Viel war von Wasserstoffautos, -bussen oder -zügen die Rede. (Archivfoto) Foto: Alstom

300.000 Euro aus Stuttgart als Anschubsfinanzierung. In Baden-Württemberg erfunden.

Schwarzwald-Baar-Heuberg - Wettbewerbsfähig und wirtschaftsstark bleiben mit Wasserstofftechnologie: Das ist das Ziel der Initiative Wasserstoff-Region Schwarzwald-Baar-Heuberg, die am Donnerstag offiziell in Tuttlingen an den Start gegangen ist.

Am Innovations- und Forschungszentrum der Hochschule (IFC) kamen Vertreter aus Politik, Forschung und Wirtschaft zusammen, um sich zu vernetzen und das Projekt offiziell anzustoßen. Geboren wurde die Idee auf einem Bauernhof.

Es war der Hof von Karl Rombach, Landwirt und CDU-Landtagsabgeordneter aus Schonach für den Wahlkreis Villingen-Schwenningen. Ihn habe nachdenklich gestimmt, dass Deutschland anderen Ländern bei neuen Technologien im Energiesektor hinterherhinke. Also setzte er sich Anfang September mit Frank Allmendinger, Professor am Hochschulcampus Tuttlingen, und Christian Klaiber, Leiter der Initiative Zukunftsmobilität, an einen Tisch. Sie wollen die Wasserstoffforschung, -produktion und -verbreitung in der Region vorantreiben.

"Die Brennstoffzelle wurde in Baden-Württemberg erfunden. Wäre doch gelacht, wenn nicht die gesamte Technologie aus dem Land kommt", sagte Allmendinger und ergänzte: "Wir sind nur ein kleines Rädchen im Gesamtsystem."

Anschubfinanzierung vom Land

Das Rädchen kommt gerade erst ins Rollen. Mit einer Anschubfinanzierung vom Land wolle man die Weichen stellen. 300.000 Euro hat der Landtag dafür freigemacht. Das Geld fließt zunächst in den Aufbau der Initiative und die Vernetzung der Projektpartner. Man ziele darauf ab, einen Verein zu gründen, erklärte Klaiber.

Es sei eine wichtige Investition, betonte Landesjustizminister Guido Wolf. "Die Automobilzulieferer stehen unter Druck und damit auch die Zulieferer in der Region." Hunderte Betriebe, darunter überwiegend Mittelständler, seien stark mit der Automobilindustrie und damit auch mit dem Verbrennungsmotor verzahnt.

Wobei der sicher nicht so schnell verschwinden werde, gab Claus Paal, Sprecher der CDU-Landtagsfraktion zu bedenken. "Die Politik soll und darf nicht entscheiden, mit welcher Technologie wir in die Zukunft gehen." Der Dieselmotor sei Teil der Zukunft. Auch Lithium-Batterien müssten weiter erforscht und vor allem nachhaltiger gebaut werden. Die Batterien stehen wegen der Förderung von Lithium und Kobalt in der Kritik. Sie erfolgt teils unter menschenunwürdigen Bedingungen. Außerdem sind die Rohstoffe endlich.

Für Frank Allmendinger ist die Lithium-Ionen-Batterie vor allem problematisch, weil sie schwer und kälteempfindlich ist. Im Stadtverkehr eigne sie sich zwar gut, könne dafür aber auf langen Strecken nicht mithalten. So müsse auf der Strecke von Tuttlingen nach Hamburg drei Mal nachgeladen werden. Eine Dieseltankfüllung reiche dagegen locker, ebenso eine frisch geladene Wasserstoff-Batterie. Diese sei langfristig aussichtsreicher, allein schon weil sie kein CO2 in die Luft pustet. "Bis 2025 dürfen wir nur noch bis zu 78 Gramm pro Kilometer ausstoßen." Aktuell liege der Wert in Deutschland aber mindestens doppelt so hoch, erklärte Allmendinger. Die Brennstoffzelle funktioniere. Die Herausforderung sei, sie effizient zu machen. "Die Technologie muss billiger sein als der Verbrennungsmotor", fasste der Professor zusammen. Dazu brauche es Wettbewerb und eine enge Zusammenarbeit von Wirtschaft und Forschung. Man wolle die Kompetenzen der Projektpartner bündeln und sortieren.

Ausgangspunkt soll ein Demonstrator sein

Im Idealfall entstehe durch die Initiative ein marktfähiges Produkt. Ausgangspunkt dafür soll ein Demonstrator sein. Dabei handelt es sich um eine offene Testplattform, die am IFC installiert werden soll. Kernstück ist ein so genannter Stack, ein Stapel aus Brennstoffzellen. Rundherum können Bauteile und Elektronik ergänzt werden – aus regionaler Produktion. Aktuell steht eine Förderung noch aus.

Auch wenn viel von Wasserstoffautos, -bussen oder -zügen die Rede war: "Es geht nicht nur um Mobilität", stellte Allmendinger klar. So eigne sich Wasserstoff auch, um Wärme zu erzeugen. Außerdem lasse sich das Stromnetz mit Wasserstoffspeichern besser auslasten. Da sich solche Speicher dezentral installieren lassen, sei die Technologie besonders vorteilhaft für die Region, sagte Justizminister Wolf. Schließlich gebe es viele kleine und mittelständische Betriebe. Mit der Initiative seien die Weichen für einen Wandel gestellt.