Revierleiter Peter Buckenmaier stellte im Gemeinderat die Balinger Kriminalitätsstatistik vor. Foto: Maier

Die Zahl der von der Polizei registrierten Straftaten ist in Balingen im vergangenen Jahr erneut zurückgegangen. Der kommissarische Revierleiter Peter Buckenmaier stellte dem Gemeinderat am Dienstag die Entwicklung vor.

Balingen - Weniger Fälle, weniger Arbeit? Keineswegs, betonte Buckenmaier, der im April die Leitung des hiesigen Reviers übernommen hatte. 1260 erfasste Taten bedeuteten allerdings ein Fünf-Jahres-Tief; im Vergleich mit Städten derselben Größenordnung lebe es sich in Balingen "sehr sicher".

Stichwort: Corona-Delle

Buckenmaier führte die Entwicklung unter anderem auf die besonderen Umstände im vergangenen Jahr zurück. Stichwort: Corona-Delle. Die Einschränkungen im öffentlichen Leben machten sich eben auch in der Kriminalitätsstatistik bemerkbar.

Dutzende Demos

Gerade Corona aber – genauer: der Protest gegen die von der Politik verhängten "Maßnahmen" und Einschränkungen – bescherten den Polizisten in Balingen jedoch auch zusätzliche Arbeit. Dutzende "Querdenker"-Demonstrationen, Autokorsos, "Frühlingserwachen" und Montagsspaziergänge habe man begleitet und im Auge gehabt, so Buckenmaier. Wohl wegen Corona – Stichwort: Impfpässe – sei die Zahl der Urkundenfälschungen deutlich angestiegen, von elf im Jahr 2020 auf 26.

810 Taten aufgeklärt

Von den 1260 im Stadtgebiet registrierten Straftaten konnte die Balinger Polizei 810 aufklären, das entspricht einer Quote von 64,3 Prozent – marginal niedriger als 2020, als 64,8 aller Taten geklärt wurden. Der Rückgang der Straftaten zieht sich quer durch fast alle Deliktsbereiche, fast überall gebe es das Fünf-Jahres-Tief. Besonders stark sei der Rückgang im Bereich der Eigentumskriminalität festzustellen, so Buckenmaier. Gewaltfälle liegen weiter unter dem Vor-Corona-Niveau, ebenso die Straßenkriminalität. In einem Fall werde wegen versuchten Mordes ermittelt – nach der Bombenexplosion in der Commerzbank-Filiale im Mai 2021.

Anders als von vielen befürchtet, sind die Fälle von häuslicher Gewalt nicht weiter angestiegen – im Gegenteil: Allgemein war erwartet worden, dass es wegen Corona zu mehr Fällen kommen würde – etwa innerhalb von Familien, die infolge von Kita-Schließungen, Homeschooling und Homeoffice verstärkt eng zuhause aufeinander sitzen und dabei zunehmend aggressiv werden. Im Vergleich zum Coronajahr 2020 aber sind die Zahlen im Bereich der häuslichen Gewalt gesunken: von 24 auf 19 Fälle in 2021, davon 16 Körperverletzungen und drei Bedrohungen.

Warnung vor Computer- und Internetbetrug

Einen besonderen Platz nahmen in Buckenmaiers Vortrag die Fälle von Computer- und Internetkriminalität ein. In Balingen habe es im vergangenen Jahr hunderte Opfer gegeben, ohne dass man den "Tatort" – also den Ort, von dem aus die Täter agieren – genau lokalisieren konnte. "Das Internet ist eben überall." Buckenmaier appellierte daran, genau darauf zu achten, auf welchen Seiten und auf welchen Plattformen man mit Computer und Smartphone unterwegs sei. Und er verwies auf den mutmaßlichen Cyber-Angriff auf das Bizerba: Vor solchen Angriffen sei niemand sicher.

Viele personelle Wechsel

Positiv entwickelt sich die Personallage auf dem Balinger Revier. Aktuell gebe es viele Wechsel, Kollegen gingen in den Ruhestand. Im Frühjahr sei eine erste Welle neuer junger Kollegen gekommen, im Herbst werden weitere erwartet.