Die Ausflüge in den Wald sind beliebt. Wenn man Glück hat, kann man im Frühjahr sogar Jungtiere entdecken. Foto: Marek

Pflanzen beginnen zu blühen, die Sonne scheint – nicht nur wir Menschen werden jetzt aktiver. Im Frühling ist Tierkinder-Zeit. Da ist beim Ausflug in den Wald Rücksicht geboten.

Kreis Rottweil - "Wer Kinder hat, muss raus", sagt ein Vater von drei kleinen Mädchen. Die Familie gehe viel in die freie Natur, und gerne in den Wald, erzählt er. Ein Wissensbuch erkläre ihm und den Kindern wie ein Wald funktioniert, wer dort lebt und was alles wächst. Vor Ort gleiche die Suche nach Vögeln und Pflanzen dann einer Schnitzeljagd. "Das macht uns allen Spaß. Ohne Corona wären wir vielleicht gar nicht auf die Idee gekommen."

Kreisjägermeister Otmar Riedmüller hat viel Verständnis für das Interesse, sich im Wald zu bewegen. Wer Sozialkontakte vermeiden, aber dennoch aktiv bleiben möchte, der dränge nach draußen. Der Besucherandrang im Wald sei deutlich gestiegen, aber er müsse rücksichtsvoll bleiben, mahnt er. Vor allem zwischen April und Juli, also während der Geburt und Aufzucht der Jungtiere.

Hund sollte an Leine geführt werden

Die Phase beginne mit der trächtigen Rehgeiß, die in diesem Zustand nicht wehrhaft und in ihrer Fluchtfähigkeit sehr eingeschränkt sei. Außerhalb von Ortschaften bestehe in der Regel zwar kein Leinenzwang, aber im Frühjahr sollte der Hund dennoch an der Leine geführt werden, bittet er. Mit ihrem Gewicht und Umfang hätte die Geiß keine Chance, einem jagenden Hund zu entkommen. Ende April erwache dann die Kinderstube. Zu ihrem Schutz liegen die Kleinen meist bewegungslos, erzählt Riedmüller. Würden sie dennoch entdeckt, sei Zurückhaltung geboten. Neben der Leinenführung für Hunde, bedeute dies, Wege keinesfalls zu verlassen. Die Entdeckung der Jungtiere sei freilich ein besonderes Erlebnis, aber es dürfe nicht dazu verleiten, die Tiere zu berühren oder sie gar mitzunehmen.

Die Einsamkeit des Jungtieres weise nicht auf den Tod der Mutter. Jungtiere wie Kitze seien mehrere Stunden täglich allein und würden nur zum Säugen von der Ricke aufgesucht. Die Geruchlosigkeit der Kitze verleihe darüber hinaus einen natürlich Schutz vor den Nasen ihrer Feinde.

Anfassen reicht für Verstoß der Mutter

Auch Junghasen würden von der Mutter nur für zwei Mahlzeiten Milch am Tag besucht. Allein das Anfassen genüge, um von der Mutter verstoßen zu werden, betont Riedmüller.

Was aus seiner Sicht "auch nicht sein muss", sind Waldbesuche bei Nacht. In der Dämmerung würden viele Tiere nach Futter suchen und würden dafür zwischen "Wohn- und Esszimmer" hin- und her wechseln. Es sei daher unbedingt notwendig, den Tieren nicht nur nachts Ruhe zu gönnen, sondern auch in den Morgen- und Abendstunden.

Hilfe im Wald finden die Besucher in verschiedenen Formen. Hinweisschilder, Zeichen, Absperrungen beschreibt Riedmüller als richtungsweisende Elemente. Sie dienen der eigenen Orientierung und sollten ebenso beherzigt werden wie den Umgang mit offenem Feuer im Wald. Es sollte nur dann entfacht werden, wenn es ausdrücklich erlaubt sei.

Nicht vor Wildschweinen wegrennen

Die Begegnung mit Wildschweinen könnten zu "schlimmen Unfällen führen". Allerdings nur, wenn sich das Schwarzwild bedroht fühle. Insbesondere Bachen mit ihren Frischlingen würden angreifen, wenn sie eine Gefahr witterten. Entgegen dem natürlichen Impuls, sollte keinesfalls weggerannt werden. "Die sind schneller." Vielmehr sollten sich Spaziergänger groß aufrichten, dabei langsam rückwärts bewegen und laut rufen. Wölfe wurden im Umkreis noch keine gesichtet.