Die Kabelbinder sind noch da: Hier hingen die Protestplakate gegen den Ukraine-Krieg. Foto: Lück

Niemand, der klar denkt, möchte gerade in der Ukraine sein. Weder auf der einen noch auf der anderen Seite. Aber dieser Vorfall in Horb macht fassungslos: Anscheinend russische Bürger haben die Friedensplakate des Projekts Zukunft am Kloster zerstört.

Horb - Oberbürgermeister Peter Rosenberger hat klare Worte: "Ich bin entsetzt! Der Vorfall macht leider deutlich, dass die russische Propaganda auch in Horb bei Einzelnen auf fruchtbaren Boden stößt." Was war passiert?

Am Montag Abend war Susanne Henning vom Projekt Zukunft auf dem Weg ins Kloster – Theaterprobe. Dann die Schock-Beobachtung gegen 18.50 Uhr. Henning: "Mit mir ging ein Paar (30 bis 40 Jahre) und ein Jugendlicher ebenfalls zum Kloster. Sie unterhielten sich auf russisch, als wir die Treppen von der Sommerhalde hochgingen. Als ich gerade zur Eingangstür ins Kloster hinein wollte, sah ich, wie sich das Paar an den Plakaten zu schaffen machte!"

Frau macht sich mit Schere an Plakaten zu schaffen

Die Plakate. Anfang März an den Geländern von der Stiftskirche her gesehen aufgehängt. Auf dem einen steht "Free Ukraine! Stopp Putins Krieg." Auf dem anderen ein Zitat von Albert Einstein: "Was für eine Welt könnten wir bauen, wenn wir die Kräfte, die ein Krieg entfesselt, für den Aufbau einsetzen."

Doch das passte dem Pärchen nicht. Henning: "Ich sprach beide an, was sie da machen, als sie schon dabei waren, die Plakate herunter zu reißen. Der Mann antwortete in gebrochenem Deutsch mit eindeutig russischem Akzent, dass das alles ›Fake-News‹ sind. Das stimme nicht. Der Krieg finde schon seit acht Jahren statt. Die Frau sagte gar nichts, zückte eine Schere und fuhr fort, die bemalten und beschrifteten Laken zu zerschneiden und herunter zu reißen. Ich habe immer wieder gesagt, dass sie sich an fremden Eigentum zu schaffen machen. Das ist strafbar."

Hilflos musste Henning von unten mit ansehen, wie beide die Plakate unter die Arme klemmten und davon gingen.

Team stellt Strafanzeige gegen Unbekannt

Ein Schock. Henning: "Das sind doch keine hetzerischen Parolen." Am gestrigen Dienstag hatte sich das Team des Projekts Zukunft beraten und abgestimmt, dass man Strafanzeige gegen Unbekannt stellt. Henning: "Ich kannte die beiden nicht."

Das Projekt Zukunft schrieb auch an das Rathaus. OB Rosenberger: "Ich verurteile ein solches Handeln aufs Schärfste. Ich habe mich auch mit den zuständigen Stellen in der Verwaltung beraten, welche rechtlichen Möglichkeiten zum Handeln wir als Stadtverwaltung haben. Leider sind uns ordnungsrechtlich die Hände gebunden, es gibt keine Rechtsgrundlage, die uns ein Einschreiten ermöglichen würde. Es liegt am Projekt Zukunft, eine Anzeige bei der Polizei zu machen. Und privatrechtlich gegen die Verursacher vorzugehen. Wenn Sie den Namen der Personen hätten, wäre es natürlich einfacher, diese zur Rechenschaft zu ziehen."

Rosenberger weiter: "Mir ist es weiterhin wichtig, als geschlossene Horber Gesellschaft den Krieg gegen die Ukraine zu verurteilen. Ich bin überzeugt, dass die Mehrheit der Horber sich nicht in die Irre leiten lassen und ihnen an einem friedlichen Zusammenleben gelegen ist."