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Arbeiten komplizierter als erwartet. Straßensperrung dennoch bereits ab 11.30 Uhr wieder aufgehoben. Sprengkörper wird zersägt.

Kreis Rottweil - Die in Zimmern-Stetten entdeckte Fliegerbombe ist unschädlich gemacht: Fast 90 Rettungskräfte waren gestern im Einsatz, rund 230 Bürger mussten ihre Häuser verlassen. Nach spannenden Stunden und einer schwierigen Entschärfung gab es früher Entwarnung als erwartet.

Um 9.30 Uhr machte die Feuerwehr die Straßen in Stetten dicht: In dem Teilort von Zimmern ob Rottweil herrschte gestern Ausnahmezustand. Busse fuhren das Dorf im Eschachtal am Vormittag nicht mehr an, auch für Autos gab es kein Durchkommen.

Vier Mann des baden-württembergischen Kampfmittelbeseitigungsdiensts waren am frühen Morgen aus Stuttgart gekommen, um mit einem Bagger das freizulegen, was der Stettener Ortschafts- und Gemeinderat Arnd Sakautzky in einem Waldstück nahe des Friedhofs vor rund zwei Wochen nach Recherchen entdeckt hatte. Der Fundort liegt etwa 50 Meter vom Friedhof entfernt im Wald, die Bombe selbst war etwa 20 Zentimeter unter der Oberfläche. Entsprechend schnell waren Sakautzky und dann auch die Spezialisten aus der Landeshauptstadt auf den Fund gestoßen. Gewissheit allerdings erhielten sie erst nach dem Ausbaggern gestern: Es handelt sich tatsächlich, wie vermutet, um eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg.

Evakuierte nutzen Notunterkunft kaum

Der Sprengkörper stammt von einem im Februar 1944 abgestürzten australischen Bomber. An die Nacht, in der er vom Himmel stürzte, erinnern sich noch etliche ältere Stettener. Hermann Jauch beispielweise weiß noch, dass die Druckwelle einer der Bomben an Bord, die beim Absturz explodierten, Dächer abgedeckt hatte. Gestern Vormittag saß er vor einem dieser Häuser, dem elterlichen Hof. Alle sieben Besatzungsmitglieder kamen damals ums Leben. "Da mussten wir als Schüler zu Beerdigung", erinnerte sich der 78-Jährige. Gestern konnte er bleiben, wo er war.

Rund 230 Bürgern, die näher am Fundort der Bombe wohnen, mussten ihre Wohnungen dagegen bis halb zehn verlassen haben. Sofort danach ging die Feuerwehr von Haus zu Haus, um zu kontrollieren, ob sich tatsächlich alle in Sicherheit gebracht hatten.

Insgesamt waren 63 Feuerwehrleute aus allen Zimmerner Abteilungen und sogar die Alterswehr im Einsatz, dazu kamen zwölf Rot-Kreuz-Helfer und genauso viele Polizisten. Gerhard Wodzisz berichtete, dass seine Mitbürger "totales Verständnis" für die Evakuierungsmaßnahme hätten.

In der Turnhalle Horgen hatte die Gemeinde extra eine Anlaufstelle für die Evakuierten eingerichtet. Dort gab es Verpflegung und wenn nötig medizinische Versorgung durch das DRK. Allerdings nahmen nur zwei Stettener Bürger dieses Angebot in Anspruch.

Der Krisenstab mit Einsatzkräften und Verwaltungsmitarbeitern – sowohl aus Zimmern als auch aus dem Landratsamt – kam im Mannschaftsraum der Feuerwehr in Flözlingen unter. Von dort aus hielten sie Kontakt zu den vier Mitarbeitern des Kampfmittelbeseitigungsdiensts.

Christoph Rottner, Mathias Peterle, Karl-Heinz Geiselhart und Robert Mess hatten mit Schwierigkeiten zu kämpfen: Gleich nach dem Freilegen sahen sie, dass der mechanische Zünder der Bombe beschädigt war. Zeitweise war unklar, ob er überhaupt würde entfernt werden können, oder ob die Experten die Bombe würden sprengen müssen. Nach etwa 45 Minuten gelang es Einsatzleiter Rottner allerdings, den Zünder auszubauen. "Das war aufwendiger als normal", erklärte er anschließend.

Gleich nach der Nachricht, dass die Bombe entschärft sei, wurden die Straßensperrungen wieder aufgehoben. Das war gegen 11.30 Uhr. Lediglich der Fundort blieb nach Angaben der Polizei bis zur Verladung der Bombe auf einen Lastwagen bis circa 13 Uhr abgesperrt.

In einer Spezialtransportkiste nahm der KMBD die Bombe mit nach Stuttgart und lagert sie dort zunächst ein. Irgendwann wird sie dann in Scheiben zersägt, und der Sprengstoff ausgebrannt. In einer Bombe dieser Größe, gut 227 Kilogramm schwer, befinden sich nach Angaben des Kampfmittelbeseitigungsdiensts 123 Kilogramm TNT.

Gut 70 Jahre lang lag die Fliegerbombe in dem Waldstück begraben. "Man sollte sie schon beseitigen, wenn man davon weiß", erklärte Christoph Rottner. Immer wieder komme es zu spontanen Explosionen von solchen alten Blindgängern. Zumindest das Stettener Exemplar stellt seit gestern keine Gefahr mehr da. Auch deshalb sagte Zimmerns Bürgermeister Emil Maser nach der Entschärfung: "Es hat gepasst heute."

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