Die Getreideernte ist noch nicht ganz eingefahren, da bereiten sie schon die Aussaat für das nächste Jahr vor: der Vorsitzende des Kreisbauernverbands, Manfred Haas (links), und Hans Haas, der die Saatgutaufbereitungsmaschine in Flözlingen betreut. Foto: Otto

Bilanz der Landwirte: Ernte top, Preise flop. Regen sorgt allerdings für Qualitätseinbußen beim Getreide.

Kreis Rottweil - Die Ernte ist noch nicht ganz eingefahren, da beschäftigen sich der Kreisbauernverbandsvorsitzende Manfred Haas und viele seiner Kollegen schon mit dem nächsten Jahr: Die Saatgutaufbereitungsanlage in Flözlingen läuft auf Hochtouren. "Bei dem Regenwetter hat man Zeit dafür", sagt Haas.

Doch wer glaubt, dass der miese Sommer den Landwirten im Kreis auch die Laune vermiest, der irrt. Der Großteil der Ernte ist eingefahren, und die Bilanz eindeutig: "Mengenmäßig haben wir ein Bombenjahr", erklärt der Verbandsvorsitzende. Die Silos der Landwirte seien alle rappelvoll, die Ernteerträge quer durch alle Kulturen "sehr gut". Dafür sei vor allem das gute Frühjahr verantwortlich, erklärt Haas. Der unter Bauern bekannte Spruch "April warm, Mai kalt und nass, füllt den Bauern Scheun’ und Fass", treffe voll zu.

Doch natürlich mache sich der viele Regen bemerkbar: Jeder halbwegs trockene Tag musste ausgenutzt werden, die maximale Restfeuchte des Getreides von 14 Prozent konnte oft nicht erreicht werden. Nach dem Lehrbuch konnten wir in diesem Jahr nicht vorgehen, da musste jeder flexibel sein", sagt Haas. Das heißt: das Getreide feuchter dreschen und danach belüften oder trocknen. Die Sonne hätte das – wenn sie denn gescheint hätte – umsonst erledigt, so aber bedeutet das zusätzliche Kosten für die Landwirte. Beim Grünland sei der zweite Schnitt für die Heuernte teilweise problematisch, weil man dazu drei bis vier trockene Tage brauche. Und was jetzt noch an Getreide auf den nassen Feldern steht, zum Teil durch den Regen niedergedrückt, ist laut Haas meistens nur noch Schweinefutter. Wenn es zu lange steht und durch die Feuchtigkeit beginnt, zu keimen, lässt es sich nicht mehr zu Mehl verarbeiten.

Und die Preise? Da geht der Daumen des Verbandsvorsitzenden nach unten. "Die sind im Keller", bedauert er. Denke man fünf, sechs Jahre zurück, so sei das ein himmelweiter Unterschied. Doch das sei kein regionales Problem, sondern ein globales. "Viele Faktoren spielen da mit rein, das können wir nunmal nicht beeinflussen", meint Haas.

Nun ist Haas gespannt, wie sich das Wetter in den nächsten Wochen mit Blick auf die noch anstehende Maisernte entwickelt. Wenn es weiter so nass bleibe, bestehe die Gefahr von Strukturschäden im Boden durch die schweren Erntemaschinen. Gleiches gilt für die Kartoffelernte. Doch was den Ertrag angeht, ist die Prognose auch hier mehr als gut. "Das, was bisher probeweise aus dem Boden gehackt wurde, ist phänomenal", zeigt sich Haas begeistert.

Doch nun gilt es wieder, schon für die nächstjährige Ernte vorzusorgen: In der Flözlinger Saatgutaufbereitungsmaschine wird Weizen aus der aktuellen Ernte gereinigt und gebeizt. Der Raps ist bereits zu 90 Prozent auf den Feldern ausgesät, sagt Manfred Haas. Er hat übrigens noch eine Bauernregel parat, die Hoffnung macht: "Wenn es so viele Wespen hat wie zurzeit, gibt es meistens einen richtig schönen Herbst."