt Stumpf an. Dabei seien auch die Verantwortlichen der nahe gelegenen Erlebnislokale sensibilisiert worden. 2009 gab es erneut mehr junge Tatverdächtige. Alkohol spielte eine bedeutende Rolle, auch wenn der Anteil betrunkener Jungtäter bei der Straßenkriminalität auf knapp 40 Prozent zurückging. "Die Sicherheit auf Straßen und Plätzen", sagt Stumpf, "ist eine konstante Größe und kann sich im Vergleich zu anderen Großstädten sehen lassen."