Felssturz auf der Landstraße zwischen Sulz und Kastell. Foto: Heidepriem

Felsstürze häufen sich in der Region. Gibt es Grund zur Sorge? Zwei Experten geben Auskunft.

Kreis Rottweil - Die Nachricht über Felsen, die von Berghängen auf die Straße stürzen, häufen sich im Kreis Rottweil. Auf der Bundesstraße 462 zwischen Schiltach und Schramberg ist die Strecke nun zumindest wieder halbseitig offen. Am kommenden Montag gehen die Arbeiten weiter. Voraussichtlich eine Woche später, in der Nacht auf Dienstag, 18. Februar, starten dann auch die Arbeiten weiter oben am Hang, die aufgrund der erhöhten Gefahr eine Vollsperrung erfolderlich machen.

Auch die Maßnahmen im Schenkenzeller Vortal sind am Mittwoch angelaufen. Hier ist es im vergangenen Jahr zwei Mal zu Felsstürzen im Bereich des Wartehäusschens gekommen. Vielen wird auch noch der tragische Unfall auf der A81 im Gedächtnis geblieben sein. Ein drei Tonnen schwerer Fels löste sich von einem Abhang und stürzte auf die Fahrbahn. Ein Fahrer konnte nicht mehr ausweichen. Er war sofort tot.

Frost-Tau-Wechsel sorgt für mehr Felsstürze

Sind unsere Straßen nicht mehr sicher? Wie erklärt es sich, dass in letzter Zeit immer wieder Felsen von Hängen abgehen? Joachim Hilser vom Straßenbauamt Rottweil meint dazu: "Die Fachleute streiten sich über diese Frage, aber bei uns in der Region kann das schon mit der Witterung zusammenhängen." Während früher die Winter in den Höhenlagen über 500 Meter häufig von durchgehendem Frost geprägt waren, gibt es aktuell häufig einen Wechsel zwischen Frost Nachts und Tauwetter nach Sonnenaufgang.

Dieser Frost-Tau-Wechsel habe laut dem Experten sicherlich dazu beigetragen, dass es in letzter Zeit häufiger zu Felsabgängen kommt. "Wir hoffen auf jeden Fall, dass es nicht so weitergeht", meint Hilser. Auch Martin Osieja, Leiter vom Straßenbauamt Rottweil stimmt seinem Kollegen zu. Das derzeigte Klima und der starke Wechsel der Temperaturen führe in Kombination mit den starken Niederschlagsmengen der vergangenen Tage "zu einer gewissen Sprengwirkung in den einzelnen Felspartien".

Manche Straßen werden täglich begutachtet

Dennoch gibt es keinen Grund zur Beunruhigung. Osieja spricht von hohen Sicherheitsstandards in diesem Bereich. "Sämtliche Bundes-, Kreis- und Landstraßen werden mindestens einmal pro Woche von speziell ausgebildeten Kollegen überprüft." Regelmäßig würden, sofern es die Situation erfordert, weitere Maßnahmen eingeleitet und beispielsweise ein Ingenieursbüro beauftragt oder weitere Expertenmeinungen vom Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau in Freiburg eingeholt. Streckenabschnitte, die besonders auffallen, werden auch häufiger kontrolliert. Die L 424 zwischen Villingendorf und Talhausen wird aktuell sogar täglich begutachtet, berichtet Osieja.

Um der Gefahr Herr zu werden stellt das Anbringen von Schutznetzen an gefährdeten Hängen ein "probates Mittel" dar. Man könne allerdings nicht präventiv sämtliche Streckenabschnitte, an denen es in der Vergangenheit zu Felsstürzen gekommen ist, absichern. "Das ist schlicht nicht finanzierbar. Die Sicherung des aktuell betroffenen Streckenabschnitts zwischen Schramberg und Schiltach kostet bereits etwa eine halbe Millionen Euro", meint Hilser.

Wichtig ist es, sich als Autofahrer angemessen zu verhalten

Viel wichtiger sei es, sich als Autofahrer angemessen zu verhalten. "Jeder sollte die im Verkehr geforderte Sorgfalt an den Tag legen", mahnt Osieja. Man sollte in der Lage sein, jederzeit vor einer Gefahrenquelle zum stehen kommen zu können. "Zumindest die Geschwindigkeitsbegrenzungen sollten eingehalten werden. Aber Geschwindigkeit ist auch eine Frage der Lichtverhältnisse und Witterungsbedingungen. Angepasst fahren ist generell wichtig." Auch Hinweisschilder über möglichen Steinschlag sollte man Ernst nehmen, sagt Osieja weiter.

Wenn Steine neben oder auf der Fahrbahn angetroffen werden, kann man dies dem Straßenbauamt Rottweil oder den Straßenmeistereien in Schramberg und Rottweil melden. "Wir nehmen solche Hinweise gerne entgegen", sagt Osieja. "Einzelne Steine auf der Straße können ein Signal dafür sein, dass die darauffolgenden Tage noch mehr passieren könnte." Umso wichtiger also, diese Information weiterzugeben.

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