Auch von der Landeserstaufnahmestelle in Meßstetten aus werden Flüchtlinge auf die Landkreise verteilt. Foto: Holbein

Zur Frage der weiteren Unterbringung hat das Kreissozialamt auch Notfallpläne in der Schublade. Für Aufgaben immer mehr Kräfte.

Kreis Rottweil - Die Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen erfordert zunehmend größere Anstrengungen – von den Akteuren, die im Auftrag des Kreissozialamts unterwegs sind, aber auch in ehrenamtlichen Kreisen, die sich vor Ort einsetzen für das Wohl der Menschen, die in ihrem Wunschzufluchtsland angekommen sind.

1000 Menschen dürften es in den nächsten Tagen sein, die im Kreisgebiet eine Aufnahme erfahren. Wie stark die Zahl in den kommenden Monaten steigen wird, weiß niemand genau. Wenn es zum Jahreswechsel 1600 Flüchtlinge sind, dann würde das angesichts der Massenbewegungen wegen Kriegen, aber auch wegen der Hoffnung, trostlosen Lebensbedingungen zu entkommen, nicht überraschen.

Bernd Hamann, Sozialdezernent im Landratsamt Rottweil, nimmt die Flüchtlingsproblematik immer stärker in Beschlag. Die Frage nach der Bereitstellung weiterer Unterkünfte ist eine Triebfeder, die kaum Verschnaufen lässt. Bislang sei man zurechtgekommen mit den Angeboten aus Städten und Gemeinden ohne Räumlichkeiten, die eigentlich anderen Zwecken dienten, zu rekrutieren. Auch zuletzt habe es immer wieder Wohnraumangebote gegeben. Eigentlich wider Erwarten. Der Trend geht inzwischen aber auch zur Anmietung größerer Gebäude. Dies ist zum Beispiel in Schramberg der Fall. Im Sulzer Ortsteil Glatt wurde ein Pensionsbetrieb als Flüchtlingsunterkunft angemietet. Das Gebäude in der Rottweiler Lehrstraße mit seinen 200 Plätzen dient auch als Erfassungs- und Verteilungsstelle für die Ankömmlinge im Kreisgebiet.

Längst liegen auch Pläne in Hamanns Schublade zur Verwendung von Sporthallen für die Beherbergung. Dafür stehen die kreiseigenen Einrichtungen in Rottweil und Schramberg ganz oben auf der Liste. Auch andere Immobilien mit ungenutztem Raumpotenzial sind in den Fokus gerückt. Inwieweit solche Reserven mobilisiert werden müssen, wird auch von der weiteren Flüchtlingspolitik der Bundesregierung abhängen.

Geordnete und strukturierte Aufbauarbeit

Bernd Hamann lobt im Zusammenhang mit der bisherigen Wohnraumbeschaffung die gute Kooperation mit Städten und Gemeinden. Dabei gibt es aber teilweise doch noch gravierende Unterschiede bei der Erfüllung der den Kommunen auferlegten Unterbringungszahlen.

Nach dem Berliner Flüchtlingsgipfel gab es am Montag ein Spitzengespräch in Stuttgart, bei dem auch die Landräte auf den erwarteten Schulterschluss zur Bewältigung der gewaltigen Herausforderung eingeschworen werden sollten.

Die politischen Fingerzeige sind das eine, das operative Geschäft vor Ort steht auf einem anderen Blatt. Die Aufgaben forderten die Mitarbeiter immens, sagt Hamann. Die Zahl der für die Flüchtlingsaufgabe eingesetzten Mitarbeiter ist deutlich gestiegen.

Von zwei im Jahr 2010 auf ab Oktober 14 spruchreife Stellen. Wobei aber die Kluft zwischen Soll und Haben schwierig zu schließen ist. Hausmeister und Sozialarbeiter sind bei der großen Fachkräftenachfrage in der ganzen Republik schwer zu bekommen. Außerdem sind die Jobs angesichts der Unwägbarkeiten bei der Flüchtlingsbewegung befristet ausgeschrieben, was den Anreiz für potenzielle Bewerber auch nicht gerade größer macht. Im Kreis Rottweil werden so zum 1. Oktober nur zehn der genehmigten 14 Stellen besetzt sein.

Bei dem derzeitigen Krisenmodus gilt das Augenmerk vor allem der Befriedigung elementarer Bedürfnisse. Von einer geordneten und strukturierten Aufbauarbeit wie zur sprachlichen, schulischen und beruflichen Bildung vor allem für jene Menschen, die von einem langfristigen Verbleiben in Deutschland ausgehen können, ist man nicht nur im Kreis Rottweil noch weit weg.

Andererseits gibt es rege und pfiffige Helferkreise, die in vielerlei Hinsicht ihr möglichstes geben und tun.