Mit einem Anhänger hat die Polizei die gestohlenen Kupferkabel nach Freudenstadt transportiert. Foto: Beyer

Ist die leerstehende Kurklinik in Bad Rippoldsau von Kupferdieben geplündert worden? Eine offizielle Bestätigung dazu gibt es nicht, doch vieles deutet darauf hin. Die Polizei hat mittlerweile die Beweismittel nach Freudenstadt gebracht. Die Ermittlungen dauern an.

Die Beweismittel sind in Freudenstadt eingetroffen: Auf einem kleinen Anhänger liegt ein ganzes Bündel isolierter Kupferkabel – darüber eine Decke aus grobem Stoff, die aber das geladene Diebesgut nicht ganz verdeckt.

 

Am Mittwoch hat die Polizei die beschlagnahmte Beute der Kupferdiebe nach Freudenstadt gebracht. Kurzzeitig stand der Polizei-Bulli mit dem Anhänger auf dem Parkplatz hinter dem Freudenstädter Polizeirevier. Bewacht wurden die Beweise von mehreren Beamten.

Später wurde der Anhänger an einen sicheren Ort gebracht. „Die Beweisstücke werden so gelagert, dass unbefugte Dritte keinen Zugriff darauf haben“, berichtet ein Sprecher der Polizei auf Anfrage unserer Redaktion. Auch bestätigt der Sprecher, dass es sich bei den Kabeln um Beweismittel aus dem Fall der beiden mutmaßlichen Kupferdiebe handelt, die am Samstag in Bad Rippoldsau von einem Zeugen auf frischer Tat ertappt wurden.

Auf B 28 gestoppt

Bereits am Montag vermeldete die Polizei ihren Ermittlungserfolg: Ein Zeuge hatte am Samstag gegen 22 Uhr beobachtet, wie mehrere Personen in der Fürstenbergstraße in Bad Rippoldsau Kupferkabel in einen Transporter luden. Der Mann alarmierte die Polizei, die den Transporter auf der B 28 bei Oppenau stoppte.

In dem Wagen befanden sich zwei Männer – einer 38, der andere 43 Jahre alt. Auf beide kommt nun laut Polizei ein Strafverfahren wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Diebstahls zu. Dass die Beweismittel nun von Oppenau nach Freudenstadt gebracht wurden, hängt laut Polizei mit dem sogenannten Tatortprinzip zusammen. Denn unabhängig von dem Ort der Festnahme ist für die Ermittlungen immer jenes Polizeirevier verantwortlich, in dessen Zuständigkeitsbereich sich der Tatort befindet.

Die ehemalige Kurklinik steht schon seit vielen Jahren leer. Foto: Lehmann

Ob die Diebesbeute nun in Freudenstadt nur eingelagert wird, oder noch auf Spuren hin untersucht wird, ist derzeit offen. „Es wird derzeit noch geprüft, ob eine weitergehende Spurensicherung erfolgt“, erklärt der Sprecher.

Dass die mutmaßlichen Diebe ausgerechnet in Bad Rippoldsau zugeschlagen haben, lässt aufhorchen. Denn in Bad Rippoldsau befindet sich eine ehemalige Kurklinik, die seit vielen Jahren leer steht. 2016 wurde das Gebäude von chinesischen Investoren übernommen, der groß angekündigte Umbau kam allerdings nie zustande. Stattdessen beschäftigt die vor sich hin gammelnde Ruine immer wieder die Polizei, weil unbefugte in das Gebäude einsteigen, um dort Partys zu feiern. Auch gibt es immer wieder Fälle von Vandalismus.

Haben die mutmaßlichen Täter die Kupferleitungen also aus den Wänden der Klinik gerissen? Auf Anfrage unserer Redaktion bestätigt die Polizei zumindest, dass die Kupferleitungen kurzzeitig auf dem Gelände der Kurklinik gelagert wurden, bevor sie von den beiden Männern abtransportiert wurden.

Ob das Diebesgut im Gebäude oder davor gelagert wurde, will die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen aber nicht verraten. Laut Polizei ist zudem unklar, ob ein Teil oder sogar die ganze Beute aus der Klinik stammt, oder ob sie dort nur zwischengelagert wurde.

Kriminelle Energie

Doch dass die Kupferdiebe in der ehemaligen Klinik zugeschlagen haben, ist nicht unplausibel. So geht ein Sprecher des örtlichen Ordnungsamts davon aus, dass die Beute aus der Klinik stammt. Die Täter hätten das Kupfer vermutlich abmontiert, aber nicht gleich mitgenommen, sondern bereitgelegt, um es später abzutransportieren. Der Sprecher geht von einer „erheblichen kriminellen Energie“ aus.

Allerdings hat das Ordnungsamt laut eigenen Angaben diese Informationen nur von Dritten. Denn: „Wir haben keine eigenen Ermittlungen eingeleitet“, so der Sprecher. Somit bleibt abzuwarten, ob sich diese Informationen durch die Ermittlungen der Polizei bestätigen werden.