Hochkarätige Klassik lockte mehr als 300 Musikfreunde nach Alpirsbach. Das Anna Rehker Ensemble eroberte beim Kreuzgangkonzert unter dem Motto „Im Wandel der Jahreszeiten“ die Herzen des Publikums.
Auf Cello, Violinen und Kontrabass gab es auch Ungewohntes zu hören. Das junge, fünfköpfige Ensemble stellte den „Vier Jahreszeiten“ des venezianischen Violinvirtuosen und Komponisten Antonio Vivaldi moderne Jazz- und Musicalmelodien gegenüber. Das am Jahreskreis der Natur angelehnte Orchesterwerk aus dem Jahr 1725 mit seinen verschiedenen Tönen und Stimmungen bildete den roten Faden für allerlei Wetterphänomene: Klirrende Kälte und Frühlingsstürme, Sommerhitze und Donnergrollen, dazu Vogelgezwitscher und Bienensummen. Sogar das Gebell eines Schäferhundes wurde in Musik umgesetzt.
Mit „La Primavera“ startete das Ensemble in den Frühlingssturm. Violinsolist Eugene Nakamura hatte dabei im dritten Satz ein instrumentales Blitz- und Donnerwetter zu bewältigen. Für „diese unglaubliche Kulisse und Akustik“ habe man sich etwas ganz besonderes überlegt, versprach Cellistin und Moderatorin Anna Rehker, die zwischen den Stücken mit kleinen Anekdoten unterhielt.
Besonders schön erklang der „Frühling in Paris“ von der Gruppe Rammstein in ganz eigener Bearbeitung. Den Streichern gelang es, die silberhellen Regentropfen an der Seine mit dem quirligen Gezwitscher der Amseln und Drosseln zusammenwirken zu lassen.
Das Summen auf den sommerlichen Wiesen bei Vivaldis „L´éstate“ brachten zunächst die leisen Violinen in den Klostergarten und in die Gänge. Vivaldis gemächliches Allegro vermittelte eine flirrende Hitze, unterbrochen von einem plötzlich erwachenden Violinspiel. Man konnte einen Kuckucksruf und andere Vogelstimmen erahnen, bevor sich das Donnergrollen ankündigte. Blitzschlag, Starkregen und Hagelschauer wüteten im finalen Presto.
Tanzfeste, Jagdgeräusche und Gewehrschüsse
Dem Sommergefühl wurde mit „Summertime“ aus Gershwins Oper „Porgy and Bess“ gehuldigt. Hier hatte Andreas Höricht an der Viola einen Solopart. Improvisation und Komposition ergaben eine klassische, jazzig angehauchte Moderne. Mit viel Farbenreichtum und heiterem Grundton entführte das Ensemble in den bunten Blätterwald. Tanzfeste, Jagdgeräusche und sogar Gewehrschüsse begleiteten Vivaldis herbstliches Violinkonzert.
Im Kontrast dazu spürte die nostalgische Ballade „Autumn leaves“ des Musikers Joseph Kosma einer melancholisch-jahresendzeitlichen Stimmung nach. Eingängige Moll-Akkorde entführten in die New Yorker Jazzkneipen der 1950er-Jahre.
Winter in Buenos Aires
Schließlich wurde es richtig kalt: Vivaldis Winter mit eisigem Nordwind, Regen und Sturm belohnten die Gäste mit langem Beifall, bevor die Geigen- und Cellosaiten unter den ruppigen Rhythmen von „Invierno Porteno“, mit denen Tangokönig Astor Piazzolla den Winter in Buenos Aires in Musik setzte, brummelten. Geradezu euphorisch applaudierte das Alpirsbacher Publikum und durfte sich über eine Zugabe freuen.
In der Pause stärkten sich die Gäste mit den Köstlichkeiten, die der Freibad-Förderverein auftischte.