Die Gäubahn zwischen Stuttgart und Zürich soll ein attraktives Verkehrsangebot darstellen. Mit dem Fahrplan, der ab Dezember geplant ist, wird zumindest nach dem Dafürhalten des VCD an diesem Image wieder einmal nachhaltig gekratzt. Foto: Hopp

Verkehrsclub: Ab Dezember steigen an Knotenbahnhöfen wie Rottweil wegen der neuen Intercity-Pläne die Wartezeiten erheblich an.

Kreis Rottweil - Deutlich längere Fahrzeiten und lange Wartezeiten stehen der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg mit dem nächsten Fahrplanwechsel im Dezember ins Haus. Darauf verweist der ökologisch orientierte Verkehrsclub VCD.

Grund dafür seien die neuen Fahrplanlagen auf der Gäubahn, so Ekkehard Hausen, Vorsitzender des VCD Schwarzwald-Baar-Rottweil. Hausen: "Ab Dezember 2015 verschieben sich auf der Gäubahn die Fahrzeiten der InterCity-Züge um eine halbe Stunde, ohne dass aber gleichzeitig an den Knotenbahnhöfen in Rottweil, Tuttlingen und Singen die Abfahrzeiten der Anschlusszüge ausreichend angepasst werden. Folge sind lange Wartezeiten und dadurch Fahrzeitverlängerungen."

Hausen macht diese Auswirkungen, die bisher wenig beachtet worden seien, am Beispiel von Fahrgästen aus Villingen deutlich: Dauere heute die schnellste Verbindung von Villingen nach Stuttgart mit RE und IC eine Stunde und 48 Minuten, verlängere sich diese Fahrzeit nach den bisher vorliegenden Fahrplanentwürfen ab Dezember auf zwei Stunden und zwei Minuten. Wo man heute noch mit dem schnelleren Regionalexpress von Villingen nach Rottweil fahren könne, um dort den IC nach Stuttgart zu erreichen, müsse man zukünftig mit dem Ringzug in Villingen los und dann in Rottweil auch noch 20 Minuten auf den Anschlusszug warten. "Gerade für ein Oberzentrum wie Villingen-Schwenningen ist so eine Verschlechterung mit einer Fahrzeitverlängerung von 14 Minuten auf einer stark nachgefragten Verbindung doch verwunderlich", so Hausen.

Ähnliche negative Auswirkungen drohen aber auch Rottweil, befürchtet Gottfried Gestrich-Gärtner, stellvertretender VCD-Vorsitzender: Fahre man heute beispielsweise von Rottweil über Tuttlingen nach Ulm, so dauere dies mit IC und IRE zwei Stunden und 37 Minuten. Die Umsteigezeit in Tuttlingen sei mit 21 Minuten jetzt schon recht lang. Zukünftig aber verlängere sich diese Fahrt um 20 Minuten auf dann zwei Stunden und 57 Minuten mit dann 34 Minuten Wartezeit in Tuttlingen.

Gestrich-Gärtner: "Mit diesem Fahrplan wird Rottweil praktisch in Tuttlingen von der Donautalbahn nach Ulm abgehängt. Denn den Fahrgästen aus Rottweil bleibt nichts anderes übrig, als die Zeit in Tuttlingen abzusitzen oder aber Tuttlingen und die Donautalbahn großräumig über Stuttgart zu umfahren, was für die Fahrgäste auch einen deutlich höheren Preis bedeutet. Gerade jetzt, wo es Initiativen für eine bessere Donautalbahn gibt, sind diese Verschlechterungen kontraproduktiv und Rottweiler Fahrgäste der große Verlierer."

Aber auch die Reisezeit nach Konstanz und Radolfzell verlängert sich laut VCD sowohl für Rottweil als auch für Tuttlingen.

Dauere heute die schnellste Verbindung von Tuttlingen nach Konstanz mit IC und IRE 48 Minuten, werde dies aufgrund schlechterer Anschlüsse im Bahnhof Singen ab Dezember eine Stunde und fünf Minuten dauern, also 17 Minuten länger. In Singen werde der IC aus Stuttgart-Rottweil-Tuttlingen dann auch nicht mehr den schnellen IRE als Anschluss-Zug erhalten, sondern nur noch den deutlich langsameren "Seehas". Gerade Pendler aus der Bodenseeregion ins wirtschaftsstarke Tuttlingen würden damit zum Umstieg von der Bahn auf das Auto verleitet.

Auch Fritz W. Lang, Vorstandsmitglied aus Schwenningen, bedauert die Verschlechterungen für die Fahrgäste der Region ausdrücklich: "Gerade jetzt, wo die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg zur Modellregion für nachhaltige Mobilität werden soll, verschlechtert man die Verbindungen vor Ort erheblich."

Eine starke Wirtschaftsregion wie unsere sei aber angewiesen auf ein gutes Schienenverkehrsangebot, so Fritz Lang weiter. "Nur wenn es auf der Schiene gute Verbindungen gibt, wird die Region auch für Fachkräfte als attraktiv angesehen und kann sich gegenüber den Metropolregionen mit ihren schon jetzt wesentlich besseren Schienenangeboten behaupten."

Der VCD verlangt nun mit Blick auf die erkannten Verschlechterungen konzeptionelle Nachbesserungen, damit für die Bahnnutzer in der Region das Angebot weiterhin als einigermaßen attraktiv angesehen werden könne.