Nach Angaben aus dem Emirat Katar wurde die Waffenruhe zwischen dem Staat Israel und der islamistischen Hamas um zwei Tage verlängert.
Die Feuerpause zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas wird nach übereinstimmenden Angaben um zwei Tage verlängert. Es sei eine Einigung „zur Verlängerung der humanitären Waffenruhe im Gazastreifen um zwei weitere Tage“ erzielt worden, teilte das Außenministerium von Katar im Onlinedienst X, ehemals Twitter, am Montag mit. Die Hamas bestätigte die Angaben zu der Vereinbarung, die den Weg zur Freilassung weiterer Geiseln frei machen würde.
Während die UNO und die USA die von Katar und der Hamas verkündete Einigung begrüßten, bestätigte die israelische Regierung das neue Abkommen zunächst nicht. Zuvor hatte Regierungssprecher Eylon Levy jedoch erklärt, es gebe „eine Möglichkeit“ für eine Verlängerung der Feuerpause, die ohne eine weitere Einigung am Dienstagmorgen ausgelaufen wäre.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte sich nach einem Telefonat mit US-Präsident Biden offen für eine Verlängerung geäußert. Er habe Biden aber auch gesagt, dass Israel danach „mit voller Kraft“ sein Ziel weiterverfolgen werde, „die Hamas zu zerstören“.
Guterres: „Schimmer der Hoffnung“
UN-Generalsekretär António Guterres sagte vor Journalisten, die Verlängerung sei ein „Schimmer der Hoffnung und der Menschlichkeit“. Die UNO hoffe, dadurch die humanitäre Hilfe für die Menschen im Gazastreifen weiter ausbauen zu können.
Die am Freitag begonnene Feuerpause sorgt für ein kurzes Aufatmen in dem seit mehr als sieben Wochen andauernden Krieg. 39 israelische Geiseln wurden seitdem aus der Gefangenschaft der Hamas freigelassen, unter ihnen acht deutsche Doppelstaatler. 19 weitere Geiseln, darunter 17 Thailänder, kamen im Rahmen gesonderter Vereinbarungen frei. Im Gegenzug entließ Israel seit Freitag insgesamt 117 palästinensische Häftlinge.
In Washington begrüßte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats des Weißen Hauses, John Kirby, die Verlängerung der Waffenruhe. Die US-Regierung hoffe auf eine weitere Verlängerung, dies hänge davon ab, ob die Hamas weitere Geiseln freilasse, sagte Kirby vor Journalisten.
Weitere Freilassungen vorgesehen
Für Montag waren unterdessen weitere Freilassungen vorgesehen. Das Büro von Regierungschef Netanjahu erklärte, die Familien der für die Befreiung vorgesehenen Geiseln seien bereits informiert worden.
Vertreter von Israel und der Hamas hatten sich nach langwierigen Verhandlungen unter Vermittlung von Katar, den USA und Ägypten auf die zunächst auf vier Tage angelegte Feuerpause geeinigt. Die Vereinbarung sah vor, in dieser Zeit 50 israelische Geiseln im Austausch gegen 150 palästinensische Häftlinge freizulassen. Von Beginn an bestand die Option auf eine Verlängerung der Feuerpause und die Freilassung weiterer Geiseln und Häftlinge.
Am Sonntag waren 17 Menschen aus der Gefangenschaft der Hamas freigelassen worden. 13 von ihnen wurden vom israelischen Militär in Israel in Empfang genommen, vier weitere Geiseln blieben in Ägypten. Dabei handelt es sich um drei Thailänder sowie einen israelisch-russischen Staatsbürger. Im Gegenzug ließ Israel - wie bereits an den Vortagen - 39 palästinensische Gefangene frei.
Am 7. Oktober verschleppt worden
Die Geiseln waren bei dem brutalen Überfall der Hamas am 7. Oktober verschleppt worden. Hunderte Kämpfer der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas waren nach Israel eingedrungen und hatten nach israelischen Angaben etwa 1200 Menschen getötet und 240 Menschen in ihre Gewalt gebracht.
Daraufhin begann Israel damit, Ziele im Gazastreifen aus der Luft und vom Boden aus massiv anzugreifen. Angaben der Hamas zufolge, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seitdem fast 15.000 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet.
Der UN-Sonderberichterstatter für außergerichtliche Hinrichtungen, Morris Tidball-Binz, und die Sonderberichterstatterin für Folter, Alice Jill Edwards, forderten am Montag unabhängige Untersuchungen zu möglichen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Israel und den Palästinensergebieten.
Die Feuerpause wird auch für die Lieferung humanitärer Hilfe für die notleidende Zivilbevölkerung im Gazastreifen genutzt. Seit Freitag erreichten hunderte Lastwagen mit Hilfsgütern das abgeriegelte Palästinensergebiet.
1,7 Millionen Bewohner auf der Flucht
Den Vereinten Nationen zufolge befinden sich rund 1,7 Millionen der 2,4 Millionen Bewohner des Gazastreifens wegen des Kriegs auf der Flucht. Ein Sprecher des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA), sprach von einem „nie dagewesenen“ Bedarf an humanitärer Hilfe. „Wir sollten mindestens zwei Monate lang kontinuierlich 200 Lastwagen pro Tag in den Gazastreifen schicken“, sagte er.
Angaben der Bundesregierung zufolge befinden sich noch „eine niedrige dreistellige Zahl“ von Deutschen in dem Palästinensergebiet. Mehr als 400 Staatsbürger einschließlich ihrer Familienangehörigen konnten laut einer Sprecherin des Auswärtigen Amtes seit Beginn des Krieges über den Grenzübergang Rafah nach Ägypten ausreisen.