Diplompsychologe Fred-Jürgen Werr von der Psychologischen Beratungsstelle Horb berichtete über die vielfältigen Herausforderungen in seiner Beratungsstelle. Foto: Wagner

Im Jugendhilfeausschuss des Kreises trugen Fred-Jürgen Werr (Psychologische Beratungsstelle Horb) und Andrea Lichter (Familienberatungsstelle Freudenstadt) ihren Jahresbericht vor.

Lichter verzeichnete in 2022 ein Ansteigen der ratsuchenden Familien auf insgesamt 454, wozu insgesamt 2392 Beratungsstunden notwendig waren. Dies seien rund 26 Prozent mehr. Insgesamt, so Lichter, seien 1058 Kinder in die Beratung einbezogen worden. Den höchsten Bedarf verzeichnete Lichter in der Gruppe der sechs- bis achtjährigen Kinder und der 15 bis 17 Jahre alten Jugendlichen. Die Wartezeiten auf Beratungsstunden stiegen wegen dem hohen Bedarf an.

 

Einen Anstieg von jungen Ratsuchenden mit psychologischen Problemen fand 2022 auch statt. Die Gründe für die Anlässe der Beratung sind vielschichtig – hier stechen Belastungen des jungen Menschen durch Problemlagen der Eltern mit nahezu 40 Prozent und seelische Probleme der jungen Menschen mit rund 22 Prozent heraus. Aber auch die eingeschränkte Erziehungskompetenz der Eltern mit rund zwölf Prozent führen in die Beratungsstelle.

Werr berichtete über ein unverändert hohes Niveau an Beratungen seiner Psychologischen Beratungsstelle in Horb. Zur Paarberatung (PB) und Lebensberatung (LB) kamen 326 Personen. Dabei waren 147 Kinder einbezogen.

Wartezeiten deutlich gestiegen

Im Bereich der LB (die Hälfte aller Fälle) trägt die Diözese Rottenburg die Kosten für die „psychologische Seelsorge“. Pauschal refinanziert durch den Landkreis sind Ratsuchende der PB, sofern diese Paare minderjährige Kinder haben. Dies, so Werr, war in 176 von 425 Beratungsfällen gegeben. Auch hier seien die Wartezeiten durch komplexere Themen, längere Beratungsverläufe und höhere Anmeldezahlen deutlich gestiegen. Der Zeitraum von mehr als acht Wochen Wartezeit zwischen Anmeldung und Erstgespräch habe sich von sieben auf 39 Prozent gesteigert.

Eine Erfahrung aus den Beratungsstunden ergebe, dass Kinder und Jugendliche noch immer durch die Corona-Pandemie belastet seien und psychische Auffälligkeiten zeigen. Eltern seien oft problembeladen und unter Stress, so dass sie ihren Kindern nicht die notwendige Sicherheit und Unterstützung geben können.

Angebot seit 2021 im Landkreis gut etabliert

Werr wies darauf hin, dass das Modellprojekt „Sexuelle Gewalt – Prävention und Beratung“ im April 2023 „entfristet“ wurde. Damit stünden die Präventionsangebote für Kindergärten und Schulen langfristig auf festem Boden. Das Angebot sei seit 2021 im Landkreis gut etabliert und sei inzwischen in vielfältige Netzwerkstrukturen eingebunden worden.

Deutlich habe sich in 2022 gezeigt, dass die Notwendigkeit einer Beratungsmöglichkeit für Jugendliche bestehe, die sexuell übergriffig geworden waren. Ein weiteres Projekt mit Kursangebot „Gemeinsam Schlank und Fit“ für übergewichtige Kinder zwischen acht und elf Jahren und ihre Eltern beinhaltet Sportstunden für Kinder, Kochworkshops und Ess-Verhaltungsschulungen.