Mit dem Palmsonntag begann die Karwoche, an deren Ende der Karfreitag und das Osterfest stehen. Bis dahin gedenken die Christen des Leidens und Sterbens Jesu.
Das Wort „Karfreitag“ (Kummer-Freitag) leitet sich vom althochdeutschen Begriff „ chara“ ab, was Klage, Elend oder Trauer bedeutet. Wenn die Christen am Karfreitag an den Tod Jesu am Kreuz denken, dann dienten schon immer bildhafte Darstellungen als emotionale Verstärker. Dies ist auch bei den Passionsspielen der Fall.
In Villingen spielten die Franziskanermönche ein solches Passionsspiel, dessen Texte, die oft im Dialekt auch gesprochen wurden, noch vorliegen. Villinger Bürger ehrten diese Tradition noch jahrelang.
Zolltafel Weilersbach
In der alten Bildertradition steht an der Zolltafel in Weilersbach ein sogenanntes Passionskreuz. Neben dem Gekreuzigten sieht der Betrachter die Leidenswerkzeuge wie Hammer, Nägel, Lanze, Geißel und den Hahn, der an die Verleugnung des Petrus erinnern soll. Auf vielen Kirchtürmen steht das Symbol der Christen, das Kreuz, und der Wetterhahn , der auch daran erinnern soll, dass man nicht immer den Hals nach dem Wind richten und Jesus nicht verleugnen soll.
In St.-Ursula-Schulen
Auch andere Passionsbilder erinnern an die Leidensgeschichte. Eindrucksvoll der sogenannte „Schmerzensmann“ in der Kapelle der St.-Ursula-Schulen in Villingen. Die ergreifende Gestalt in der Kirche steht mit gebundenen Händen da. Das freundliche Antlitz ist still ergeben, umrahmt von Locken, Bart und Dornenkrone. Die kräftigen Körperformen und stark ausgeprägte Muskeln sind charakteristisch für frühbarocke Bildschnitzereien Anfang des 17. Jahrhunderts. Gerade in diesen Tagen tritt es in den Mittelpunkt des Geschehens in der Liturgie, in den Evangelien, und die Priester konnten in ihren Predigten auf diese Figur zeigen.
Diese Bilder regen aber auch zur Meditation, Andacht und Gebet an, denn sie sind immer verbunden mit dem Tod, der gegenwärtig ist. Der Geschichts- und Heimatverein Villingen ließ am Ende des sogenannten Stationenweges, der von der Stadt zum Friedhof führte, in unmittelbarer Nähe des Friedhofes eine rund zwei Meter hohe Stele errichten. Auf ihr wurden von dem bekannten Künstler Klaus Ringwald drei Kreuzwegstationen gestaltet. In den Kirchen befinden sich normalerweise stets 14 Stationen. Auf der Stele sind dazu passende, vom verstorbenen Dekan Kurt Müller verfasste Sätze zu lesen, die einladen sollen, sich dem Geschehen zu nähern.
Mit der Stele wird des untergegangen Stationenweges gedacht, der über die Bickenbrücke und -kapelle vorbei zum Friedhof führte. Dieser Weg war mit Bildstöcken begleitet, von denen die letzten beim Bau des Gymnasiums am Hoptbühl weichen mussten.
Am Friedhof und im Münster
Der Leichnam der Verstorbenen wurde, begleitet von den Trauernden, auf den Friedhof gebracht. Dort befand sich auch die sogenannte „Schächergruppe“ von 1492, die an der Altstadtkirche aufgestellt war und mittlerweile im Chorraum des Franziskaner-Kulturzentrums ihren Platz gefunden hat. Eine Kopie davon ist an der Friedhofskapelle zu sehen.
Eine besondere Leidensgeschichte ist an der der fast 500 Jahre alten Kanzel im Villinger Münster zu sehen. Sie ist einzigartig im süddeutschen Raum und zeigt in sieben Bildern den Kreuzweg.
An Toren und an Wegen
Besonders ist auch das Votivbild am Riettor. Einst 1892 gemalt. Es stellt dar, wie Jesus ans Kreuz genagelt wird. Der bekannte Maler Albert Säger hat es gemalt. Am Oberen Tor war auch ein großes Fresko von der Kreuzabnahme durch Josef von Arimatäa zu sehen. Es war im Gewölbe angebracht und wurde abgenommen. Jetzt ist es im Eingangsbereich des Franziskanermuseums zu sehen.
Die vielen Wegkreuze in der Stadt, unter anderem Hubenloch, Warenbachtal, und ringsum auf Feld- und Waldwegen und an Waldrändern, erinnern die Spaziergänger und Wanderer an die Leidensgeschichte (Passion) und mögen die Vergänglichkeit vor Augen führen. Sie sind Zeugen christlicher Kunst.