Foto: Zelevansky

Amerika hat gewählt - auch im Landkreis bewegt Ergebnis die Gemüter. Keine Panik - aber "Hab-Acht-Stellung".

Kreis Rottweil - Amerika hat gewählt – und auch im Kreis Rottweil hat das Ergebnis die Gemüter bewegt. Nicht zuletzt deshalb, weil die regionale Wirtschaft enge Beziehungen zum US-Markt hat. Wie schätzen die Unternehmen bei uns die Folgen des Wahlausgangs ein?

Volker Bertram, Chef von VBM Medizintechnik in Sulz, war erst kürzlich in den USA. Dort hat es ihn überrascht, wie viele Leute für Trump waren. Dieser habe jedoch einen raffinierten Wahlkampf geführt. Trumps "Spielchen" seien gut angekommen. Bertram kann sich aber nicht vorstellen, dass der neue Präsident nun die ganze Welt verändert. Er hoffe allerdings, dass Trump im Nahen Osten "keinen Blödsinn macht". Seine Firma bekam dort, unter anderem im Irak, die Auswirkungen des Krieges zu spüren. In den USA habe sein Unternehmen sehr gute Kunden. VBM hat dort auch eine Niederlassung. Bertram glaubt jedoch nicht, dass sich mit Trump bei den Handelsbeziehungen etwas ändert.

"Ich habe nicht mit einem Wahlsieg von Donald Trump gerechnet. Aber nun muss die Welt mit ihm zurecht kommen", meint Heinrich Kipp. Der Holzhauser Unternehmer, Geschäftsführer des Heinrich Kipp Werks , hält nichts davon, dass sich die Europäer nun gegenüber den USA abschotten. In anderen Fällen – Kipp nennt als Beispiele Putin und Erdogan – "halten wir uns auch zurück".

Trump hat gestern betont, dass für ihn die USA an erster Stelle steht. Das, meint Kipp, sei aber auch bei den anderen Präsidenten so gewesen. Er ist überzeugt: Donald Trump werde die Realitäten irgendwann akzeptieren müssen.

Kipp bleibt mit Blick auf die weitere wirtschaftliche Entwicklung denn auch "relativ gelassen". Was ihn wundert ist nur, dass bei 300 Millionen Einwohnern außer Trump und Hillary Clinton, die auch nicht so beliebt sei, in den USA niemand sonst als wählbar erschien. In der Wirtschaft ist das Wahlergebnis aber durchaus auch anders aufgenommen worden. Kipp hat mit einem USA-kundigen Geschäftspartner gesprochen: Dieser sei geschockt gewesen.

Mehrheitlich vorsichtig und zurückhaltend oder öffentlich gar nicht äußern sich Firmenvertreter aus der Region Schramberg zum Ausgang der Präsidentenwahl in den USA.

Eine Ausnahme macht die Trumpf GmbH + Co. KG mit Hauptsitz in Ditzingen, die zur Zeit am Standort Schramberg kräftig in Erweiterungsbauten investiert. Zur Wahl Trumps heißt es in einer Stellungnahme: "Der voraussichtliche Ausgang der Wahl ist auch für uns überraschend. Wie nach dem Brexit-Votum gilt es jetzt zunächst abzuwarten. Mögliche Folgen für die Ausgestaltung der Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland und Europa lassen sich zumindest noch nicht seriös absehen. Auch für unser Geschäft in den USA erwarten wir zum jetzigen Zeitpunkt keine negativen Auswirkungen."

Das Unternehmen habe langjährige enge Beziehungen zu den USA. Diese waren im vergangenen Geschäftsjahr mit 370 Millionen Euro Umsatz der zweitwichtigste Markt für Trumpf nach Deutschland.

Udo Schnell, Vorsitzender der Geschäftsführung des größten Arbeitgebers in Schramberg mit Standorten in den USA und Mexiko, der Hugo Kern und Liebers GmbH & Co. KG , will sich zum Wahlausgang noch nicht äußern, ebenso wenig wie Isabel Grieshaber von der Geschäftsführung der Vega Grieshaber KG in Schiltach.

Keine Scheu sich öffentlich zu äußern, hat Jörg Hass, Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Hansgrohe SE in Schiltach , an der US-amerikanische Investoren beteiligt sind: "Die Bürger der USA haben heute Donald Trump zu ihrem 45. Präsidenten gewählt, dem wir zu seinem Wahlerfolg gratulieren. Unabhängig vom Wahlausgang führt Hansgrohe die erfolgreichen Geschäftsaktivitäten in den USA fort und hält somit an der eingeschlagenen Strategie fest."

"Wir versuchen jetzt einfach mal, Ruhe zu bewahren", sagt der kaufmännische Geschäftsführer der Firma Hirschmann in Fluorn-Winzeln, Andreas Jesek. Das Unternehmen hat eine Vertriebstochter in Chicago. Somit betrifft der Ausgang der Wahlen natürlich auch den Mittelständler aus dem Kreis.

Das Unternehmen fertigt Gelenkköpfe und Gelenklager, Rundteiltische sowie Referenzsysteme. Immerhin 30 Prozent des Gesamtumsatzes macht Hirschmann mit seiner US-amerikanischen Niederlassung. Jesek gibt sich optimistisch und hofft, dass Donald Trump bald in der Realität ankommt. Er gehe davon aus, der neue Präsident werde sein Land – mit entsprechenden Beratern – vernünftig regieren. Dennoch sei man bei der Firma Hirschmann durchaus in Hab-Acht-Stellung. Er sei gespannt, wie die Weltwirtschaft reagiere, sagt Jesek. Man habe in den vergangenen Monaten gemerkt, dass es etwas ruhiger geworden sei. "Alle haben abgewartet, was bei der Wahl passiert." Auch Pietro Verona aus Rottweil hat wichtige geschäftliche Beziehungen in die USA: Er importiert mit seiner Rottweiler Firma USMotorcars amerikanische Lieferwagen nach Deutschland. Den Trump-Sieg sieht er erst mal gelassen: "Ich mach mir keine Sorgen. Wir haben sowieso keinen Einfluss darauf, wie es jetzt weiter läuft. "Dass der Import eingeschränkt wird, glaube ich nicht", so Verona. Es könne sogar sein, dass die Sachen billiger werden. Andere von uns befragte Rottweiler Unternehmen wollen die politische Entwicklung nicht kommentieren.

Dieter Teufel , Präsident der Industrie- und Handelskammer Schwarzwald-Baar-Heuberg, sagt: "Die Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten hat auch mich sehr überrascht. Er hat einen Wahlkampf geführt, der mehr von Polarisierung und Emotionen und weniger durch Fakten geprägt war. Sicher ist, dass dieses Wahlergebnis noch lange nachwirken wird. Es gibt in der regionalen Wirtschaft eine Verunsicherung, denn keiner weiß, wofür Donald Trump wirklich steht."