Alle Menschen könnten ihre Kinder vertrauensvoll in die Schulen schicken, beteuert nun Winfried Kretschmann. Ein moderner Unterricht diene dazu, die Kinder zum Denken zu animieren, damit sie selbst Entscheidungen treffen könnten. Hier ein Foto von Kretschmanns Sternsinger-Empfang im Januar 2012. Foto: dpa

Im Streit ums Thema sexuelle Vielfalt im Schulunterricht kündigt Ministerpräsident Kretschmann an, dass Formulierungen im Bildungsplan-Papier überarbeitet werden sollen. Er beteuert, dass alle Menschen Vertrauen in die Schulen haben können.

In der Diskussion um das Thema sexuelle Vielfalt im Schulunterricht kündigt Ministerpräsident Winfried Ketschmann an, dass Formulierungen im Bildungsplan-Arbeitspapier überarbeitet werden sollen. Er möchte "alles tun um zu verhindern, dass da Kulturkämpfe entstehen".

Stuttgart - Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) will die seit Wochen anhaltende Auseinandersetzung um das Thema sexuelle Vielfalt im Schulunterricht entschärfen. „Wir müssen alles tun, um zu verhindern, dass da Kulturkämpfe entstehen“, sagte er am Dienstag in Stuttgart. Zusammen mit Finanzstaatssekretär Ingo Rust (SPD) wolle er das Gespräch mit evangelikalen Gruppen suchen, die als besonders kritisch gelten.

Rust ist Mitglied in einer pietistischen Gemeinde und deshalb bei den Gesprächen dabei. Kretschmann trat abermals Befürchtungen entgegen, die Landesregierung wolle Kinder im Schulunterricht umerziehen. „Solche Vorwürfe muss ich in aller Schärfe und Härte zurückweisen. Davon sind wir so weit weg wie der Mond.“

Anlass der Debatte ist ein Arbeitspapier zur Bildungsplanreform 2015. Die grün-rote Regierung strebt an, dass Schüler im Unterricht künftig stärker über unterschiedliche Formen des Zusammenlebens informiert werden. Diese Ziel stellte Kretschmann nicht infrage. Allerdings kündigte er an, dass Formulierungen in dem Papier überarbeitet würden, um „missverständliche Interpretationen“ zu verhindern und Ängsten entgegenzutreten. In dem Papier gebe es offensichtlich Schlüsselwörter, die mit bestimmten Theorien verbunden würden.

Alle Menschen könnten ihre Kinder vertrauensvoll in die Schulen schicken, beteuerte Kretschmann. Ein moderner Unterricht diene dazu, die Kinder zum Denken zu animieren, damit sie selbst Entscheidungen treffen könnten. „Wir indoktrinieren im Unterricht keine Kinder. Denn das verbietet unsere Verfassung und das Grundgesetz.“ Gegner der Bildungsplanreform hatten eine umstrittene Online-Petition gestartet, die mehr als 192.000 Unterschriften verzeichnete. Zwei Gegenpetitionen erreichten allerdings zusammen mehr Zulauf.

CDU-Bildungsexperte Georg Wacker sagte, Kultusminister Andreas Stoch (SPD) sei nun gefordert, einen ausgewogenen Entwurf zur Reform des Bildungsplanes vorzulegen. „Aber es geht bei der Diskussion um den Bildungsplan 2015 keineswegs nur um die Frage der „sexuellen Vielfalt“, sondern zunehmend auch um die vom Kultusminister völlig willkürlich gesetzten fünf Leitprinzipien.“ Wacker forderte Stoch auf, die fünf Leitprinzipien aufzugeben und stattdessen zum Beispiel konkrete Ziele der Reform zu benennen.