Für Jan Schneider hat sich seit seinem Unfall der Blick auf die Welt verändert. Foto: Schneider

Jan Schneider aus Bösingen hat schweren Autounfall überlebt. Heute Natur im Blick.

Kreis Rottweil - Tatsächlich blicken viele Menschen in ihrem Leben auf schwere Zeiten, gar Schicksalsschläge, die ihr Leben prägen, zurück. So auch der heute 31-jährige Jan Schneider aus Bösingen, der im Alter von 18 Jahren nur knapp einen schweren Autounfall überlebte.

"Ich hatte (Vor dem Unfall, Anm. d. Red.) ein schönes Leben; war Skater, Punk und Kunstturner, ich fand mein Leben cool", sagt er schmunzelnd. Als die Sprache auf besagten Unfall kommt, wird er ernst. Es war der 19. Februar 2005, die Straßen waren schneebedeckt und glatt. Zusammen mit zwei Freunden wollte Jan Schneider noch einen Freund in der Nähe abholen, doch bis dorthin kamen sie nicht. Der Fahrer verlor die Kontrolle über sein Fahrzeug und rutschte in einen entgegenkommenden Bus.

Lebenschance von höchstens 20 Prozent

Jan Schneider, der hinter dem Beifahrer saß, traf es am schlimmsten. An die Not-OP, die fünf Tage künstliches Koma und knapp vier Wochen Aufenthalt auf der Intensivstation, kann er sich nicht erinnern. Damals sagten ihm die behandelnden Ärzte eine Lebenschance von zehn bis vielleicht 20 Prozent zu, mit entsprechenden Behinderungen.

Doch Schneider wachte auf und ging in Reha. Dort verfiel er seinen Gedanken. "Früher Hochleistungssportler und jetzt? Halbglatze von der Operation, einen schielenden Blick, fast blind und im Rollstuhl." Doch genau das war der Punkt, an dem sich Jan Schneider neu orientierte. Bei einem Spaziergang mit dem Rollstuhl im Grünen setzte er sich ein Ziel: "Ich werde mein Leben so leben, dass weder Mensch noch Tier durch mich Schaden erleiden müssen."

Die Freunde, Verwandten und Vereinskollegen, die ihn jeden Tag in der Reha besuchten, gaben Jan Schneider die nötige Kraft, seine Energie in die Genesung zu stecken. Er lernte wieder zu laufen und arbeitete sich durch die verschiedenen Anwendungen. Er vollendete seine Ausbildung als Industriekaufmann, absolvierte eine schulische Fortbildung und arbeitete ein Jahr im gelernten Beruf.

Mit wenig glücklich sein

Seinen Entschluss, den er in der Reha gefasst hat, hat er nie vergessen. Er wurde Vegetarier und ernährt sich seither bewusst von Bioprodukten, versucht so wenig wie möglich zu kaufen. 2009 packte Jan Schneider seinen Rucksack und verbrachte ein Jahr in Mittelamerika, gepackt vom Wissensdurst, andere Kulturen kennenzulernen. "Diese Zeit war sehr lehrreich für mich, zu sehen mit wie wenig diese Menschen sehr glücklich sind", sagt er.

Die Neugierde auf die Welt und ihre Kulturen wurde stärker. Inzwischen hat der 31-Jährige einige Male Kenia, Südamerika, Spanien, Portugal, Frankreich und andere Länder Europas bereist. Und diese Lust auf das Leben lässt bei ihm nicht nach. Dieses Jahr wird er mit seinem besten Freund Asien erkunden.

Abschließend äußert Schneider eine Bitte, die von Herzen kommt: "Mein Wunsch für die Zukunft wäre, dass sich mehr Menschen Gedanken über ihren Lebensstil und die damit verbundenen Folgen machen würden. So dass kommende Generationen auch noch die Schönheit einer intakten Natur erleben dürfen."