Das Bahnprojekt S 21 wirbelt im wahrsten Sinne des Wortes Staub auf (im Bild der Stuttgarter Hauptbahnhof): Fast zwei Millionen Tonnen Aushubmaterial werden allein vom Bau des Fildertunnels in den kommenden fünf Jahren in die Region verfrachtet. Foto: Weissbrod

950-Seelen-Dorf soll von S21-Schwerlastverkehr befreit werden. An manchen Tagen 200 Lastwagen. Enger Zeitplan.

Kreis Rottweil - Am Tisch im Trichtinger Rathaus herrschte Einigkeit: Für den Schwerlastverkehr soll eine eigene Auf- und Abfahrt zur Autobahn 81 gebaut werden. Die Ziele sind ehrgeizig.

Die Sonne schien am Freitagnachmittag warm durch die Fenster des Trichtinger Fachwerkbaus. Aber nicht nur sie heizte den Gesprächsteilnehmern im oberen Stock kräftig ein. Während draußen die Lastwagen vorbeidonnerten, legte der Epfendorfer Bürgermeister Peter Boch drinnen ein beachtliches Tempo vor. "Im besten Fall wollen wir den zeitlichen Rahmen von neun Monaten noch unterbieten", sagte er.

Dann soll die eigene Auf- und Abfahrt zur A  81 für den Epfendorfer Ortsteil stehen. Diese soll die 950-Seelen-Gemeinde vom Schwerlastverkehr befreien. Seit Herbst fahren vermehrt Laster von der Autobahn zu den Steinbrüchen in Trichtingen und Böhringen. Teilweise liefern sie Aushubmaterial von S 21 an. An manchen Tagen wurden 200 Lastwagen gezählt.

1,8 Millionen Tonnen kommen in den nächsten fünf Jahren

Anwohner berichten, dass es in den vergangenen Tagen etwas ruhiger sei. Dies liege daran, dass momentan Erde abgeräumt werde, die sich nicht zur Rekultivierung in unserer Region eigne, erläuterte Wolfgang Dietrich vom Bahnprojekt Stuttgart-Ulm. Er war einer der Gesprächsteilnehmer. Mit ihm am Tisch saßen Vertreter der Bahn, des Landkreises, Bürgermeister sowie die Steinbruch-Betreiber. 1,8 Millionen Tonnen Aushubmaterial vom Fildertunnel werden in den kommenden fünf Jahren hierher verfrachtet. "Die heiße Phase startet voraussichtlich im August und September", erläuterte Dietrich. Dann sollen die Arbeiten für den Fildertunnel laufen. Eine Million Tonnen des Aushubmaterials transportiere die Firma Gfrörer aus Empfingen. Im Durchschnitt bedeutet dies 62 Laster pro Tag. "Da das Aufkommen täglich schwankt, kann es Tage geben, an denen lediglich zehn Laster beladen werden, an anderen sind es dann 100." Reifenwaschanlagen, die für eine saubere Straße sorgen sollen, seien da nur "Kosmetik", aber sicherlich keine akzeptable Lösung.

Dietrich appellierte allerdings an alle Beteiligten, den Sachverhalt gut abzuwägen. "Schließlich ermöglicht der S 21-Aushub, den Rekultivierungsverpflichtungen nachzukommen." Bei dem Treffen wurde signalisiert, dass sich sowohl der Landkreis als auch Unternehmer an den Kosten für den Straßenbau beteiligen würden.

Auf dieser Grundlage wird nun ein Gespräch im Regierungspräsidium in Freiburg stattfinden. "Hier werden wir unsere Pläne vorstellen", erläuterte Boch. Dies soll so schnell wie möglich passieren. "Wir richten unseren Terminplan nach Freiburg." Vor Boch liegt eine Mammutaufgabe: Er muss rund 20 Eigentümer überzeugen, ihre Grundstücke für die Auf- und Abfahrt zur Verfügung zur stellen. Und noch einen wichtigen Punkt gilt es zu berücksichtigen: den Artenschutz. Hier könnten kleine Tierchen die großen Pläne schnell zunichte machen.