Generell geht die Kriminalität in Bad Liebenzell zurück. Betrugsmaschen am Telefon nehmen aber zu. Der zuständige Polizeiposten (im Bild) zieht im nächsten Jahr um. Foto: Biermayer

In Bad Liebenzell ist es bislang nicht üblich gewesen, dass die Polizei dem Gemeinderat die Kriminalitätsstatistik vorstellt. Das hat sich jetzt geändert.

Bad Liebenzell - Im Februar stellte die CDU-Fraktion im Gemeinderat den Antrag, dass die Kriminalstatistik für die Stadt dem Gremium einmal jährlich präsentiert werde. In der Bevölkerung gebe es durch Einbrüche und Schockanrufe eine große Verunsicherung, begründete Maik Volz (CDU) die Initiative damals. In der Sitzung am Dienstag stellte die Polizei nun die Zahlen des vergangenen Jahres vor.

209 Straftaten gab es im vergangenen Jahr in Bad Liebenzell. Diese Zahl präsentierte der kommissarische Leiter des Polizeireviers Calw, Thomas Huber, dem Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung. Zudem habe man eine Aufklärungsquote von knapp 70 Prozent. Im Vorjahr seien es gut ein Viertel mehr Straftaten gewesen, so Huber. Die Zahl der Straftaten in der Stadt sinke aber seit Jahren. Im Jahr 2017 seien es noch 279 gewesen. Außerdem gebe es in Bad Liebenzell auf die Einwohnerzahl gerechnet weniger Straftaten als im Landkreis- oder im Landesschnitt.

Mehr Körperverletzungen

Huber ging dann auf einzelne Straftatbestände genauer ein. Insgesamt 27 Körperverletzungen habe es im vergangenen Jahr gegeben. Diebstähle seien es 36 gewesen, Wohnungseinbrüche mit Diebstahl habe es zwei gegeben. Fälschungsdelikte seien 41 Mal vorgekommen, 22 Mal sei Sachbeschädigung begangen worden. Aggressionsdelikte im öffentlichen Raum habe es elf gegeben. 27 Rauschgiftdelikte habe man gezählt. Rauschgiftdelikte sind mit Körperverletzungen die Straftaten, bei denen im Vergleich zu den Vorjahren die Zahlen steigen.

Der Polizist hatte auch die Statistiken über die Tatverdächtigen mit dabei. Von 138 Tatverdächtigen habe es sich bei 84 um deutsche Staatsbürger gehandelt. 54 von ihnen seien nicht deutsch gewesen. Von dieser Gruppe wiederum seien fünf Flüchtlinge unter den Tatverdächtigen gewesen und 49 mit einem sonstigen erlaubten Aufenthalt.

Aggressives Verhalten

Generell verschiebe sich die Kriminalität von Einbrüchen hin zu Betrugsmaschen, so Huber. "Enkeltrick, Schockanrufe, der falsche Polizist" seien bei den Kriminellen die aktuellen Strategien. Im Landkreisvergleich stehe man insgesamt jedoch gut da. Aber die Aggressivität gegenüber Polizisten habe in den vergangenen Jahren sehr zugenommen, zeigte er sich besorgt. Obwohl es in Bad Liebenzell nicht so schlimm sei wie anderswo.

Der Ortsvorsteher der Kernstadt, Lucas Wehner, erkundigte sich nach den Betäubungsmittelverstößen. Er wollte wissen, ob das hauptsächlich Jugendliche seien und wo die Drogen beziehungsweise die Dealer herkommen. Es seien nicht nur Jugendliche, antwortete Huber. Da seien auch viele junge Erwachsene dabei. Da es allgemein nicht so viele Fälle seien, könne man über Netzwerke im Hintergrund wenig sagen.

Gesundheitliches Risiko

Thomas Becker (UL) wollte wissen, wie Huber zu der Legalisierung von Cannabis stehe, welche die Bundesregierung in dieser Legislaturperiode umsetzen will. Andere europäische Länder hätten mit der Legalisierung von Cannabis sehr gute Erfahrungen gemacht, antwortete Huber. Aber er sehe weiterhin das gesundheitliche Risiko für die Konsumenten sowie die Auswirkungen auf den Straßenverkehr kritisch.

Becker erkundigte sich noch nach Aufklärungsveranstaltungen über die Schockanrufe für Bürger. Da könne man gern einen Termin vereinbaren, meinte Huber. Sowohl Dietmar Lehmann-Schaufelberger (Grüne) als auch Maik Volz (CDU) und Bürgermeister Roberto Chiari sprachen sich dafür aus, den Stadtseniorenrat in eine solche Veranstaltung miteinzubinden.

Ob man zukünftig wieder mehr Wohnungseinbrüche erwarten könne, weil die Menschen nicht mehr so viel zu Hause seien wie in der Pandemie, wollte Sebastian Kopp (UL) wissen. Das könne man nicht genau sagen, so Huber. Wichtig sei aber, auf seine Mitmenschen und Nachbarn aufzupassen und der Polizei Hinweise zu geben.

Lehmann-Schaufelberger (Grüne) fragte, ob es Zahlen zur Internetkriminalität in Bad Liebenzell gebe. Diese Zahlen würden nicht gesondert erhoben, meinte Huber. Volz (CDU) erzählte, dass ihm heute alleine drei Bürger von einem Schockanruf berichtet hätten. "Gibt es da eine aktuelle Masche? Und was kann man konkret dagegen tun?", fragte er. Die Kriminellen telefonierten oft älter klingende Namen einer ganzen Ortschaft nacheinander ab. Man solle sich die Rufnummer notieren und der Polizei melden. Franziska Dürr (CDU) schlug noch vor, die Täter in ein Gespräch zu verwickeln und parallel die Polizei zu benachrichtigen. Das sei natürlich das Allerbeste, aber für die Betroffenen auch sehr schwer umsetzbar, meinte Huber.

Dessen Kollege vom Polizeiposten in Bad Liebenzell, Marc Hanagarth, stellte noch die Unfallstatistik aus dem vergangenen Jahr für die Stadt vor. 66 Unfälle habe es insgesamt gegeben. Von 27 verunglückten Personen seien zehn leicht und 17 schwer verletzt gewesen. Außerdem habe es einen schwer verletzten Radfahrer und einen schwer verletzten Pedelec-Fahrer gegeben.

Der Gemeinderat beschloss dann die Vergabe von Bauarbeiten für den neuen Polizeiposten im alten Notariat für knapp 60 000 Euro. Diese Arbeiten werden im nächsten Monat beginnen. Das Gebäude soll im nächsten Jahr bezogen werden. Thomas Huber freut sich darauf. Das bisherige Gebäude sei sehr in die Jahre gekommen. Außerdem bedankte er sich für eine gute Zusammenarbeit mit der Kommune.