Das Autohaus Staiger entwickelt neue Geschäfts-Strategien, mit denen es auf die Veränderungen auf dem Markt reagiert, berichtet Geschäftsführer Patric Hüttner. Foto: Kleinberger

Erst die Halbleiterkrise, jetzt auch noch Krieg in der Ukraine: Die Automobilbranche hat seit geraumer Zeit mit Unterbrechungen in den Lieferketten zu kämpfen. Das spüren auch die Autohäuser – und damit natürlich auch die Endverbraucher.

Mittleres Kinzigtal. Im Extremfall kann es inzwischen bis zu zwei Jahre dauern, bis der jetzt bestellte Neuwagen tatsächlich beim Käufer in der Garage steht, heißt es aus den Autohäusern in der Region. n Autohaus Lehmann, Gutach: "Wir haben im Moment noch keine großen Probleme, wir haben vor 1,5 Jahren Jahreswagen bestellt, die verkaufen wir jetzt", sagt Florian Lehmann. Sein Blick in die Zukunft sieht anders aus, Elektro-Autos seien zur Zeit nicht mehr zu bestellen und wenn, dann mit Lieferzeiten von einem Jahr, bei Verbrennern ein halbes Jahr. Das hänge jeweils vom Modell ab, sagt Lehmann. Die Kunden wüssten jedoch mittlerweile, dass das bei anderen Firmen nicht anders aussehe, insofern gebe es keinen Ärger.

Autohaus Lorenz, Wolfach: "Bei einigen elektronischen Teilen verzögert sich die Lieferzeit und manche Teile fehlen gerade komplett", erzählt Erika Bonath, die gemeinsam mit ihrem Mann das Wolfacher Autohaus betreibt. Die Werkstatt hingegen laufe weiterhin gut. Weil sie aber eigene Lagerfahrzeuge zur Präsentation und zum Verkauf auf dem Hof nicht mehr bekommen, präsentierten sie nun verstärkt Jahreswagen. "Die Kunden stellen sich schon um und kaufen dann eben diese Autos. Denn wer einen Neuwagen möchte, muss aktuell oftmals mehrere Monate bis hin zu einem Jahr warten", sagt Bonath. Autohaus Sum, Oberwolfach: Die Ukraine-Krise und die damit einhergehenden Lieferprobleme wirken sich auch auf das Autohaus Sum in Oberwolfach aus. "Manche Neuwagen können lange nicht geliefert werden und kommen dann vielleicht gar nicht mehr, weil der Hersteller zum Beispiel diesen bestimmten Motor nicht mehr produziert. Dann bekommen wir auch ein Problem mit den Kunden", sagt Karl-Heinz Sum.

Bisher sei er sich mit den Kunden zwar immer einig geworden, aber im Ernstfall müsste er dann eine Entschädigung zahlen. "Die Kunden haben immer eine bestimmte Vorstellung, was ihr Auto alles haben muss. Viele sind noch bei der Farbe kompromissbereit, bei der Technik aber nicht", so der Autohausbetreiber.

Wenn jemand einen Neuwagen kaufen möchte, klärt Sum zunächst die mögliche Lieferzeit ab. Hier trenne sich dann schon die Spreu vom Weizen und einige, die auf ein Auto angewiesen sind, treten dann auch vom Vertrag zurück, wenn sie zu lange warten müssten, sagt er.

Nur noch drei Neuwagen habe er gerade bei sich auf dem Hof stehen, die Jahres- und Gebrauchtwagen sind noch schneller weg. Denn: "Viele schwenken statt eines Neuwagens mit Wartezeit auf einen solchen hochwertigen Ersatz um oder fahren ihr altes Auto dann doch länger, als sie eigentlich geplant haben", sagt Sum. Dass er fast alle Reparatur-Teile und Autos aus Japan bezieht, sei wegen der Luftfracht ein Problem. "Die Flugzeuge müssen den Luftraum der Ukraine und Russlands umfliegen und deshalb muss ich teilweise Frachtzuschlag zahlen, den ich dann auf die Kunden umwälzen muss." Autohaus Staiger, Haslach und Wolfach: Verschiedene Probleme – Halbleiter- oder Kunststoffmangel, jetzt der Ukraine-Krieg – hätten die Lage auf dem Automarkt verschärft, berichtet auch Patric Hüttner. Der Geschäftsführer des Autohauses in Haslach und Wolfach geht davon aus, dass dies noch bis ins dritte oder vierte Quartal dieses Jahres zu spüren sei. Die Nachfrage der Kunden dagegen sei deutlich höher als erwartet. "Und wir werden nur mit etwa 25 Prozent beliefert", macht er deutlich. Entsprechend liegt der Umsatz deutlich hinter der Quartals-Erwartung, Hüttner spricht von 50 bis 60 Prozent Umsatzeinbußen. "Das ist aber eine Moment-Aufnahme", so Hüttner. Das ändere sich entsprechend, wenn die bestellten Autos kommen.

Insgesamt seien Fahrzeuge schwer zu bekommen. Auch er spricht von Lieferzeiten von etwa einem Jahr, im Extremfall könnten es sogar 18 bis 24 Monate für einen Neuwagen werden. "Viele Modelle sind für 2022 schon ausverkauft", so Hüttner. Und: Einige Hersteller würden Verbrenner aus der Produktion nehmen, sodass manche Modelle nur noch als Elektro-Autos verfügbar seien. Die Nachfrage steige dort. Was die Zukunft bringt, hängt Hüttners Einschätzung nach auch mit der Förderkulisse zusammen.

Die Zeit nutzt das Autohaus Staiger, um sich auf den neuesten Stand zu bringen und beispielsweise neue Strategien zu entwickeln. So bietet Staiger jetzt unter der Schwesterfirma "Staiger dich Abo und Leasing" ein Auto-Abo an. Mit einer Laufzeit von einem bis zu zwölf Monaten können Kunden ein Auto abonnieren. Das sei günstiger als ein Mietwagen und deutlich flexibler. Auch ein Wechsel des Modells ist je nach Bedarf möglich. Aktuell hat Staiger 25 Abo-Autos, im Lauf des Jahres sollen es bis zu 400 werden.

Chipkrise als früheres Problem

Bevor der Ukraine-Krieg für neue Probleme bei den Lieferketten sorgte, litt die Automobilbranche bereits unter dem Halbleitermangel. Dieser sorgte vergangenes Jahr für Schlagzeilen, weil er viele Bereichen der Elektronik-Industrie betraf. Die Nachfrage nach Mikrochips, die beispielsweise auch in Handys und Computern gebraucht werden, überstieg die Kapazitäten der Produzenten. Sie fehlten überall.