Ob Alkohol, Glücksspiel oder Internet: Suchtgefahren gibt es viele. Mit präventiven Maßnahmen sollen vor allem auch jungen Leuten die Gefahren deutlich gemacht werden. Foto: Müller, Jutrczenka, Tschauner

Sucht hat viele Gesichter: Ab Mai gibt es auch ambulantes Therapieangebot für Menschen mit "Pathologischem Glücksspielverhalten".

Kreis Rottweil - "Gut, dass Sie gekommen sind." Mit diesem Satz wird vielen Menschen in der Fachstelle Sucht des Landesverbandes im Kreis für Prävention und Rehabilitation die Tür geöffnet. Das berichtet die Leiterin der Beratungsstelle, Anja Klingelhöfer.

Den Betroffenen und ihren Angehörigen weitere Brücken in das bestehende Hilfesystem zu bauen, hatte man sich für 2013 zum Ziel gesetzt. "Mit dem nun vorliegenden Jahresbericht wird deutlich, dass uns dies mit den verschiedenen neuen Projekten und Angeboten gut gelungen ist", so Anja Klingelhöfer, Leiterin der Fachstelle Sucht.

755 Menschen haben 2013 insgesamt 4492 Termine in Anspruch genommen. Das bedeutet eine deutliche Zunahme im Vergleich zum Vorjahr. Der Trend der vergangenen Jahre habe sich fortgesetzt.

Die Hauptdiagnose "Alkohol" (55 Prozent) treffe immer noch auf die überwiegende Mehrheit der Betroffenen zu. Die Zahl der Menschen mit der Diagnose "Pathologisches Glücksspiel" habe sich verdoppelt und mache elf Prozent aller Hauptdiagnosen aus, so Klingelhöfer. Insgesamt seien deutlich mehr Frauen in der Beratung zu verzeichnen als im Vorjahr.

Mit präventiven Angeboten will die Fachstelle vor allem Jugendliche stark machen, damit sie erst gar nicht in den Kreislauf der Sucht hineingezogen würden. Sinnvolles Konsumverhalten, Risikoabwägung, und gesundheitsfördernde Alternativen bildeten die Eckpunkte der Diskussionen in den Veranstaltungen. Auf die Erfahrungen und Lebenswelten der Jugendlichen werde besonders eingegangen. Der Bedarf an Veranstaltungen und Informationen zum Thema Glücksspiel und Neue Medien habe im letzten Jahr auch in der Prävention zugenommen. Insgesamt seien 502 Schüler und Jugendliche mit den verschiedenen Angeboten erreicht worden, so Jörg Hügel, Sozialpädagoge und Präventionsfachkraft an der Fachstelle Sucht.

Auch in den Betrieben des Landkreises sei die Einsicht gewachsen, dass sich mit Prävention und gesundheitsfördernden Angeboten die Entstehung von Suchtverhalten und damit krankheitsbedingten Ausfällen reduzieren lasse. Man habe deshalb im Bereich der Gesundheitsförderung einige zusätzliche Angebote entwickelt, die helfen sollen, Belastungen bei den Mitarbeitern in den Unternehmen zu reduzieren, erläutert Anja Tausch Sozialpädagogin und Mediatorin.

Durch das enorme Engagement der Mitarbeiter, aber auch durch die Unterstützung zahlreicher Ehrenamtlicher im Landkreis sei es gelungen, das Angebot der Fachstelle auszuweiten. Davon profitierten auch die Menschen in den Außenstellen Sulz und Oberndorf. Die Sprechzeiten seien ausgeweitet worden, um Hilfesuchenden mit eingeschränkter Mobilität den Weg in die Beratung zu vereinfachen.

Viele Herausforderungen warteten in diesem Jahr auf die Mitarbeiter. Neue Drogen, insbesondere synthetische Produkte, die zum Teil leicht über das Internet zu beziehen seien und deren genaue Zusammensetzung und Wirkung von den Konsumenten kaum einschätzbar sei, kämen auch im Landkreis Rottweil immer mehr in Umlauf und bereiteten den Beratern zunehmend Sorgen.

Positive Nachrichten gebe es aber auch: Ab Mai 2014 werde es an der Fachstelle Sucht ein ambulantes Therapieangebot für Menschen mit "Pathologischem Glücksspielverhalten" geben. "Damit sind wir Vorreiter in der Region und können eine wohnortnahe Behandlung anbieten", hebt Klingelhöfer hervor.

Weitere Informationen:

Informationen und Termine bei der Fachstelle Sucht Rottweil, Schramberger Straße 23, Rottweil, Telefon 0741/ 8 08 20, E-Mail: fs-rottweil@ bw-lv.de.