Letzte Instruktionen vor der Abfahrt. Foto: Jürgen Lück

Feuerwehrmann Jan Straub schiebt das Ultraschallgerät Richtung Bus: "Das muss rein und sicher befestigt werden!" Seine Kameraden beladen den Transporter der Feuerwehr Empfingen mit Schläuchen, Armaturen, Helmen, Pumpen. Und zwei Retter vom THW packen beim Beladen des Sattelzugs mit Paletten voller Schlafsäcke mit an.

Horb - Freitagabend im Rettungszentrum Horb. Die letzte Station aller Feuerwehren aus dem Landkreis vor der Fahrt an die ukrainische Grenze. Mit unseren Spenden! Für ukrainische Flüchtlinge und die Feuerwehr in der Ukraine.

Kreisbrandmeister Frank Jahraus: "Den emotionalsten Moment gab es heute Nachmittag. Der Lkw-Fahrer der Spedition Fahrner stammt aus der Ukraine. Als er die Menge der Hilfsgüter gesehen hat, ging er in den Aufenthaltsraum und hat geweint!"

Dramatische Lage in Partnerlandkreis

Landrat Klaus Michael Rückert hatte am Vormittag in Schopfloch-Iflingen unserer Redaktion geschildert, wie dramatisch die Lage aktuell im Partnerschaftslandkreis Tomaszów Lubelski ist: "Der Landkreis hat 80 000 Einwohner. Täglich kommen 20 000 Flüchtlinge aus der Ukraine an. Die Lage dort wird Tag für Tag dramatischer. Deshalb bin ich froh, dass wir so schnell so viele Spenden zusammenbekommen haben, um dort tatkräftig zu helfen."

Das Horber Rettungszentrum wurde am Freitag zum Hilfs-Hub. Feuerwehrfahrzeuge aus dem ganzen Kreis bringen hier die Spenden hin. Und packen mit an, um Decken, Schlafsäcke, Feuerwehrmaterial, Nahrungsmittel und Medizin umzupacken.

Das medizinische Material lagert jetzt im Reisebus der Firma Schweizer und ist unterwegs Richtung Osten. Laut Landrat Rückert hilft die Feuerwehr aus dem ukrainischen Landkreis Lemberg auch den Flüchtlingen vor dem EU-Grenzübergang in Tomaszów Lubelski: "Dort sind viele leicht verletzt!"

Das Hilfs-Hub. Zwei Feuerwehrfahrzeuge werden mit Schläuchen, Armaturen und Pumpen beladen. Allein Horb hat Material im Wert von 10 000 Euro gespendet.

Dank an Feuerwehr

Kreisbrandmeister Jahraus: "Unser Partnerlandkreis arbeitet eng mit dem Kreis Lemberg in der Ukraine zusammen. Wir waren dort auch schon. Die Kameraden dort haben uns um Feuerwehrausrüstung gebeten." Laut Landrat Rückert haben die Lemberger Feuerwehren ihr Material – so weit es geht, nach Osten weitergegeben. Dorthin, wo jetzt Krieg herrscht.

19.25 Uhr. Die Fahrzeuge sind beladen. Jahraus lässt antreten. Sagt: "Danke an die Feuerwehr Horb! Was ihr hier geleistet habt, ist herausragend!" Der erste Landesbeamte Reinhard Geiser: "Die Welt steht Kopf! Wer hätte das vor zwei Jahren gedacht? Hunderttausende Flüchtlinge aus der Ukraine drängen über die Grenze – auch in unseren Partnerschaftslandkreis. Jetzt können wir zeigen, was Freundschaft bedeutet!"

Horbs OB Peter Rosenberger: "Danke. Großartig, was Ihr alle geleistet habt. Und dass ihr wieder gezeigt habt: Wenn es schnell gehen soll und klappen soll, ruft man die Feuerwehr an. Kommt alle gesund zurück!"

Dann startet die Tour. 22 Stunden Fahrt. Sechs Feuerwehr-Fahrzeuge, zwei Sattelschlepper (Fahrner und Gebrüder Schuon Logistik). Voll mit 90 Paletten. Und ein Reisebus der Firma Schweizer, gefahren von Wolfgang Schweizer. Auf der Hinfahrt: Voll mit medizinischem Material, dazu Schlafplätze für die Feuerwehrleute. Auf der Rückfahrt könnte der Bus die ersten Flüchtlinge aus der Ukraine in den Landkreis bringen. Landrat Rückert: "Im Moment ist die Tendenz in Tomaszów Lubelski so, dass die Flüchtlinge lieber in der Nähe ihrer Heimat bleiben. Falls doch einige zu uns möchten, haben uns die Kirchen Gemeinderäume zur Verfügung gestellt. Und es haben sich viele Landkreis-Bewohner gemeldet, die Zimmer haben."

22 Stunden Fahrt bis zu Grenze

Einzige Rast der 22 Stunden-Fahrt: In Bunzlau (Polen). Feuerwehr-Sprecher Marc Fischer: "Dort werden die Kameraden der dortigen Berufsfeuerwehr uns auf einem Parkplatz an der Autobahn mit heißer Suppe verpflegen!"

Irgendwann am Samstagabend wird der Konvoi nach 1500 Kilometern ankommen. Sonntag 8 Uhr Frühstück, dann rein in die Stadt und in einer zentralen Sammelstelle Decken, Schlafsäcke, Thermoskannen und weitere Hilfsgüter abgeben. Jahraus: "Danach werden wir mit unseren polnischen Kameraden an den Europa-Grenzübergang fahren, an dem täglich 20 000 bis 30 000 Flüchtlinge ankommen, und der ukrainischen Feuerwehr die Ausrüstung auf polnischem Gebiet übergeben!"

Dann soll es wieder zurück gehen, so dass der Konvoi Montagnacht wieder im Landkreis ist. Vielleicht sind die ersten Flüchtlingen aus der Ukraine mit dabei.