Michael Ruf (von links) und Matthias Broß mit dem neuen Vorstandsmitglied Frank Buob. Foto: Frey

Obwohl die Finanzen stimmen, schlug die Kreisbaugenossenschaft bei ihrer Jahresversammlung auch kritische Töne an – denn vielerorts im Kreis ist bezahlbarer Wohnraum ein Problem.

Kreis Freudenstadt - "Die Kreisbaugenossenschaft hatte ein sehr gutes Jahr 2021", bilanzierte der Aufsichtsratsvorsitzende, Baiersbronns Bürgermeister Michael Ruf, bei der Jahresversammlung im Rosensaal in Baiersbronn. Der Jahresüberschuss konnte deutlich ausgebaut werden und lag bei knapp 485.000 Euro, gegenüber 91.500 Euro im Jahr 2020. Davon wurden 433.500 Euro in die Rücklage eingestellt.

Auch für das laufende Jahr rechnet Ruf mit einem guten Ergebnis. "2023 wird angesichts der aktuellen Entwicklungen dagegen spannend", warf er einen Blick in die Zukunft.

Steter Renovierungsbedarf

Vorstandsmitglied Matthias Broß erläuterte die wichtigsten Daten aus dem Geschäftsbericht. Aktuell besitzt die Kreisbaugenossenschaft 33 Mietwohngebäude mit 282 Wohnungen, sechs Gewerbeeinheiten und 55 Garagen. Ein Großteil der Wohngebäude wurde vor 1960 errichtet, daraus resultiert ein ständiger Renovierungsbedarf, vor allem bei Mieterwechsel. Der durchschnittliche Mietpreis im vergangenen Jahr betrug 5,88 Euro pro Quadratmeter. In einem Bestandsgebäude in Alpirsbach wurden zwei seit langer Zeit leerstehende Wohnungen zusammengelegt und nach erfolgter Renovierung wieder vermietet. Insgesamt hat die Kreisbaugenossenschaft dafür im vergangenen Jahr rund 323.000 Euro aufgewendet. Für die Maler- und viele Reparaturarbeiten steht der Kreisbaugenossenschaft ein eigener Malerbetrieb zur Verfügung.

Der Mangel an bezahlbaren Wohnungen mache sich auch im Kreis Freudenstadt bemerkbar, bemerkte Matthias Broß. Trotzdem sei es nicht immer einfach, Nachmieter zu finden, die die Miete auch bezahlen könnten. Dabei sei es das Ziel der Genossenschaft "eine gute und sozial verantwortbare Wohnungsversorgung zu bieten", so Broß.

Keine Dividende

Das Tochterunternehmen, die Kreisbauverwaltungsgesellschaft, verwaltete bis zum Abschluss des Berichtsjahrs 1842 Eigentumswohnungen, 105 Mietwohnungen, 32 kommunale Mietwohnungen und 719 Garagen.

Den Bericht des Aufsichtsrats trug Vorsitzender Ruf vor. Bei vier gemeinsamen Sitzungen habe der Vorstand das Aufsichtsgremium über die finanzielle Lage informiert. Darüber hinaus wurden Fragen der Unternehmenspolitik diskutiert sowie Einzelfragen beraten. Im Namen des Aufsichtsrats empfahl Ruf, den vom Vorstand festgelegten Jahresüberschuss festzustellen, die vorgeschlagene Verwendung des Bilanzgewinns zu beschließen und für das Jahr 2021 keine Dividende auszuzahlen. Diese Entscheidung sei, so Ruf, im Vorfeld kontrovers diskutiert worden. Doch letztendlich habe die Stärkung der Eigenkapitalquote Vorrang.

Im Prüfungsbericht für 2020 habe es keine Beanstandungen gegeben. Aktuell sei auch die Prüfung für 2021 beendet. Mit größeren Überraschungen rechnet Ruf, wie er sagte, nicht. Turnusgemäß schieden zwei Mitglieder des Aufsichtsrats aus: Bürgermeister Dieter Bischoff aus Pfalzgrafenweiler und Ingo Rath aus Dornstetten. Beide kandidierten erneut und wurden einstimmig wiedergewählt. Auch im Vorstand hatte sich eine Veränderung ergeben. Der frühere Freudenstädter Bürgermeister Gerhard Link war zum Jahresende 2021 ausgeschieden und der ehemalige Bürgermeister von Egenhausen, Frank Buob, für ihn nachgerückt.

Mitglieder geehrt

Die Entlastung des Vorstands und des Aufsichtsrats übernahm Werner Loser, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Freudenstadt. Sie wurde jeweils einstimmig erteilt. Schließlich wurden noch einige langjährige Mitglieder für 40, 50 und 60 Jahre Treue zur Kreisbaugenossenschaft geehrt.