Die Schulen sind im Kreis Rottweil geschlossen, der Unterricht findet digital statt. (Symbolfoto) Foto: dpa

Institutionen ziehen Bilanz. Kommunikation über Online-Plattformen, Videochats und E-Mails.  

Kreis Rottweil - Die Schulen sind geschlossen und die Kinder müssen mindestens bis nach den Osterferien zu Hause bleiben. Doch der Unterricht findet trotz Corona-Krise weiterhin statt. Wie, das muss jede Schule selbst entscheiden.

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Ein bestimmtes Tool, über das die Lehrer des Leibniz-Gymnasiums Rottweil ihre Schüler unterrichten, gibt es nicht. "Wir wollen eine Überlastung vermeiden, indem nicht alle eine Plattform nutzen", erklärt Schulleiter Rüdiger Gulde.

Am Wochenende vor der Schulschließung haben die IT-Lehrer des Gymnasiums verschiedene Plattformen herausgesucht und diese am Montag ihren Kollegen vorgestellt. Wichtig bei dem Ganzen war und ist die Einhaltung des Datenschutzes. "Wir haben von allen Schülern die E-Mail-Adressen eingesammelt, um sie zumindest über diesen Weg kontaktieren zu können", sagt Gulde.

Individuelle Gestaltung des Unterrichts

Den digitalen Unterricht gestaltet jeder Lehrer individuell. "Eine Kollegin hat zum Beispiel ihr Arbeitszimmer umgeräumt, damit sie den Unterrichtsstoff auf eine freie Wand projizieren kann. Die Schüler sind per Videokonferenz mit dabei", berichtet Gulde. Die Fachschaft Sport hingegen zeigt Lehrern und Schülern in eigenen Videos, wie sie sich zu Hause fit halten können. "Die Clips sind sehr abwechslungsreich. Von Kräftigung bis Yoga ist alles dabei", sagt der Schulleiter.

Bei Rückfragen rufen die Schüler ihre Lehrer an. "Vor allem jungen Schülern scheint es wichtig zu sein, einen Gesprächspartner zu haben", erzählt der Schulleiter. Trotz der sozialen Distanz - oder vielleicht gerade deshalb - schwindet der Kontakt nicht. "Der Zusammenhalt in den Klassen wird stärker", beobachtet Gulde. Außerdem würden die Schüler gewissenhafter und organisierter lernen.

"Es läuft", zieht der Schulleiter Bilanz. Doch eine Unsicherheit bleibt: das Abitur, das vorerst auf den 18. Mai verschoben worden ist. Laut Gulde wollen die Schüler, dass die Prüfungen bald stattfinden. "Die Ungewissheit macht uns unsicher und nervös."

Kommunikation per E-Mail

Um die Prüfungen macht sich Jörg Hezel, Rektor der Erhard-Junghans-Schule in Schramberg, noch keine Sorgen. "Die Prüfungsvorbereitung kann auch von zu Hause aus erfolgen." Der Verbund aus Gemeinschaftsschule und Realschule hat den Schülern einen kostenlosen Zugang zu der Online-Plattform SchulLV ermöglicht. Dort stehen Prüfungsaufgaben der vergangenen Jahre und deren Lösungswege zur Verfügung.

Für den regulären Unterricht erhalten die Schüler ihre Hausaufgaben über einen Passwort-geschützten Bereich der Homepage. Die Lösungen schicken sie per E-Mail an die Lehrer. Einzelne Unterrichtsstunden sowie Besprechungen laufen zusätzlich über den Videochat. "Das funktioniert sehr gut. Aber es ist nur eine Übergangslösung. Es ersetzt nicht den normalen Unterricht", betont Hezel.

Der Schulleiter erfährt immer wieder von Gerüchten und Spekulationen, die in den sozialen Medien kursieren. Beispielsweise über angebliche Corona-Fälle an der Erhard-Junghans-Schule, oder einer weiteren Verschiebung der bevorstehenden Prüfungen. "Auf unserer Homepage verweisen wir auf das Kultusministerium und das Robert-Koch-Institut, damit sich Schüler, Lehrer und Eltern dort sicher informieren können. Spekulationen helfen keinem weiter."

Kommunikation über ein Nachrichtenmodul

Um Gerüchten vorzubeugen, ist der Austausch von Informationen in diesen turbulenten Zeiten umso wichtiger. Das Kollegium muss sich austauschen, die Schüler und Eltern informiert werden. Die Online-Plattform Schulmanager soll dies vereinfachen.

"Wir bieten 16 verschiedene Module an, die die Schulen flexibel kombinieren können", sagt Johannes Stanggassinger, Gründer von Schulmanager Online. "Besonders unser ganz neues Nachrichtenmodul ist gerade sehr gefragt." Das Tool funktioniert wie ein Messenger, bei dem sich alle Beteiligten miteinander austauschen können.

Um die Kommunikation an den Institutionen zu gewährleisten, bietet Schulmanager das Modul bis Ende des Schuljahres kostenlos an - und es wird angenommen. Seit Schließung der Schulen haben sich mehr als 360 Institutionen bundesweit bei der Plattform registriert. In den Kreisen Rottweil, Freudenstadt, Schwarzwald-Baar, Zollernalb und Calw sind es insgesamt zwölf Schulen. "Wir hatten letzte Woche wegen Überlastung kurze Ausfälle", sagt Stanggassinger. "Deshalb haben wir die Serverkapazität auf das Zwanzigfache vergrößert." Eine weitere Herausforderung war die Übermittlung der Registrierungsdaten. "Lehrer und Eltern erhalten den Zugang zur Plattform normalerweise über einen Anmelde-Code, den sie ausgedruckt von der Schule bekommen. Einige Schulen verschicken die Codes jetzt per Post oder per Mail."

Appell an die Lehrer

Der Schulverbund Oberndorf ist einer der 360 registrierten Nutzer bei Schulmanager. "Wir hatten bereits vor der Pandemie zwei Module gebucht und kannten deshalb die Plattform", berichtet Rektor Michael Schwarz. Kurz vor der Schulschließung richtete der Schulverbund zusätzlich das Nachrichtenmodul ein. "Anfangs waren die Datenmengen sehr groß. Das System war überlastet", berichtet Schwarz. Seit der Serververgrößerung gebe es jedoch keine Probleme mehr.

Über Schulmanager stellen die Lehrer den Schülern und Eltern Lernmaterial zur Verfügung, Rückfragen laufen über Telefon oder per E-Mail. "Die Lehrer telefonieren auch mit den Schülern, um sie zu fragen, wie es ihnen geht."

Unterstützung erhalten sie durch Schulsozialarbeiter. "Wenn wir den Schülern nur das Material schicken, sie aber nicht mit der Situation zurechtkommen, ist uns nicht geholfen", sagt Schwarz. Deshalb appelliert er an seine Kollegen, den Kontakt mit den Grund-, Werkreal- und Realschülern beizubehalten.