Die Zahl der Wohnungseinbrüche geht im Kreis Rottweil zurück. Foto: © Gina Sanders – stock.adobe.com/www.BilderBox.com

Die Zahl der Straftaten im Kreis Rottweil ist im vergangenen Jahr laut polizeilicher Kriminalstatistik gestiegen. Einen besorgniserregenden Anstieg ist bei den straffällig gewordenen Kindern zu verzeichnen.

Die Kriminalstatistik des Polizeipräsidiums Konstanz verzeichnet für 2024 einen leichten Rückgang der Gesamtstraftaten um 0,3 Prozent auf 35 119 Fälle, wie das Präsidium in einer Pressemitteilung am Montagmorgen bekannt gibt.

 

Gleichzeitig sank die Aufklärungsquote um 0,8 Prozentpunkte auf 68,9 Prozent, liegt jedoch weiterhin deutlich über dem Landesdurchschnitt von 62,6 Prozent. Das Präsidium ist für die Kreise Rottweil, Schwarzwald-Baar und Tuttlingen zuständig.

Entwicklung im Landkreis Rottweil

Die Kriminalstatistik für 2024 zeigt im Landkreis Rottweil eine negative Entwicklung: Die Zahl der Straftaten stieg um 5,8 Prozent. Während 2023 noch 4768 Fälle registriert wurden, waren es 2024 bereits 5045. Positiv ist jedoch die gestiegene Aufklärungsquote, die von 66,6 Prozent im Jahr 2023 auf 70 Prozent anstieg und damit über dem Landesdurchschnitt liegt.

Alle Landkreise über dem 5-Jahres-Mittelwert

Besonders auffällig ist der Anstieg der Delikte wie Körperverletzung, Bedrohung und Freiheitsberaubung. Deren Zahl stieg von 820 auf 1033, wobei insbesondere Körperverletzungen von 583 auf 683 Fälle zunahmen. Bei diesen Delikten liegen alle vier Landkreise im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Konstanz über dem fünfjährigen Mittelwert.

Anstieg der Sexualdelikte

Auch Sexualdelikte haben im Kreis Rottweil laut Statistik einen neuen Höchststand erreicht: Die Zahl der erfassten Fälle stieg von 147 im Jahr 2023 auf 208 im Jahr 2024. Gewalt gegen Polizeibeamte nahm ebenfalls stark zu: 75 Angriffe wurden 2024 gezählt, im Vorjahr waren es 54. Aggressionsdelikte im öffentlichen Raum stiegen von 205 auf 266.

Einen positiven Trend gibt es hingegen bei Wohnungseinbrüchen, deren Zahl im Kreis Rottweil leicht von 43 auf 41 sank. Auch die Zahl der Raubdelikte ging zurück, von 26 auf 20 Fälle. Diebstähle insgesamt sanken von 1250 auf 1152 Fälle, ebenso die Zahl der Fahrraddiebstähle von 80 auf 66. Ladendiebstähle nahmen jedoch zu: 2024 wurden 328 Fälle registriert, im Vorjahr waren es 315. Besonders häufig wurden Kosmetikprodukte, Lebensmittel und Alkohol entwendet.

Die Zahl der Betrugsfälle, insbesondere durch Callcenter-Betrug, falsche Polizeibeamte und den Enkeltrick, stieg im gesamten Bereich des Polizeipräsidiums Konstanz massiv von 660 auf 947 Fälle an. Demgegenüber sank die Zahl der Betrugsfälle durch Instant-Messaging-Betrug erheblich: 2023 wurden 486 Fälle registriert, 2024 nur noch 54. Auch Cybercrime-Delikte gingen zurück, von 121 auf 95 Fälle.

8014 Opfer von Straftaten

Im Kreis Rottweil wurden 295 Tatverdächtige unter Alkoholeinfluss erfasst, darunter 30 unter 21 Jahren. Im gesamten Bereich des Polizeipräsidiums Konstanz wurden 8014 Menschen Opfer von Straftaten. Ein besorgniserregender Trend ist laut Mitteilung der Anstieg der politisch motivierten Hasskriminalität: Im gesamten Polizeipräsidium Konstanz verdoppelte sich die Zahl der Fälle fast von 220 im Jahr 2023 auf 423 im Jahr 2024. Die Anzahl antisemitischer Straftaten hingegen sank von 42 auf 24.

Weniger Messerangriffe

Im Kreis Rottweil wurden sechs Straftaten gegen das Leben verzeichnet, doppelt so viele wie im Vorjahr. Dazu zählen Mord, Totschlag, Tötung auf Verlangen, fahrlässige Tötung und strafbarer Schwangerschaftsabbruch. Die Zahl der Straftaten mit Messern ist hingegen gesunken: 2024 gab es 75 Fälle, 2023 waren es noch 90. Es gibt jedoch unterschiede zwischen Straftaten mit Messern und Messerangriffen. Messerangriffe bedeuten, dass der Angriff sich direkt gegen Personen richtet. Hierbei wurden im gesamten Polizeipräsidium Konstanz 12,6 Prozent weniger Angriffe verzeichnet.

Ein deutlicher Anstieg ist hingegen bei der häuslichen Gewalt zu verzeichnen: Im Kreis Rottweil wurden 230 Fälle registriert, 2023 waren es noch 181. Die Zahl der Drogendelikte sank von 297 auf 216 Fälle, was vor allem mit der Teillegalisierung von Cannabis im vergangenen Jahr zusammenhängt. Die Zahl der Drogentoten blieb im Kreis Rottweil konstant bei einer Person.

Die Zahl der Vermögens- und Fälschungsdelikte stieg leicht an: 2024 wurden 736 Fälle registriert, 2023 waren es 710. Sachbeschädigungen gingen leicht zurück: 2024 wurden 585 Fälle verzeichnet, 2023 waren es 593.

Immer mehr junge Täter

Besorgniserregend ist der Anstieg der Tatverdächtigen im Kindesalter. „Auch wenn es nicht sicher belegbar ist, so scheint es doch naheliegend, dass diese negative Entwicklung auch auf die Corona-Pandemie zurückzuführen ist, zumal die Zahl der tatverdächtigen Kinder in den fünf Jahren zuvor relativ konstant war“, betont Polizeipräsident Uwe Stürmer, der das Polizeipräsidium Konstanz derzeit kommissarisch leitet.

„Wir müssen die kriminellen Karrieren frühzeitig unterbrechen und mit Präventionsmaßnahmen dem entgegen wirken.“ Zudem könnten die gestiegenen Preise und knapperen finanziellen Mittel in den Familien zu einer Zunahme von Ladendiebstählen beigetragen haben.

Prävention ist wichtig

Das Polizeipräsidium betont in einer Pressekonferenz in Konstanz abschließend die Bedeutung von Präventions- und Aufklärungsarbeit, um insbesondere bei jungen Menschen Straftaten zu verhindern oder frühzeitig einzudämmen.