Die Geldautomatensprengung hat dem klassischen Banküberfall längst den Rang abgelaufen. Foto: dpa/Markus Klümper

Was die Höhe der Beute betrifft, ist die Sprengung von Geldautomaten längst das größere Problem. Dennoch versucht die Polizei mit großem Aufwand, jeden Banküberfall aufzuklären.

Ein maskierter Mann mit Karohemd, dicker Brille und Baseballcap betritt eine Bankfiliale in Walddorfhäslach (Kreis Reutlingen). Mit einer Waffe bedroht er die Angestellten. Seine Beute stopft er in eine blaue Plastiktüte und türmt.

 

Der Prozess, der am 7. November vor dem Landgericht in Tübingen beginnt, verhandelt ein schweres Verbrechen, das allerdings immer seltener vorkommt. Noch vor 20 Jahren wurden in Baden-Württemberg in einem Jahr 122 Banküberfälle verübt, dann ging es rapide abwärts. In den vergangenen drei Jahren schwankte der „Deliktbereich 2111“ auf einstelligem Niveau. Im Sicherheitsbericht des Landesinnenministeriums findet er überhaupt keine Erwähnung mehr.

Vorfahren, sprengen, ausräumen

Kein Wunder, am Bankschalter gibt es kaum noch etwas zu holen. Heute ziehen die Bankkunden ihr Geld am Automaten, und genauso machen es die Räuber. Sie fahren mit hochmotorisierten Fahrzeugen vor, befestigen Sprengstoff an den Geräten und zünden die Ladung. Noch im Rauch und Staub durchwühlen sie die zerstörte Einrichtung. 1,9 Millionen Euro wurden auf diese Weise 2022 in Baden-Württemberg erbeutet. Bei dem klassischen Delikt der Banküberfälle waren es im selben Jahr insgesamt nur 38 000 Euro.

Dafür sind die psychischen Folgen für die überfallenen Angestellten ungleich schlimmer, weshalb die Polizei immer noch keine Mühen scheut, um jeden Bankräuber zu fassen. So wie in Walddorfhäslach: 5000 Euro Belohnung wurden ausgesetzt, eineinhalb Jahre dauerte die Fahndung, dann brachte ein DNA-Abgleich den Treffer. Ein 41-jähriger Mann, der wegen anderer Delikte bereits im Gefängnis sitzt, blickt nun einer weiteren langjährigen Haftstrafe entgegen. Dass sich das Ganze für ihn nicht gelohnt hat, dürfte er gleich gemerkt haben. Seine Beute damals: 25 Euro.