Seit Kurzem gibt es auch in Villingendorf einen Lebensmittelautomaten. Die Landwirtsfamilie Broghammer freut sich über die gute Resonanz: Tobi Günter (von links), Magnus Müller sowie David, Jeanette, Thomas und Benedikt Broghammer. Foto: Siegmeier

Direktvermarktung im Trend. "Regionaler geht es nicht". Neues Angebot in Villingendorf.

Kreis Rottweil - Fleisch und Milch vom Bauernhof nebenan, frische Eier aus dem Nachbarort und Salat direkt vom Feld – Direktvermarktung liegt voll im Trend. Die Zahl der Hofläden und Verkaufsautomaten steigt. Erst dieser Tage wurde in Villingendorf ein neues Angebot installiert.

Versorgungslücke schließen

"Regionaler geht es nicht", freut sich Jeanette Broghammer mit Blick auf den schmucken Verkaufsautomaten, der seit Wochenbeginn in der Ortsmitte von Villingendorf – direkt an der Durchgangsstraße – steht.

Die Familie Broghammer betreibt einen landwirtschaftlichen Hof und hat über Jahrzehnte den örtlichen Metzger mit Schweinefleisch versorgt. Doch das ist nun vorbei. Die Metzgerei schließt Ende des Monats. "Und wir wollten die Nahversorgung in diesem Bereich aufrechterhalten und die künftige Versorgungslücke schließen", betont David Broghammer, der gemeinsam mit seinem Bruder Benedikt auf dem elterlichen Hof mitarbeitet.

Die Brüder werden den Betrieb irgendwann übernehmen, informiert Mutter Jeanette. Und so gilt es, für die Zukunft gut aufgestellt zu sein. Der Automat, in dem es neben diversen Wurstdosen auch Honig, Eier, Grillfleisch und Käse gibt, ist nach wenigen Tagen gut frequentiert. Bezahlt werden kann kontaktlos, mit Kreditkarte, aber auch mit Bargeld. Über eine App können sich Broghammers informieren, wie der Warenbestand aussieht und den Automaten auffüllen.

Viel Andrang während Corona

An der Ortsdurchfahrt, vor dem einstigen Eingang der Gärtnerei Müller, steht der Automat zentral im Ort. "Und auch Magnus Müller von der gleichnamigen Gärtnerei ist begeistert, den Platz zur Verfügung stellen zu können, denn Regionalität liegt auch ihm sehr am Herzen. Die Wurst- und Fleischwaren von Broghammers Tieren liefert die Metzgerei Günter aus Zimmern. "Die Metzgerei beliefern wir, wie einige andere in der Region, schon seit vielen Jahren", erklärt Thomas Broghammer. Und auch Tobi Günter von der Zimmerner Metzgerei ist das wichtig: "Regionaler als mit dem Automaten geht es kaum." Die Eier liefert Jürgen Müller, ebenfalls aus Villingendorf, und den Käse der Aulich-Hof aus Zimmern.

Mit dem Automaten liegt der Villingendorfer Hof absolut im Trend. Die Zahl der landwirtschaftlichen Direktvermarkter im Landkreis ist in den vergangenen Jahren gestiegen, informiert Irene Günzler vom Landwirtschaftsamt auf Anfrage. Die Produktpalette sei kontinuierlich breiter geworden und die Landwirte erfinderisch: So gibt es beispielsweise in Zimmern einen Betrieb, der nutze eine mobile Käserei, um eigenen Käse zu produzieren. Arno und Beate Hezel aus Bösingen haben ihren Automaten bereits vor drei Jahren aufgestellt. "Damals waren wir unter den ersten", erinnert sich Beate Hezel. In Bösingen habe damals der Dorfladen geschlossen, und man habe sich eine Alternative überlegt.

Das Angebot kam an. Mehrmals am Tag füllt Beate Hezel den Automaten auf, in dem es neben Eiern, Milch und Sahne auch Wurstwaren, Honig und weitere Lebensmittel für den täglichen Bedarf gibt. Genutzt wird das Angebot von allen Altersgruppen. "In der Anfangszeit von Corona war sehr viel Andrang, da die Leute hier die Möglichkeit hatten, kontaktlos einzukaufen", erzählt Beate Hezel. Und: "Vor allem am Sonntagvormittag ist hier großer Andrang", weiß sie.

Knapp 1000 landwirtschaftliche Betriebe gibt es laut Irene Günzler derzeit im Kreis, 80 Prozent davon führen den Hof aber im Nebenerwerb. Vor allem Biobetriebe würden öfter direkt an die Endkunden vermarkten, zeige eine Statistik. Die Zahl der ökologisch wirtschaftenden Betriebe liege bei etwa zehn Prozent. Demnächst werde es zudem die neue, aktualisierte Direktvermarkterbroschüre "Direkt vom Bauernhof" geben. Ab Anfang Oktober soll sie in den Rathäusern wieder erhältlich sein, informiert Günzler. Die Direktvermarktungsangebote nützten vor allem junge Familien, aber eigentlich alle Altersgruppen.