Die Ebinger Kreissporthalle ist ab November Flüchtlingsunterkunft. Jetzt werden Alternativen für Schul- und Vereinssport gesucht.
Noch anderthalb Wochen lang, bis zum Beginn der Herbstferien, steht die Kreissporthalle den Vereinen und der Walther-Groz-Schule zur Verfügung; danach müssen sie anderswo trainieren – sofern sie Ersatz finden.
Das dürfte ihnen nicht ganz leicht fallen; die Versorgung mit Hallenflächen und -zeiten ist seit Jahr und Tag prekär. Marinus Merz vom Amt für Familie, Bildung, Sport und Soziales und sein Amtsleiter Markus Münch sind um die Aufgabe, alternative Trainingsorte und -zeiten für betroffene Vereine aufzutun, nicht zu beneiden. Wie erfolgreich sie sein werden, hängt laut Stadt von der Flexibilität der Beteiligten ab.
F- und E-Jugendliche müssen irgendwann ins Bett
Die wird auf schwere Bewährungsproben gestellt – und naturgemäß hier und da an ihre Grenzen stoßen. Der FC 07 Albstadt, einer von fünf betroffenen Vereinen, muss ausgerechnet im Jugendbereich, der seit Jahren großen Zuwachs hat, umdisponieren. Vorsitzender Jürgen Pfaff wäre gern flexibel, aber bei F- und E-Jugendlichen ist es halt nicht möglich, die Trainingszeiten ad infinitum in die Abendstunden zu verschieben – irgendwann müssen die Kinder halt ins Bett.
Die Probleme von Volkan Güler, dem Vorsitzenden des Sportvereins Eichenkreuz (EK) Ebingen, sehen ähnlich aus. Der Beschluss der Kreisverwaltung hat seine Handballer – alle weiblichen Mannschaften, die Jugend, die zweite Herrenmannschaft, das Kinder-Eltern-Turnen – heimatlos gemacht. Die Hälfte der Trainingszeiten ist weg; in Ebingen bleibt nur die Mazmannhalle, die als einzige die erforderlichen drei Felder hat. „Eine Riesenkatastrophe“, sagt Güler.
Jetzt geht zugrunde, was Corona verschonte
So ähnlich drückt sich auch Ralf Geiger, Chef der DJK Ebingen aus, dessen Badmintonspieler und Volleyballer jetzt auf der Straße stehen. Geiger ist momentan nicht besonders gut auf die Ampelkoalition in Berlin zu sprechen; er befürchtet, dass die Kreissporthalle nicht die einzige bleibt, die ihre Funktion wechselt, und sieht harte Zeiten auf den Vereinssport zukommen: Jetzt drohe vor die Hunde zu gehen, was Corona noch verschont habe.
Dem Landratsamt mag er keinen Vorwurf machen: Angesichts des personellen, finanziellen und verwaltungstechnischen Aufwands, den eine Containerlösung erfordert hätte, sei die Hallenumnutzung wohl die probate gewesen. „In Balingen kommen sie doch auch nicht mehr mit der Arbeit hinterher.“
Barren und Reck enthält der Fundus der Kreissporthalle
In einer speziellen Situation befindet sich der TSV Ebingen: Der braucht eine neue Heimstatt für seine Volleyballer, hat aber eine frühere Fabrikhalle in der Sigmaringer Straße angemietet und könnte Schulen eine Turnsportstätte anbieten – Barren und Reck fehlen noch, könnten aber aus dem Fundus der Kreissporthalle übernommen werden. Im Untergeschoss wäre sogar Platz für die Planche des Fechterrings Ebingen, des fünften betroffenen Vereins.
Der Umzug will gut überlegt sein
Allerdings müsste der dafür einen durchaus aufwendigen Umzug seiner Messvorrichtungen, Masken und Waffen organisieren – all das will gut überlegt sein. Und überdies, wer die Miete bezahlt, denn auch der TSV hat nichts zu verschenken.
Bleibt die Walther-Groz-Schule, für die nicht die Stadt, sondern der Kreis zuständig ist. Er hat im Albstädter Umland nachgefragt, ob dort Hallenzeiten zur Verfügung stehen; Rektor Hans-Jörg Fink rechnet damit, dass die Oberstufenschüler der Gymnasien, vor allem aber die angehenden Abiturienten, denen Sportprüfungen bevorstehen, in diesem Winter im Bus zum Sportunterricht fahren werden. Und die anderen Schüler? Wenn sich Stundenpläne und Hallenzeiten synchronisieren lassen, dann findet der Unterricht statt, wenn nicht, wird es schwierig.
Die Lehrer lieben das Turnen – die Schüler weniger
Vom Hallen-Angebot des TSV weiß Fink nicht erst seit dieser Woche. Er würde es dankend annehmen – seine Lehrer lieben den Turnsport. Die Schüler nicht ganz so sehr.
Der Landkreis und die Stadt Albstadt laden auf Dienstag, 24. Oktober, zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung in die Ebinger Festhalle ein. Landrat Günther-Martin Pauli, Oberbürgermeister Roland Tralmer sowie weitere Vertreter des Landratsamts und der Stadtverwaltung werden die temporäre Nutzung der Kreissporthalle als Flüchtlingsunterkunft erläutern. Beginn ist um 18.30 Uhr.