Abriss oder Erhalt: Die Hängepartie geht weiter: mindestens bis zum 7. April. Foto: Scheidel

Abriss oder Erhalt: Hängepartie zur Sanierung des Landratsamt-Hochhauses geht weiter. Kreistag fordert für Sanierung "belastbare Fakten".

Kreis Rottweil - Sanierung des Landratsamt-Hochhauses ja oder nein? Wer sich zu dieser Frage gestern eine Antwort erhofft hatte, sah sich getäuscht. Die Kostenfrage beschäftigt so sehr das Gewissen der Entscheidungsträger, dass vor einer endgültigen Entscheidung "belastbare" Aussagen geliefert werden sollen. Schwer mit Nachfragen zu den auf 5,2 Millionen Euro taxierten Kosten für eine Sanierungslösung unter Beschuss genommen wurde der Projektplaner Beck aus dem badischen Vörstetten. Mehrfach musste er energisch darauf hinweisen, dass er laut Auftrag – vor allem durch Bezugnahme auf Vergleichsobjekte – nur eine Kostenschätzung habe liefern können, Diese liegt, wie berichtet, um etwa eine Million Euro unter der, die durch einen Abriss und Neubau als Hochhaus-Ersatz in Kauf zu nehmen wäre.

An diesem Punkt entzündete sich eine ausgiebige Diskussion. Vor allem zu Fragen der Kostensicherheit bei einer Sanierungslösung für das quasi in einen Rohbauzustand zu versetzenden Hochhauses. Ist der Stahlbeton tatsächlich in einem so soliden Zustand, dass er heutigen Stabiltätsanforderungen entspricht? Wie sind es mit Brandschutzanforderungen aus?

Kreisbrandmeister Mario Rumpf verweist zu letzterem Punkt auf Erkenntnisse, die keinen besonderen Aufwand vermuten lassen. Andererseits beschrieb er gestern für den Fall einer Abrissentscheidung – angesichts des dicht besiedelten Umfelds wäre ein kontrollierter Rückbau in kleinen Schritten notwendig – ein Szenario, für das organisatorisch und logistisch ein immens hoher Aufwand zu leisten wäre.

Als gestern nach längerer Diskussion klar war, dass es in der Sondersitzung nicht – wie von der Verwaltungsspitze erhofft – zu grünem Licht für die Sanierungslösung kommen würde, fasste Landrat Wolf-Rüdiger Michel den Sitzungstermin am 7. April als "dead-line" für eine endgültige Entscheidung ins Visier. Nach dem Empfinden Michels drängt die Zeit, sollte man sich für eine zeitnahe Hochhaussanierung entscheiden wollen. Die Option für die Auslagerung der knapp 100 Arbeitsplätze in die nähere Umgebung gibt es nämlich nur bis 2017.

So wurde aus den Reihen von CDU und Freien Wählern ein mit großer Mehrheit gebilligter Prüfungsauftrag an den Projektplaner formuliert, durch den dieser die einzelnen Kostenpositionen bei einer Hochhaussanierung fassbarer machen soll. 30.000 bis 50.000 Euro soll dieser genauere und durch Expertisen von Fachingenieuren zu untermauernde Aufwand-Check kosten, so Beck auf Nachfrage aus dem Gremium.

Im avisierten Bau-Paket am Landratsamt-Standort Stadion-/Königstraße enthalten, ist auch ein Anbau an das technische Zentrum der Kreissparkasse gegenüber dem Lidl-Markt im Gespräch. Das KSK-Gebäude könnte ab 2019 ausschließlich für Landkreisbelange zur Verfügung stehen. Zusammen mit dem Anbau für 59 Arbeitsplätze wäre dann bei einem Hochhauserhalt die beabsichtigte Eingliederung der drei bisher abseits liegenden Ämter Land- und Forstwirtschaft, Liegenschaften und Vermessung zu meistern. Unangetastet bleiben sollen indes die Standorte Sozialamt (Olgastraße) und Gesundheitsamt (Marxstraße). Bei einem Abriß des Hochhauses wären die Neubauplanungen entsprechend größer und für 151 Arbeitsplätze voranzutreiben. Der zeitliche Rahmen würde sich dann vermutlich deutlich nach hinten verschieben.

Sollte sich die Kostenfrage auch nach der gestern von einer großen Mehrheit des Kreistags geforderten Beschaffung "belastbarer Fakten" im Rahmen der bisherigen Erkenntnisse bewegen, dürfte einer Zustimmung zu einer Hochhaussanierung nichts mehr im Wege stehen, wie die meisten Meinungsäußerungen im Gremium vermuten lassen.

Dabei gibt es durchaus auch sehr skeptische Stimmen. So die des Dornhaner Bürgermeisters Markus Huber, der grundsätzlich bezweifelt, dass eine Sanierung sich gegenüber eine Neubaulösung wirtschaftlich rechnen lässt. Und Bernhard Tjaden, Bürgermeister aus Fluorn-Winzeln, überrascht im Gremium zu guter letzt mit der rhetorischen Frage, ob die drei für die örtliche Eingliederung an der Stadionstraße genannten Ämter nicht auch in anderen größeren Städten des Kreisgebiets untergebracht werden könnten.