Mika Duttlinger bringt in der Nähe von Göllsdorf mit dem Mähdrescher die Ackerbohnen-Ernte ein. Foto: Beyer

Leser beobachtet Rückgang. Landwirte  reagieren auf die globale Klimaerwärmung.

Kreis Rottweil - Wird in der Umgebung Rottweils tatsächlich weniger Mais angebaut und dafür mehr Ackerbohnen und Süßlupinen? So hatte es ein Leser beobachtet und uns gebeten, der Sache nachzugehen.

Zumindest für den Landkreis Rottweil als Ganzes lässt sich diese Beobachtung nicht bestätigen. "Es wird nicht weniger Mais angebaut", erklärt Manfred Haas, der örtliche Kreisbauernvorsitzende. Zwar sei der Tierbestand rückläufig, für dessen Fütterung der Mais gebraucht werde, doch werde dies durch den Bedarf der Bio-Gasanlagen ausgeglichen.

Anbau von eiweißhaltigen Pflanzen nimmt zu

Allerdings habe der Anbau von eiweißhaltigen Pflanzen, dazu zählen neben den Ackerbohnen auch Erbsen und Soja, tatsächlich zugenommen. Dies sei auf zweierlei Entwicklungen zurückzuführen. So gebe es seit zehn Jahren ein Gesetz, wonach Betriebe mit mehr als 50 Hektar Ackerfläche fünf Prozent der Nutzfläche als sogenannte ökologische Vorrangfläche nutzen müssten. Dies schließe dort den Anbau von ergiebigeren Nutzpflanzen aus. Der Anbau von Eiweißpflanzen hingegen sei erlaubt. Gleichzeitig werde der Anbau zusätzlicher Eiweißpflanzen vom Land gefördert.

Doch vom Ziel der Regierung, eine größere Unabhängigkeit von Futtermittelimporten zu erreichen – besonders umstritten ist ja der Anbau von Gen-Soja im Amazonasgebiet – sei man noch weit entfernt. "Im Kreis Rottweil werden derzeit nur 350 Hektar, 1,1 Prozent der Fläche, für den Anbau von Erbsen, Bohnen und Lupinen genutzt", zitiert Haas die Statistik. Er halte den Ansatz zwar für richtig, doch: "Es ist eine Utopie, dass man allein mit deutschen Ackerflächen alle Tiere in Deutschland ernähren kann."

Gleichzeitig hält es Haas für denkbar, dass in Zukunft der Maisanbau zunehmen wird. Denn dieser komme mit der Klimaerwärmung am besten zurecht. Dass der Mais im Ruf steht, umweltschädlich zu sein, hält er für ungerechtfertigt. So müsse Mais nur einmal im Jahr gespritzt werden und die Erosionsgefahr durch die relativ späte Aussaat lasse sich durch Anbau einer Zwischenfrucht verhindern.

Doch zumindest in der Umgebung von Göllsdorf, wo dem Leser der Rückgang des Mais-Anbaus aufgefallen war, gibt es tatsächlich einen Trend weg vom Mais.

"Mais braucht extrem viel Stickstoff"

Denn hier sind viele Ackerflächen im Besitz des Hofguts Rottenmünster, welches seit Januar von Volker Duttlinger gepachtet wird, der dort mit seinem Sohn Mika biologische Landwirtschaft betreibt. Wo der Vorgänger früher Mais anbaute, stehen dieses Jahr Süßlupinen und Ackerbohnen. Auch hier werden sie als eiweißhaltige Futterpflanze angebaut.

Mika Duttlinger schätzt aber auch deren bodenverbessernde Wirkung: "Diese Pflanzen ziehen aus der Luft viel Stickstoff, und dieser Stickstoff wird für die Folgeernte gebraucht." Gerade in der ökologischen Landwirtschaft sei die so erreichte Anreicherung des Bodens mit Stickstoff wichtig, denn: "In der Bio-Landwirtschaft fehlt einem der Stickstoff, weil wir keinen chemischen Dünger verwenden können."

Hierin ist auch der Grund dafür zu sehen, dass Duttlinger auf den Anbau von Mais verzichtet: "Mais braucht extrem viel Stickstoff." Für die biologische Landwirtschaft sei er daher ungeeignet. Umweltschädlich sei er aber nicht. "Der Mais ist keine schlechte Kultur", betont er.

Doch im Gegensatz zu Manfred Haas hält es Volker Duttlinger durchaus für möglich, eine Unabhängigkeit von Eiweiß-Pflanzen-Importen zu erreichen. Das Problem sei, dass in Deutschland mehr Fleisch produziert als konsumiert werde und viele Tiere für den Export bestimmt seien. Wenn Fleisch nur noch für den deutschen Markt produziert werden würde, wäre es auch möglich, ausreichend eiweißhaltiges Futter auf deutschen Ackerflächen zu produzieren.

Doch auch die Bio-Landwirtschaft spürt die Klimaerwärmung. "Der Ackerbohne gefällt das warme Wetter nicht. Die Lupine kommt mit wenig Niederschlag und warmem Wetter besser klar", erklärt Mika Duttlinger die Entscheidung, probeweise Süßlupinen anzubauen.