Jürgen Gerlach ­(von links), Professor aus Wuppertal, Annika Worch von der Planersocietät, Abteilungsleiter Konrad Ginter, Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr, Fachbereichsleiter Matthias Rehfuß sowie Reinhold Rapp und Hans-Peter Marte vom Vereinsring Sulgen beim Sicherheitsaudit in der Rottweiler Straße. Foto: Fritsche

Im Rahmen des Aktionsprogramms "1000 Zebrastreifen" des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg hat nun ein sogenanntes Sicherheitsaudit an Kreuzungen und Straßenabschnitten in Sulgen stattgefunden.

Schramberg-Sulgen - Als eine von sechs Kommunen in Baden-Württemberg ist die Stadt Schramberg für das Aktionsprogramm des Verkehrsministeriums ausgewählt worden. 2020 fanden dazu bereits eine Bürgerbegehung in Waldmössingen und eine Onlinebefragung statt. Am Mittwochmittag wurde als dritter Beteiligungsbaustein ein Sicherheitsaudit in Sulgen nachgeholt, das wegen der Corona-Pandemie verschoben werden musste.

1400 machen bei Online-Befragung mit

Als Experten waren Jürgen Gerlach von der Universität Wuppertal und Verkehrsplanerin Annika Worch von der Planersocietät aus Karlsruhe gekommen, von der Stadtverwaltung waren Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr, Fachbereichsleiter Matthias Rehfuß und Tiefbau-Abteilungsleiter Konrad Ginter vor Ort. Außerdem nahmen als ortskundige Kenner der Verkehrssituation Hans-Peter Marte, erster Vorsitzender des Vereinsrings Sulgen, teil, ebenso der stellvertretende Vorsitzende Reinhold Rapp.

Erste Begutachtungsstelle war in der Rottweiler Straße auf Höhe des Edeka-Parkplatzes. Dort wird die Straße oft von Passanten jeden Alters überquert, die einen Verbindungsweg zum "Badschnass" beziehungsweise Berufsschulzentrum nutzen. "In Bürgersprechstunden und in der Online-Befragung wurde diese Stelle oft genannt", berichtete Eisenlohr und nutzte die Gelegenheit, sich bei den Bürgern für die Teilnahme zu bedanken: 1400 hätten mitgemacht.

"Eine optimale Stelle für einen Überweg gibt es hier wegen der Einfahrten zu den seitlichen Grundstückparkplätzen nicht", stellte Gerlach nach dem ersten Augenschein fest. Wo genau der Zebrastreifen platziert werden soll, mit oder ohne Insel, ob vielleicht zwei an der Straße liegende Parkplätze wegen der Sichtachse wegfallen, ließen er und seine Expertenkollegin offen. Das werde Teil des zu erstellenden Gutachtens über die möglichen Lösungen sein. Eisenlohr wies darauf hin, dass dies alles Vorüberlegungen seien und die Beschlusshoheit beim Gemeinderat liege. Bei einer Realisierung hoffe die Stadt auf eine Förderung vom Land. "Maximal 75 Prozent sind möglich", erläuterte Worch.

Kreisel am "Bärenplatz"?

Nächste Station war die Einmündung der Rottweiler in die Sulgauer Straße. "Vom Luftbild her hatte ich zunächst an einen Kreisverkehr gedacht, aber wenn ich mir das hier jetzt ansehe, dann sollte die Signalanlage bleiben. Alles andere funktioniert hier nicht", befand Gerlach. Sinn machten aber "Aufmerksamkeitsfelder" für Sehbehinderte oder auch eine Vollsignalisierung, wenn man auch eine Querung über die Rottweiler Straße einrichte.

Anders beurteilte er die Lage an der dritten Station, dem Bärenplatz. An dieser Stelle konnte er sich auch einen "kleinen Kreisverkehr mit nicht überfahrbarer Mitte und drei Zebrastreifen" vorstellen. "Das wäre im Winter auch besser für die Lastwagen, die die Schramberger Straße hochkommen und bei Schnee an der Ampel Schwierigkeiten mit dem wieder Anfahren haben", meinte Rapp.

Nun kommt das Gutachten

Nächste verkehrsneuralgische Stelle war die Sulgauer Straße, Ecke Wittumweg. Eigentlich böte sich auch dort ein kleiner Kreisverkehr an, so Gerlach, aber weil dessen Zentrum wegen der örtlichen Gegebenheiten nicht in der Mitte der Kreuzung liegen würde, könnte das zu gefährlich sein: Aus bestimmten Richtungen kommend könnten die Autofahrer dann "ungebremst durchpreschen". Ganz vom Tisch ist der Kreisverkehr dennoch nicht für die Experten. Sie werden noch genauere Überlegungen dazu anstellen.

Eine weitere Stelle lag Marte und Rapp im Wittumweg am Herzen: Im Straßenabschnitt zwischen "Badschnass" und Berufsschulzentrum querten viele Schüler vor und nach dem Unterricht sowie in den Pausen die Fahrbahn. Eine Querung dort mit solchen Mitteln wie einer Insel, Pflasterung (in der 30er-Zone machbar) oder Markierung zu sichern, sahen Gerlach und Worch als Möglichkeiten.

Nun werden die Experten in einem Gutachten die Optionen darlegen. Dazu gehören auch Abstimmungstermine mit den "Straßenbaulastenträgern", darunter das Landratsamt. Das Ganze mündet in ein Lösungskonzept, über das der Gemeinderat entscheiden wird. Darüber hinaus würden die Ergebnisse, darauf verwies Eisenlohr, in die laufende gesamtstädtische Verkehrsplanungskonzeption einfließen. Und unabhängig von dieser Aktion bitte sie die Bürger weiterhin, Anregungen zur Verkehrssituation an die Verwaltung zu übermitteln, zum Beispiel über die Internetseite des Rathauses, auf der die Ansprechpartner verzeichnet seien.