Größter Hochwasser-Einsatz der letzten 50 Jahre. Rettungskräfte evakuieren Landhotel. Gemeinden nicht mehr erreichbar.

Kreis Tuttlingen - Beim größten Hochwasser-Einsatz der vergangenen 50 Jahre sind im Landkreis Tuttlingen am Montagabend mehr als 1000 Notrufe eingegangen.

"Wir hatten über 500 Einsatzstellen. Derzeit sind noch in sechs Gemeinden Feuerwehren und in Tuttlingen auch noch THW-Einheiten im Einsatz", so Kreisbrandmeister Martin Hagen. Insgesamt sieben Personen wurden aus Gefahren, Häusern und einem Auto gerettet. Sechs Menschen wurden leicht verletzt.

81 Personen wurden aus einem Landhotel an der Bundesstraße 14/311 kurz vor der Gemeinde Emmingen evakuiert und in der Festhalle in Liptingen vom Rettungsdienst betreut, wo ein Notquartier eingerichtet worden war. Auch die dem Hotel angrenzende Bundesstraße wurde überflutet und musste gesperrt werden.

Bereits zu Beginn des Unwetters hatte kurz nach 19 Uhr ein Blitz in den Dachstuhl eines Wohnhauses in der Hinteren Gasse in Wurmlingen eingeschlagen. Die dort angebrachte Stromverteilung und das Gebälk darunter fingen sofort Feuer. Ein Hausbewohner erlitt bei durch Löschversuche Verbrennungen an beiden Beinen und eine Rauchgasvergiftung. Er musste vor Ort vom Rettungsdienst versorgt und zur weiteren Behandlung in das Klinikum Tuttlingen eingeliefert werden.

Das Feuer konnte von den verständigten Kräften der Wurmlinger und Tuttlinger Wehr schnell gelöscht werden. Dennoch entstand Sachschaden in Höhe von rund 30.000 Euro.

Einsatzschwerpunkte infolge massiver Überschwemmungen waren Denkingen, Gosheim und Wehingen sowie insbesondere die Kreisstadt Tuttlingen und die Gemeinde Emmingen. Zahlreiche Straßen wurden bis zu 50 Zentimeter hoch überflutet, waren nicht mehr befahrbar und mussten für den Verkehr gesperrt werden. Die Gemeinde Gosheim war zeitweise nicht mehr erreichbar, da durch die enormen Wassermassen auf der Landstraße 433 (Gosheim - Denkingen) und Kreisstraße 5905 (Gosheim - Wilflingen) das Erdreich der angrenzenden Hänge auf die Straße gerutscht war.

Auch die Gemeinde Emmingen war durch Überflutung der Verkehrswege nicht mehr erreichbar. In der Gemeinde trat der Seltenbach großflächig über die Ufer und überschwemmte mehrere Fahrbahnbereiche. Dadurch wurden auch große Geröllmassen und Steine mitgerissen, die sich auf der Fahrbahn ablagerten. In der Schulstraße wurde die Fahrbahn unterspült, so dass ein Teil der Straße wegbrach. Ein Fahrzeug fuhr sich im überschwemmten Bereich fest. Weiterhin wurden bei zahlreichen Wohnhäusern aller betroffenen Gemeinden und Städte Keller überflutet.

Der durch das Unwetter verursachte enorme Sachschaden kann derzeit noch nicht konkret beziffert werden.

Nahezu alle Feuerwehren und alle übrigen Hilfsorganisationen aus dem Landkreis, THW, DRK, DLRG, Straßenmeisterei und Bauhöfe waren im Einsatz. Darüber hinaus unterstützten auch noch auswärtige THW-Einheiten aus dem Bodenseeraum und Feuerwehreinheiten jenseits der Kreisgrenze aus dem Landkreis Konstanz vor allen Dingen in Emmingen tatkräftig.

"Für die Betroffenen ist dieses Unwetter sehr bedauerlich. Ich bin aber froh, dass es keine schweren Personenschäden gab. Feuerwehren, DRK, THW, Leitstelle und Polizei haben gut und reibungslos zusammengearbeitet und den Hochwassereinsatz professionell abgewickelt. Gleiches gilt für die Helfer vor Ort“, so Landrat Stefan Bär, der ebenfalls vor Ort war. Er ergänzte: „Die Zusammenarbeit zwischen örtlichen und überörtlichen Helfern war völlig unkompliziert. Die regelmäßigen Übungen von Großeinsätzen unter Regie des Landkreises haben sich bewährt."