Polizeipräsident Alexander Pick Foto: Jansen

Polizeipräsident stellt Zahlen im Kreistag vor. Insgesamt trotzdem relativ sicherer Landkreis.

Kreis Tübingen/Rottenburg - Bei der letzten Sitzung des aktuellen Kreistags im Tübinger Landratsamt wurde die Kriminalstatistik 2018 bekannt gegeben.

Vorgestellt hat die polizeiliche Kriminalstatistik für 2018 Polizeipräsident Alexander Pick aus Reutlingen.

Doch bevor er mit den Zahlen beginnt, bringt Pick ein aktuelles Anliegen vor den Kreisrat. Momentan seien in der Gegend Telefonbetrüger aktiv, diese würden aus der Türkei ältere Menschen anrufen und sich als Polizisten ausgeben – und sie so um Wertgegenstände und Vermögen bringen. Auch Rottenburg ist von diesen Anrufen betroffen. "Die Fälle mögen nicht blutig sein, aber sind doch ›brutale Angriffe‹ und in der Wirkung vergleichbar mit einem Messerstich, teils einem Messerstich ins Herz", so Pick.

Im Anschluss beginnt er mit seinem eigentlichen Vortrag über die polizeiliche Kriminalstatistik. Pick stellt nicht die ganze Statistik vor, sondern ausgewählte Bereiche.

Insgesamt seien die Fallzahlen 2018 leicht gestiegen. Woran das liegt? "Das liegt an Gomaringen und an Herrn Heß", scherzt der Polizeipräsident in Richtung des Gomaringer Bürgermeisters Steffen Heß. Denn in Gomaringen gehen mehr als 400 Betrugsfälle auf das Konto der sogenannten "Götterboten", eine Gruppe, die über den Lieferdienst Hermes Waren bestellt, angenommen und nicht bezahlt hat. Diese hohe Fallzahl schlägt sich auch darin nieder, dass die Betrugszahlen im Landkreis im Vergleich zu anderen Delikten auffällig hoch seien.

Nichts desto trotz, im Landkreis sei die Anzahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner ähnlich zu den Zahlen für das ganze Land Baden-Württemberg. In Rottenburg liege sie sogar geringfügig niedriger, etwa 400 Fälle weniger seien hier erfasst worden. Innerhalb Rottenburgs sei die Anzahl der Straftaten im Vergleich zum Vorjahr sogar um einen halben Prozentpunkt zurückgegangen, aufgeklärt worden seien 62,4 Prozent. In Hirrlingen habe es einen Rückgang um 4,7 Prozent gegeben, in Starzach ganze 16,5 Prozent.

Doch nicht alle Gemeinden konnten einen Kriminalitätsrückgang verzeichnen; Neustetten beispielsweise verzeichne 13 Prozent mehr Straftaten, habe dafür jedoch auch eine Aufklärungsquote von 79,1 Prozent.

Ein Bereich mache der Polizei besonders Bauchschmerzen: "Der öffentliche Raum und was dort passiert macht uns Sorgen", erklärt der Polizeipräsident. Hier nehme die Aggression zu. "Es passiert mehr", erklärt er. Zudem würde die Aggression gegen Amtsträger spürbar zunehmen. 2018 seien 195 Polizisten im Bereich des Polizeipräsidiums Reutlingen im Dienst verletzt worden, Beleidigungen seien hier nicht mitgezählt. Seit dem Attentat auf den Kassler Regierungspräsidenten Walter Lübcke sei man zudem wesentlich hellhöriger, wenn es um Bedrohung gehe.

"Zum Glück manifestieren sich die allerwenigsten Drohungen in Taten", erklärt Pick, jedoch habe die Entwicklung von Aggression "eine deutliche Dynamik erfahren". Und dabei kommen auch nicht alle Fälle von Beleidigung, Aggression und Bedrohungen zur Anzeige.

Die CDU-Abgeordnete und Notärztin Lisa Federle erzählt in der auf den Vortrag folgenden Diskussion, dass einige ihrer Kollegen jeden Tag zur Polizei gehen könnten, aber ihre Schmerzgrenzen verschieben und keine Anzeige erstatten. Pick berichtet außerdem, dass sich die Menschen allgemein mehr bewaffnen würden. Hier könnte auch ein Grund für den Anstieg an Gewalttaten mit Messern zu finden sein. Die Polizei müsse inzwischen wesentlich häufiger Messer abnehmen und der Anstieg von Straftaten, die mit Messern begangen werden, sei in den vergangenen Jahren enorm gestiegen, stellt der Polizeipräsident besonders heraus.

Zurück gehen würden hingegen die Wohnungseinbrüche, die "nähern sich einem historischen Tiefstand an", kann Pick berichten. Außerdem würde jeder zweite Einbruchsversuch scheitern.

Doch schon bevor er mit seinem Vortrag angefangen hat, muss Pick die Zahlen relativieren: "Es ist keine gute Statistik", meint er. Denn die Zahlen lassen keinen Rückschluss darauf zu, wie viele Straftaten tatsächlich begangen wurden, zum Beispiel die Taten, die nicht angezeigt wurden. Verkehrsdelikte fehlen, nicht alle Fälle von 2018 wurden erfasst, sondern erst verspätet. "Aber es ist die Beste, die wir haben", so Pick

Doch obwohl es Verbrechen im Landkreis gibt: "Insgesamt sind wir auf einer Insel der Seligen", bemerkt Landrat Joachim Walter in Hinblick auf die vergleichsweise sichere Lage des Landkreises im Vergleich zu anderen Regionen.