Arno Dangelmaier soll Nachfolger von Klein werden. Foto: Kunert

Es war diesmal vor allem seine Show: Nach 37 Jahren im Amt, verlässt Geschäftsführer und Vorstand Bruno Klein zum Jahresende die Kreisbaugenossenschaft Calw eG. Die Mitgliederversammlung im Kurhaus Bad Liebenzell verabschiedete ihn mit Standing Ovations.

Kreis Calw/Bad Liebenzell - "Sie haben für uns eine Ära geprägt", übernahm Nagolds Oberbürgermeister Jürgen Großmann als Aufsichtsratsvorsitzender der Kreisbau die quasi Laudatio für den scheidenden Geschäftsführer. "Sie haben für gute Wohnraumverhältnisse im Kreis Calw gesorgt." Die Kreisbau ist mit über 600 Wohnungen im Bestand "größter Wohnraum-Mietgeber" im Kreis Calw, so Großmann.

Wobei Bruno Klein in seinem letzten Rechenschaftsbericht nicht ohne Stolz darauf verweisen konnte, dass die Durchschnittsmiete in den eigenen Wohnungen "sozialverträglich 6,28 Euro je Quadratmeter Wohnfläche" betrage. Allerdings sind die Zeiten im Moment "schwierig", wie Aufsichtsrats-Chef Großmann erklärte: "Und sie werden noch schwieriger werden!" Was das bedeutete, erläuterte wiederum Noch-Geschäftsführer Klein: "Krisen- und kriegsbedingte Materialknappheit, verbunden mit einem ohnehin vorher schon aus den Fugen geratenen Baupreisgefüge, machen eine wirtschaftliche Neubautätigkeit unmöglich."

Zwei Projekte muss man zurückstellen

Konkret heiße das, dass die Kreisbau zwei anstehende Projekte, für die es sogar bereits gültige Baugenehmigungen gebe, derzeit erst einmal zurückstellen müsse. Betroffen seien ein Acht-Familienhaus in Althengstett sowie ein Neun-Familienhaus in Calw-Stammheim, erklärte ergänzend auf Nachfrage Vorstandsmitglied Robert Cecelja am Rande der Mitgliederversammlung.

Tatsächlich sei es teilweise so, dass für bestimmte Gewerke am Bau "manchmal gar keine Angebote" von Bauunternehmen und Handwerksbetrieben abgegeben würden. Man würde daher im Moment die weitere Entwicklung erst einmal abwarten, in der Hoffnung, dass sich mit den aktuell steigenden Zinsen die zuletzt "überhitzte" Situation in der Baubranche wieder "normalisiert". Im kommenden Frühjahr werde man dann zumindest das Althengstetter Bauprojekt versuchsweise noch einmal neu ausschreiben.

Fast eine halbe Million den Rücklagen zugeführt

Der insgesamt positiven Geschäftsentwicklung der Kreisbaugenossenschaft Calw waren aber auch solche Schwierigkeiten im Neugeschäft kein Hindernis. So beliefen sich die Umsatzerlöse aus der Hausbewirtschaftung im Berichtsjahr 2021 auf rund 3,78 Millionen Euro, was in etwa dem Niveau des Vorjahres entsprach, so Bruno Klein in seinem Bericht. Hintergrund sei, dass man bei der Kreisbau "in Zeiten von Corona" auf die Durchsetzung von Miterhöhungen bewusst verzichtet habe. Nur bei "neuen Mietverhältnissen" seien die Mieten "bei Bedarf" angepasst worden. Womit zum Ende des Geschäftsjahres "stolze 497 000 Euro den Rücklagen" der Genossenschaft neu zugeführt werden konnten. Der Bilanzgewinn in Höhe von knapp 267 000 Euro übertraf dabei "die Zahlen des Vorjahres nochmals".

Was auch die "Voraussetzung für die liebgewonnene, vierprozentige Dividende" aus dem erwirtschafteten Ergebnis für 2021 an die knapp 900 Mitglieder der Kreisbau sei. Tatsächlich sei die Kreisbaugenossenschaft damit Teil einer "kleinen, radikalen Minderheit", wie es Aufsichtsrats-Chef Großmann ausdrückte, die eine Auszahlung einer Dividende in dieser Höhe "durchhält". Insgesamt würden für die Auszahlung dieser Dividende an die Mitglieder 57 000 Euro aufgewendet.

Designierter Nachfolger von Bruno Klein als Geschäftsführer

Eine andere, feste Tradition bei der Kreisbau Calw: einstimmige Beschlüsse, etwa bei der Annahme des Jahresabschlusses, der Verwendung des Bilanzgewinns und der Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat. Ebenso konnten sich auch bei den turnusmäßigen Neuwahlen für den Aufsichtsrat Vorsitzender Jürgen Großmann sowie seine Aufsichtsratskollegen Steffen Lindner und Matthias Schaubel über ein jeweils einstimmiges Votum der Mitglieder freuen. Anschließend nutzte Großmann den Tagesordnungspunkt "Verschiedenes", um den designierten Nachfolger von Bruno Klein als Geschäftsführer der Kreisbaugenossenschaft Calw eG den Mitgliedern vorzustellen: der Immobilienexperte Arno Dangelmaier sei nach einem langwierigen, letztlich "ein Jahr dauernden" Auswahlverfahren als idealer Kandidat bestimmt worden.

Den finalen Entscheid für diese Personalie wird zwar erst im kommenden Monat der Vorstand der Kreisbau auf seiner nächsten Sitzung treffen. Aber der 46-jährige Dangelmaier, der auf mehr als 21 Jahre Erfahrung in verantwortlicher Position bei einem privaten Wohnungsbau-Unternehmen blicken kann, ist bereits von Aalen aus "nach Calw-Heumaden" gezogen, keine zehn Minuten Fußweg, wie er erzählt, von seinem künftigen Arbeitsplatz in der Geschäftsstelle der Kreisbau auf den Calwer Kimmichwiesen entfernt.

Gemeinsam viel Gutes auf den Weg gebracht

Am Ende der Mitgliederversammlung feierten die Kreisbau-Mitglieder aber noch einmal ihren langjährigen Geschäftsführer zum Abschluss seiner Abschiedsrede. "Wir haben gemeinsam viel Gutes auf den Weg gebracht", so ein sichtlich ergriffener Bruno Klein. Er habe nie zu einem "Genossenschafts-Elefanten", also zu einer größeren Wohnbaugenossenschaft, wechseln wollen. Entsprechende Angebote, das hatte zuvor Aufsichtsrats-Chef Großmann durchblicken lassen, habe es in den knapp vier Jahrzehnten, die Klein für die Calwer Genossenschaft gearbeitet habe, "viele gegeben". Für ihn, so Klein, sei die Calwer Genossenschaft auch in ihrer Größe "immer die ideale Unternehmensform für einen Vermieter" gewesen.