Zwar sind die Straftaten in und um Freiburg im vergangenen Jahr um rund acht Prozent gesunken, die Stadt bleibt aber landesweit am stärksten von Kriminalität betroffen. Auf 100 000 Einwohner kommen 10 400 Straftaten.
Die Kriminalität in Freiburg ist zuletzt überdurchschnittlich um 7,7 Prozent auf insgesamt rund 23 400 Straftaten – ohne Verstöße gegen das Ausländerrecht – gesunken. Allerdings ist die Gewaltkriminalität um vier Prozent auf rund 1900 Delikte angestiegen. Zudem bleibt Freiburg mit einer Häufigkeitszahl von rund 10 400 Straftaten je 100 000 Einwohnern (Landesschnitt: rund 4200) die am stärksten durch Kriminalität belastete Stadt im Land.
Messerdelikte Rund 370 „Messerdelikte“, bei denen entweder mit einem Messer gedroht oder ein Messer als Waffe eingesetzt wurde, seien zudem ein trauriger landesweiter Spitzenwert, so Freiburgs Polizeipräsident Franz Semling.
Messerverbotszonen Dieser hofft nun auf rechtssichere Messerverbotszonen in der Landeserstaufnahmestelle (LEA), am Stühlinger Kirchplatz und am Europaplatz in Freiburg. Diese gelten als besonders gefährliche Orte in der Stadt in Sachen Messerkriminalität. Das Thema mache ihm „Sorgen“, so Semling. Gespräche mit der Stadt in Sachen Messerverbote gebe es bereits.
Gewaltbereitschaft Insgesamt beobachte er eine Zunahme der Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft von Hass-Postings und Beleidigungen im Netz bis hin zum Angriff auf Rettungskräfte im Einsatz. „Kommunikation fällt vielen Menschen offenbar immer schwerer“, auch wenn natürlich nicht alles strafrechtlich relevant sei, so Semling. „Die Bereitschaft, Konflikte mit Gewalt zu lösen, nimmt zu.“ Rund 11 000 Fälle von Raub, Körperverletzung und Bedrohung habe man zuletzt registriert in der Region, ein trauriges Plus von mehr als acht Prozent.
Ausländerkriminalität Für Freiburg und das Umland mit den Kreisen Emmendingen, Waldshut, Lörrach – dem am stärksten mit Kriminalität belasteten Landkreis in ganz Baden-Württemberg – und Breisgau-Hochschwarzwald habe sich beim Thema Ausländerkriminalität zudem in den vergangenen 20 Jahren ein eindeutiger Trend verfestigt, so Semling weiter: Bei einem Anteil von knapp 20 Prozent Nichtdeutschen an der Bevölkerung im Land ist liegt der Anteil der ausländischen Tatverdächtigen am kriminellen Gesamtgeschehen mittlerweile bei 45 Prozent. 2004 waren es noch 20 Prozent.
Parallel dazu ist der Anteil der Deutschen von 80 auf 55 Prozent der Tatverdächtigen gesunken. Drei Viertel der Tatverdächtigen seien zudem Männer.
Intensivtäter In der Region gebe es rund 140 jugendliche und heranwachsende Intensivtäter, denen die Polizei zusammen mit anderen Behörden viel Aufmerksamkeit widme, so Semling. Es gehe darum, bei diesen jungen Menschen ein weiteres Abrutschen in die Kriminalität zu verhindern.
Auch bei den Demos liegt Freiburg vorne
Demonstrationen Landesweit ebenfalls ganz vorn dabei sind die Freiburger, wenn es ums Demonstrieren geht: 732 Demos musste die Polizei zuletzt in der Region begleiten, manche davon mit ganzen Hundertschaften an Beamten. Einen „sehr hohen Wert“ habe man zuletzt mit 41 Delikten bei den Straftaten gegen das Leben (Mord, Totschlag, fahrlässige Tötung und Tötung auf Verlangen) registriert. Darunter, so Kripochef Armin Bohnert, sei aber auch eine „Lebensbeichte“ in einem längst verjährten Fall von fahrlässiger Tötung in Zell im Wiesental im Kreis Lörrach gewesen.
Sexualdelikte Kein Bereich binde mittlerweile mehr Ermittler ein als die Aufdeckung von Sexualdelikten, insbesondere beim Thema Kinderpornografie und Missbrauch im Internet, so Bohnert. Die Fallzahlen seien dort in der Region seit 2015 um das sechseinhalbfache auf 650 im Jahr angestiegen. Ohnehin gebe es auch deshalb mehr Sexualdelikte, „weil wir mehr aus dem Dunkelfeld holen“, so Bohnert. Gewalt in Ehe und Partnerschaft, bei der in drei Vierteln der Fälle Frauen die Opfer seien, ziehe sich durch alle Gesellschaftsschichten.
Einbrüche Einen starken Rückgang um rund die Hälfte auf rund 600 Fälle seit 2015 habe man in der Region bei den Einbrüchen registriert, so Armin Bohnert weiter. In der Hälfte der Fälle bleibe es zudem beim Versuch, da die polizeiliche Präventionsarbeit Früchte trage und die Bürger mehr Wert auf die Sicherung von Türen und Fenstern setzen.
Geldautomatensprengungen Die Serie der Geldautomatensprengungen aus dem vergangenen Jahr sei zum Glück abgerissen seit die Polizei in Straßburg im Elsass eine entsprechende Bande dingfest gemacht hat.
Fahrraddiebstahl Was hingegen in einer Studentenstadt wie Freiburg weiterhin oft geklaut wird, sind Fahrräder, so Kripochef Armin Bohnert. Zuletzt habe man, da immer wieder teure E-Bikes von Profis geklaut wurden, einen Gesamtschaden in diesem Bereich von rund sieben Millionen Euro registriert. Eine Statistik, in der auch ein Dienstrad der Polizei auftaucht, das bei einem halbstündigen Einsatz beim Hauptbahnhof gestohlen wurde.