Sulz ist bei den Menschen im Landkreis Rottweil als Wohnort besonders beliebt. Foto: Montage: Holweger, Fotos: Stadt/Pixabay

Statistik zeigt Gewinner und Verlierer unter Gemeinden im Kreis Rottweil auf. Region ist Schlusslicht in Baden-Württemberg. Sulz zieht viele Menschen an.

Kreis Rottweil - Zahlen des Statistischen Landesamts zu Ab- und Zuwanderungen im Jahr 2013 im Landkreis Rottweil betonen die Problematik des demografischen Wandels in der Region. Es gibt viele Verlierer und nur wenige Gewinner unter den Kommunen.

Die Tatsache, dass Einwohner wegziehen, ist nichts Neues. Die vom Statistischen Landesamt veröffentlichten Wanderungszahlen, sie basieren auf den Werten von 2013, für die Gemeinden im Landkreis zeigen aber auch: Siehe da, nicht jede Gemeinde ist vom Abwanderungstrend gleich stark betroffen.

Laut Statistischem Landesamt heißt der Gewinner mit dem höchsten Zuwachs Sulz am Neckar. Bei einer Gesamtbevölkerung von 11.875 zogen 723 Bürger zu und 588 Einwohner aus Sulz weg. Unterm Strich macht das ein Plus von 135 Einwohnern in der Neckarstadt. Der Sulzer Bürgermeister Gerd Hieber führt das positive Ergebnis auf zwei Schwerpunkte zurück. Zum einen liege der Einwohnerzuwachs sicherlich an dem erschlossenen Wohnbaugebiet Neckarwiesen. Dort zeige sich eine hohe Nachfrage. Die zentrale Lage und die seniorengerechten Wohnungen spielten ebenfalls eine Rolle. Außerdem sei die Nachfrage nach Einfamilienhäusern gerade in den Ortsteilen von Sulz gestiegen, beispielsweise in Bergfelden und Holzhausen. Diese Wohnbaugebiete punkten nach Gerd Hiebers Einschätzung gerade bei jungen Familien durch die gute Autobahnanbindung und die Kleinkindbetreuung in den Gemeinde.

Das Schlusslicht bildet Oberndorf am Neckar, denn die Kleinstadt verlor 131 Einwohner. Bei einer Gesamtbevölkerung von 13.552 zählte die Kommune im Jahr 2013 705 Zu- und 836 Fortzüge. Was sagt Bürgermeister Hermann Acker dazu? Er ist offenbar sprachlos. Auf Anfrage des Schwarzwälder Boten teilte die Sekretärin mit, dass der Bürgermeister auch nicht wisse, was er dazu sagen soll. Ein persönliches Gespräch fand nicht statt.

Der Kreis Rottweil gehört neben Freudenstadt und Sigmaringen zu den Kreisen mit den stärksten Abwanderungsverlusten von jungen Leuten (wir berichteten). Als Hauptgründe für einen Umzug nennen die 18- bis unter 30-Jährigen den Beginn einer Ausbildung, den Berufseinstieg oder die Aufnahme eines Studiums. Bei den Älteren, also der Generation 30 plus, könnten die Gründe für einen Fortzug laut Statistiker folgende sein: bessere berufliche Möglichkeiten, beispielsweise ein höherer Verdienst oder bessere Arbeitsbedingungen.

Für die Gemeinden im Landkreis heißt das konkret: Aichhalden zählte 2013 insgesamt 3969 Einwohner. Unterm Strich verließen 44 Bürger die Gemeinde. Auch Epfendorf, Gesamtbevölkerung 3256, verbuchte ein Minus von 36 Einwohnern. Und Lauterbach verlor 52, bei einer Gesamtbevölkerung von 2838 – nur um einige Beispiele zu nennen.

Auch wenn es einen Trend zur Abwanderung aus der Region gibt, so sind die Zahlen für den Landkreis Rottweil nicht gravierend. Fort- und Zuzüge halten sich zumindest in etwa die Waage: Denn bei einer Gesamtbevölkerung von 135.319 zogen im besagten Jahr 7816 Bewohner in die Region, während 7851 den Kreis Rottweil verließen. Somit verbuchte der gesamte Landkreis lediglich einen Verlust von 35 Einwohnern. Auf den ersten Blick erscheint dieses Ergebnis nicht besorgniserregend. Aber: Vergleicht man dies mit den Resultaten der anderen Landkreise im Südwesten und vor allem mit den Nachbarkreisen, sieht es für den Landkreis gleich viel finsterer aus: In ganz Baden-Württemberg gibt es keinen Landkreis außer Rottweil, der in der Summe Einwohner verliert. Stattdessen verzeichnet etwa der Schwarzwald-Baar-Kreis im Jahr 2013 904 Zuzüge, Tuttlingen 849, der Zollernalbkreis 427 und Freudenstadt 45. Wer die nackten Zahlen betrachtet, sollte dabei im Hinterkopf behalten, dass die Landkreise oft schwer zu vergleichen sind. Dass sich zum Beispiel in einem »Riesen« wie dem Stadtkreis Stuttgart mehr tut als in Rottweil, ist klar.