Der Untergrund ist bei weitem nicht so stabil wie angenommen: So soll der Ausbau der Strecke Mariazell-Hardt um eine halbe Million Euro teurer werden, und damit fast 3,4 Millionen Euro kosten. Foto: Fritsche

Strecke Mariazell-Hardt: Mangelnde Tragfähigkeit des Untergrunds fordert zusätzliche halbe Million.

Kreis Rottweil - Für den Straßenbau im Landkreis wird wohl nie genug Geld in der Kasse sein. Vor allem der Landkreis muss händeringend schauen, wie er zurecht kommt mit dem Aufgabenkatalog, der neben prekären Situationen wie Hangrutschungen und Felsschlag noch marode Straßenzustände zuhauf zu bieten hat.

Als vor gut sechs Wochen mit der Erneuerung der Kreisstraße Mariazell-Hardt und begleitendem Radwegeneubau ein lange herbeigesehntes Großprojekt – veranschlagt auf 2,87-Millionen-Euro – in Angriff genommen wurde, ahnte noch niemand, welcher finanzielle Nachschlag wenige Wochen später ins Kontor der Landkreiskasse schlagen wird.

Die mangelnde Tragfähigkeit des Untergrunds erfordert jetzt einen Mehraufwand von einer halben Million Euro. Dies ohne Wenn und Aber, wie Gerold Günzer, der Straßenbauchef des Landkreises betont. Auf kritische Nachfragen von Kreisräten, wie Hermann Breucha oder Eberhard Pietsch, ob denn die Vorerkundung des Bauterrains mangelhaft gewesen sei, verwies Günzer am Montag im Kreistag diesbezüglich auf umfangreiche Maßnahmen. Dabei habe es keinerlei Anlass gegeben, an der Stabilität des Untergrunds zu zweifeln.

Neben den Hangrutschungen auf der Strecke Wilflingen-Gosheim, zwischen Epfendorf und Trichtingen, und – nach dem Starkregen Ende Juli 2014 – im Bereich der Straße von Trichtingen nach Leidringen ist laut Günzer auch eine Rutschung auf der Strecke Bösingen-Epfendorf zu einem besonderen Thema geworden. Wer ahnt es nicht? Die Straße im neuralgischen Bereich zum Berg hin zu verschieben hätte enorme Kosten zur Folge.

Während es in diesem wie in anderen Fällen noch eine Zeit des Überlegens gibt, sollen für die Rutschungssanierungen von Wilflingen in Richtung Kreisgrenze (2,5 Millionen) und von Wellendingen in Richtung Wilflingen (250 000) in diesem Jahr insgesamt 2,75 Millionen Euro aufgewendet werden.

Da helfe kein Zuwarten mehr, wie dies Kreisrat Eberhard Pietsch mit Verweis auf die Strecke Gutach-Oberprechtal ("die ist immer am Rutschen") zu glauben meint. An der kritischen Stelle Wilflingen-Gosheim gehe es hinter dem Straßenrand senkrecht runter. Das Risiko bei einem Abwarten sei viel zu groß, fährt Günzer Pietsch bei dessen Versuch, sich als Sparfuchs zu positionieren, scharf in die Parade. Ob aus der negativen Überraschung von Mariazell-Hardt für das ebenfalls noch anstehende Großprojekt K 5508 Glatttalstrecke planerische Schlüsse gezogen werden könnten, wollte der Sulzer Bürgermeister Gerd Hieber vom Straßenbauchef wissen. Da habe er jetzt schon Bauchweh, will Günzer nach vielen negativen Straßenbaumomenten nichts mehr ausgeschlossen wissen.