Der Trend, der schon vor zwei Jahren festgestellt wurde, setzt sich fort: Die Zahl der Straftaten in Albstadt sinkt leicht – dafür schießt die der Delikte, die von Kindern verübt werden, in die Höhe.
1995 Straftaten wurden 2023 in Albstadt begangen, 90 weniger als 2022 – das ist die erste gute Nachricht, die Detlef Wysotzki, der kommissarische Leiter des Polizeireviers Albstadt, und sein Kollege Roland Endörfer den Albstädter Gemeinderäten in ihre erste Sitzung nach der Sommerpause mitgebracht hatten.
Und nicht die einzige: Da Albstadts Bevölkerung nach wie leicht steigt, ist auch die Kriminalitätsbelastung, also die Zahl der Delikte, die anfiele, wenn man die Einwohnerzahl Albstadts von rund 47 000 auf 100 000 hochrechnete, gesunken, nämlich auf 4298 – 2022 waren es noch 4559. Gestiegen ist dagegen die Zahl der aufgeklärten Straftaten, und zwar von 1463 auf 1475. Die Aufklärungsquote beträgt damit 73,9 Prozent – 2022 waren es nur 70,2.
Warum ausgerechnet die Kinder?
Die schlechte Nachricht folgte weiter unten in der Excel-Tabelle: Die Zahl der von Kindern begangenen Straftaten ist 2023 von 56 im Vorjahr auf 89 gestiegen. Was umso bemerkenswerter ist, weil, die Zahl der von Jugendlichen verübten Straftaten eher unbeträchtlich stieg, nämlich von 105 aus 113, und die der straffällig gewordenen Herangewachsenen sogar sank – von 75 auf 74, was nicht viel, aber mehr als gar nichts ist.
Wieso also die Kinder? Laut Wysotzki schlugen zum einen die Ladendiebstähle zu Buch, zum anderen der Umstand, dass heutzutage auch Rangeleien auf dem Schulhof von Eltern angezeigt würden, die vor einer Generation noch unterm Radar geblieben seien.
Heider: Eine Folge der Pandemie
Manuela Heider, Sprecherin der Freien Wähler und selbst Lehrerin, fand die Zahlen, die sie nicht zuletzt als Spätfolge von Corona-Pandemie und Corona-Maßnahmen wertet, dennoch alarmierend und beklagte, dass zu wenig geschehe, um dem Trend entgegenzuwirken: Die Schulsozialarbeit sei stets ausbaufähig, doch stünden im gesamten Zollernalbkreis „zu wenig Ressourcen“ zur Verfügung – und im übrigen werde manches nur halbherzig betrieben. „Wir haben Jugendforen – aber was machen wir mit den Ergebnissen?“
Gibt es Jugendbanden in Albstadt? Detlef Wysotzki, verneinte die Frage, erwähnte allerdings zwei gemeinschaftlich begangene Einbrüche, die in erkennbarem Zusammenhang zueinander standen: erst Handy, einen Abend später Handyhüllen – so einfach kann man es der Polizei auch machen.
Pornografie ohne Absicht
Andere Delikte, mutmaßt Wysotzki, ließen sich auch durch intensivere Medienprävention bekämpfen – mancher Jugendlicher präsentiere sich in aller Unschuld online im Adamskostüm, ohne sich darüber bewusst sein, dass er sich damit Pornografie zuschulden kommen lasse.
Stichwort Sexualität: Die Zahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung ist 2023 um elf auf 60 gestiegen – als Beispiel nannte Wysotzki die notorischen Grabschereien in der Badeanstalt.
Cannabiskonsum fällt künftig aus der Statistik raus
Drogen? 2023 war das letzte Jahr, in dem Cannabis eine nennenswerte Rolle in der Statistik spielt; 2024 wird es aufgrund der geänderten Gesetzeslage in der Bedeutungslosigkeit versinken. Gewalt gegen Polizeibeamte? Ist laut Roland Endörfer rückläufig. Die Zahl der „Rohheitsdelikte ist insgesamt gestiegen.
Die Internetkriminalität nimmt weiter zu – erst jüngst wurden innerhalb weniger Stunden 20 Versuche registriert, den „Enkeltrick“ anzuwenden. Die beiden Polizisten machten kein Hehl aus ihrem Stolz auf die Albstädter Senioren: 19 fielen gar nicht darauf herein, und die 20. hatte das Glück, dass die Dame in der Bank auf dem Posten war und Verdacht schöpfte. Diese Kriminellen können der Albstädter Szene natürlich nicht zugerechnet werden; sie sitzen ganz woanders.
Zahl der Unfälle steigt kontinuierlich
Nicht nur die Kriminalität kam im Bericht der beiden Gäste aus Truchtelfingen zur Sprache, sondern auch das Thema Unfälle. Ihre Zahl steigt seit dem Ende der Pandemie wieder kontinuierlich; es sank allein die der Schwerverletzten, nämlich von 16 auf elf. Auffällig ist die steigende Zahl der Fahrradunfälle. Hier macht sich die wachsende Bedeutung der zweirädrigen E-Mobilität – E-Bikes, Pedelecs – bemerkbar.