Immer mehr Kinder unter 14 Jahren werden zu Straftätern. Außerdem nimmt die Zahl der Gewaltdelikte in Rottweil zu. Es gibt aber auch Zahlen, die Hoffnung machen.
Sind das Spätfolgen der Corona-Pandemie? Die Polizei jedenfalls hält das für möglich. 41 Tatverdächtige waren 2024 jünger als 14 Jahre – eine Zunahme um 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Aus Sicht des Rottweiler Polizeirevierleiters Thorsten Weil eine besorgniserregende Entwicklung. Seiner Beobachtung nach werden immer mehr Konflikte mit Gewalt gelöst, wie er im Pressegespräch zur Kriminalitätsstatistik deutlich machte. Aber auch bei Sachbeschädigungen und Ladendiebstählen treten die jungen Straftäter in Erscheinung.
Die Tatverdächtigen
884 Tatverdächtige waren es im vergangenen Jahr insgesamt in Rottweil. Knapp 80 Prozent der Tatverdächtigen sind männlich, rund 45 Prozent nicht-deutscher Herkunft.
Was die Anzahl der Straftaten, die kreisweit steigt, angeht, bildet Rottweil mit 1607 im Vergleich zu 1403 Delikten im Vorjahr keine Ausnahme. Nimmt man ausländerrechtliche Verstöße, etwa fehlende Ausweispapiere im Rahmen der Einreise nach Deutschland, hinzu, waren es 2024 insgesamt 1621 Straftaten (2023: 1425).
Die Gewalt nimmt zu Betroffen macht beim Blick auf die Kriminalitätsstatistik 2024 besonders die zunehmende Gewalt. 2024 gab es in Rottweil 274 Rohheitsdelikte (Vorjahr: 198), wobei die Körperverletzungen mit 185 Fällen (2023: 131) den größten Anteil ausmachen. Diese zögen sich durch alle Lebensbereiche – von der Schulhof- über die Kneipenschlägerei bis ins häusliche Umfeld.
Da Täter und Opfer sich oftmals kennen würden, sei die Aufklärungsquote mit 89,7 Prozent auch entsprechend hoch, meinte Weil. Konflikte würden leider mehr denn je mit Gewalt gelöst. Das zeigt sich auch bei der zunehmenden Partnergewalt. 2024 gab es 38 Fälle, im Vorjahr waren es 30.
Gewalt in allen Lebensbereichen
Mehr Gewalt gegen Polizisten
Der Respekt fehlt Bedenklich: 2024 haben auch die Fälle von Gewalt gegen Polizeibeamte (30 Taten) stark zugenommen – um 120 Prozent. Die Täter seien meist alkoholisiert oder befänden sich in einem psychischen Ausnahmezustand, erklärte Weil. Oftmals führe auch ein polizeiliches Einschreiten bei Fällen häuslicher Gewalt zu solchen Reaktionen.
Oberbürgermeister Christian Ruf sieht in Fällen dieser Art mangelnden Respekt, wie er beim Pressegespräch zur Kriminalitätsstatistik deutlich machte. Angriffe auf Polizisten seien Angriffe auf das Rückgrat des Rechtsstaats. Er schlug außerdem eine Brücke zum Instagram-Post der Grüne-Jugend-Vorsitzenden Jette Nietzard, die ein Bild von sich mit dem Anti-Polizei-Slogan „ACAB“ auf dem Sweatshirt hochgeladen hatte. Für ihn sei das ein Ausdruck „blanker Verachtung“.
Sorgloses Weiterverbreiten Die Entwicklungen im Bereich Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung driften auseinander. Zwar gab es 2024 einen Rückgang von 58 auf 50 Fälle, darunter keine Vergewaltigungen, und mit 86 Prozent eine besonders hohe Aufklärungsquote, jedoch gibt es bei der Verbreitung pornografischer Schriften einen Anstieg um fast 94 Prozent.
Sorglos Pornografie weiterverbreitet
Dazu zähle das – teilweise auch von Personen unter 14 Jahren – sorglose Weiterverbreiten pornografischer Inhalte. Umso wichtiger sei das Schulen von Medienkompetenz. „Da wäre noch viel zu tun“, meinte Thorsten Weil im Pressegespräch.
Was hoffnungsvoll stimmt, ist die insgesamt „bemerkenswert hohe Aufklärungsquote“, wie Ruf feststellte. Diese liegt 2024 für Rottweil bei 71,7 Prozent und damit um 7,7 Prozentpunkte über dem Vorjahr und deutlich über dem Landesschnitt (62,6 Prozent).
Viele Einbrüche scheitern Ebenfalls positiv: Im vergangenen Jahr gab es in Rottweil mit 389 Fällen um rund acht Prozent weniger Diebstähle. Stark gesunken ist vor allem die Zahl der Taschendiebstähle – von 13 auf fünf Fälle. Delikte dieser Art seien oft auf organisierte Banden zurückzuführen, so Weil.
Weniger Diebstähle, Einbrüche und Betrugsfälle
Beruhigen dürfte die mit elf Fällen unverändert niedrige Anzahl an Wohnungseinbrüchen – und noch mehr, dass neun davon bereits im Ansatz scheiterten. Wachsamen Nachbarn und Präventionsmaßnahmen sei Dank. Die Polizei investiere viel in die kostenlose Beratung der Bürger, etwa hinsichtlich baulicher Veränderungen, so Weil.
Kritik an Cannabis-Gesetz Um fast 18 Prozent auf 98 Fälle zurückgegangen sind die Zahlen bei der Rauschgiftkriminalität – unter anderem eine Auswirkung der Teillegalisierung von Cannabis. OB Ruf machte dabei keinen Hehl daraus, dass er von der handwerklichen Ausführung des Gesetzes nichts hält.
„Eine sehr sichere Stadt“
Festzuhalten sei ein stabiles Sicherheitsniveau in Rottweil, so Weil. Dennoch müsse man die Entwicklungen beobachten und repressiv und präventiv tätig werden. OB Ruf stellte fest: „Wir leben in einer sehr sicheren Stadt, in der man auf die Straße gehen kann, ohne sich Sorgen machen zu müssen.“