Aufgrund eigener Erfahrungen Verständnis fürs Verlassen der Heimat. Unbürokratische Hilfe möglich.

Kreis Rottweil - Auch der Kreisseniorenrat befasst sich verstärkt mit der Flüchtlingsproblematik und der Frage, wie diese die Senioren betrifft.

Die Mitglieder von Vorstand und beratendem Ausschuss waren sich einig: Als Organisation wird der Kreisseniorenrat in diesem Themenkreis politisch nicht aktiv werden. Vorsitzender Winfried Halusa und seine Mitstreiter können sich aber vorstellen, dass sich die einzelnen Mitglieder nach ihren Möglichkeiten und Vorstellungen in Bezug auf Asylbewerber ehrenamtlich engagieren und eventuell andere Senioren dazu ermutigen.

"Wir sollten allerdings unseren Teil dazu beitragen, dass die öffentliche Diskussion angemessen, sachlich und ohne populistische Ausfälle geführt wird. Gerade viele aus der älteren Generation können noch nachvollziehen, was es bedeutet, unter einem Krieg zu leiden", unterstrich Halusa in der vergangenen Vorstands- und Ausschusssitzung.

Zunächst berichtete er über die Regionaltagung der Seniorenräte in Trossingen, bei der unter anderem über die Erfahrungen bei Pflegestützpunkten sowie über die Mitwirkung von Senioren bei der Betreuung von Asylbewerbern diskutiert wurde. Weiter informierte der Vorsitzende die weitere Entwicklung der "Leader-Kulisse Mittlerer Schwarzwald" und des davon betroffenen Fördervorschlags des Kreisseniorenrats. Halusa und sein Stellvertreter Egon Kalbacher beklagten den enormen bürokratischen Aufwand, der notwendig sei, die Projektidee zu beschreiben und zu begründen.

Winfried Halusa erwartet keine schnelle Lösung

Kalbacher ließ kurz die letzte Sitzung des Landesseniorenrats Revue passieren, bei der es ebenfalls um den Ausbau der Pflegestützpunkte sowie um das Thema Flüchtlinge gegangen sei. Wie Halusa ausführte, erwarte der Landrat, dass im kommenden Jahr rund 5000 Asylbewerber im Kreis Rottweil betreut und versorgt werden müssten. Nach Angaben der Kreisseniorenrats-Geschäftsführerin Regina Steimer waren Stand Oktober rund 1000 Flüchtlinge im Kreis untergebracht. Die Asylstelle beim Landratsamt sei mittlerweile auf 15 Mitarbeiter aufgestockt worden.

Der Kreisseniorenrat müsse sich den Fragen stellen, "wo wir als Senioren helfen können und inwiefern die Senioren betroffen sind", erklärte Halusa. Gerade aufgrund eigener Erfahrungen aus dem Zweiten Weltkrieg habe er vollstes Verständnis dafür, dass Menschen, die monatelang den Bedrohungen eines mörderischen Kriegs ausgesetzt seien, ihre Heimat verließen, um zu Fuß sowie per Boot auf einer Strecke von tausenden Kilometern unsägliche Gefahren, Not und Entbehrungen auf sich nähmen, damit sie in einem sicheren Land Unterschlupf und eine neue Existenz fänden.

Halusa erwartet insgesamt keine schnelle Lösung der Flüchtlingsproblematik. "Wir müssen uns wohl einige Jahre auf diese Sondersituation einstellen."

In der Diskussion wurde klargestellt, dass gerade bei den Senioren viel Potenzial für die Betreuung von Asylbewerbern vorhanden sei, das aber geweckt und richtig sowie möglichst unbürokratisch eingebunden werden müsse. Allerdings fehle es auch an professionellem, entsprechend ausgebildetem Personal in diesem Bereich.

Halusa und andere Mitglieder des Gremiums sprachen sich abschließend dafür aus, dass Anfang des kommenden Jahres ein Mitarbeiter des Landratsamts den Kreisseniorenrat über aktuelle Entwicklungen in dieser Frage informieren möge.