Den Unimog findet er in Argentinien
Auf den Mercedes-Unimog, Erstzulassung 1993, stieß er zufällig: Er stand in Argentinien. "Ein Ehepaar aus Belgien war damit 18 Jahre lang um die Welt gereist", sagt Dieterle. Die beiden hatten schließlich eine kleine Hazienda in Argentinien gekauft und sich dort niedergelassen. "Mich interessierte jetzt, was das für Leute sind, die sowas machen, und was das für ein Auto ist, in dem man es so lange miteinander aushält." Gesagt, getan: Er nahm Kontakt auf – und wurde sofort für eine Woche nach Argentinien eingeladen, um das gute Stück auszuprobieren. Das war Mitte Januar 2013.
Zunächst kam es nicht zum Kauf. Erst später, nachdem er sich bei einer Messe für Allrad-Expeditionsmobile in Bad Kissingen umgeschaut hatte, kam er zu dem Schluss, dass der alte Unimog genau das war, was er brauchte. Er kaufte ihn, und das Fahrzeug kam im August mit der Fähre in Belgien an. Die Zulassung in Deutschland machte keine Probleme. Das, was nicht richtig funktionierte, richtete Philipp Dieterle selbst oder ließ sich von Handwerkern aus der Gegend helfen: "In Elektrik und Mechanik bin ich ziemlich gut", sagt Dieterle.
Jede Menge Technik und Elektronik steckt jetzt in dem 12,5-Tonnen-Truck, für den er eigens den Lastwagen-Führerschein gemacht hat: Solarzellen auf dem Dach, GPS, Ceran-Kochfeld, ein Backofen, ein Kühlschrank mit Kompressor, der auch bei Wüsten-Temperaturen funktioniert. Nicht zu vergessen ein Funkgerät, mit dem er weltweit Kontakt halten kann – auch dort, wo es keine Handy-Netze gibt. Und ein Vakuum-Klo, das auch dann zuverlässig funktioniert, wenn das Fahrzeug starke Schräglage hat.
Selbstverständlich habe er alles getestet, sagt der 56-Jährige. 1200 Kilometer ist er durch Marokko gefahren, über Sanddünen, durch ein ausgetrocknetes Bachbett, und danach über den Hohen Atlas: "Der kommt überall durch", weiß er jetzt.
Und der Sechszylinder-Dieselmotor nimmt so gut wie jeden Sprit: "Sogar Altöl, aber das muss zuerst gefiltert werden", erklärt Dieterle. Sonst sind die Mercedes-Dieselfilter sofort zu. Vier Tanks hat er eingebaut, zusammengerechnet 820 Liter. Damit kommt er bis zu 3000 Kilometer weit. "Ich möchte ja nicht nur in die Wüste rein, ich möchte auch wieder raus", sagt er schmunzelnd. Und: Ein alter Motor wie dieser sei in Afrika unverzichtbar. Ein neuer würde bei dem schlechten Sprit wohl rasch den Geist aufgeben. In Marokko, an der Grenze, wo der Sprit billig sei, habe er vollgetankt. "In Deutschland waren zwei Tanks noch voll."
Alle Versicherungen sind gekündigt
Warum er ausgerechnet auf dem Lochen-Parkplatz campt? Er sei schon immer gerne in der Natur gewesen, sagt Dieterle. Die Natur liefere ihm Antworten, wenn er Fragen stelle. "Für das Heilen habe ich mich schon immer interessiert, für die Energie, die in den Wäldern und den Bergen steckt, für das Absolute." Durch das "energetische Denken", die Heilkräfte, die in seinen Händen stecken, sei er zu dem Schluss gekommen, dass "alles auf einer höheren Ebene geregelt ist". Aus diesem Grund habe er unter anderem alle seine Versicherungen gekündigt: "Ich brauche keine Versicherung. Wenn ich eine Versicherung abschließen würde, dann würde das ja bedeuten, dass ich glaube, dass mir was passieren kann."
Immer wieder habe er die Botschaft bekommen: "Strengst du dich nicht an, erreichst du dein Ziel auch." Die Schlussfolgerung: "Liebe dein Leben, dann liebt dein Leben dich. Jeder erlebt die Erde so wie er denkt."
Erstes Ziel bei der Weltreise: "Es schaffen, alle Ängste zu überwinden, die man hat." Unter anderem, die Angst davor, dass das Geld ausgeht. Denn eigentlich reiche das, was er hat, für sein Vorhaben gar nicht aus. "Wenn das Geld knapp wird, mache ich trotzdem weiter. Irgendwie wird es gehen." Und das zweite Ziel, das er anpeilt: "Einmal den Kilimandscharo besteigen. Dafür mache ich mich fit."
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