Schwanger: Diese Nachricht stellt Frauen vor große Herausforderungen. Werdende Mütter, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden, haben daran oft schwer zu tragen. Foto: cb_/Fotolia.com

Junge Frau möchte anonyme Schwangerschaftsabbruch-Selbsthilfegruppe gründen.

Kreis Rottweil - Jana Müller hat das vielleicht schwerste Jahr ihres Lebens hinter sich. Die junge Frau hat ihr Baby abgetrieben. Die Entscheidung dafür war schwer, aber damit zu leben ist noch schwerer. Auch deshalb möchte sie eine Selbsthilfegruppe gründen.

"Die Tage danach waren der Horror", sagt Jana Müller (Name von der Redaktion geändert). Was sie meint, sind die Tage nach dem Schwangerschaftsabbruch. Mit jemandem reden zu können, der dasselbe durchgemacht hat, das hätte ihr damals geholfen, glaubt Müller. Und sie sagt, es hätte ihre Entscheidung verändert, wenn ihr jemand berichtet hätte, wie sehr diese ihr Leben verändern würde.

Dabei gab es Gründe für den Abbruch. Das Verhältnis zum Vater des Babys sei immer eine "sehr komplizierte Sache" gewesen, erzählt die junge Frau aus dem Landkreis Rottweil. Irgendwann bricht sie den Kontakt ab, zeitgleich verzichtet sie auf die Pille. Dann kommt es zu einer weiteren Begegnung mit dem Mann. "Ich war naiv", sagt Jana Müller heute. "Ich bin sofort schwanger geworden." Anfangs sei sie hin- und hergerissen gewesen, erzählt sie, während der Vater des Babys gleich gesagt habe, er könne nicht für das Kind da sein. Der Mann hat eine schwierige Vergangenheit, wegen seiner Probleme bestand auch die Gefahr, dass das Baby Schäden davontragen könnte. "Das war das i-Tüpfelchen."

Dennoch fällt ihr die Entscheidung zur Abtreibung schwer. Zum ersten angesetzten Termin "bin ich nicht hin", erzählt sie. Zum zweiten geht sie. "Ich bin von der Narkose aufgewacht und habe gedacht: Was hab ich getan?" Schmerzen hat Jana Müller, keine, dafür umso mehr Schuldgefühle. "Ich hab für ihn die richtige Entscheidung getroffen", sagt sie über den Vater ihres Kindes. "Nur war es für mich die falsche."

Voraussetzung für einen Schwangerschaftsabbruch ist ein Beratungsgespräch. Heute allerdings weiß Jana Müller, dass ihr der Besuch der Beratungsstelle nicht geholfen hat. Die psychischen Folgen des Abbruchs für die Mutter seien dabei kaum Thema gewesen. Auch in den Vorgesprächen mit den beiden Ärzten – die zwei angesetzten Termine hatte sie bei unterschiedlichen Medizinern – waren die Gefühle der Mutter kein Thema. "Kein Arzt hat gefragt, ob ich das eigentlich will."

Viel mehr hätte ihr geholfen, wenn sie sich mit anderen Betroffenen hätte austauschen können, sagt Müller. Ihr Glaube, ihre Familie und Freunde haben ihr in der schweren Zeit nach dem Schwangerschaftsabbruch geholfen. Übers Internet hat sie inzwischen Kontakt zu anderen Betroffenen. Sie hat festgestellt, dass diese oftmals niemanden zum Reden haben. "Es ist ein Tabuthema." Das ist mit ein Grund, warum die junge Frau eine Selbsthilfegruppe gründen möchte.

"Urteile nie über Menschen, die sich in einer Lage befinden, in der du noch nie handeln musstest", hat Jana Müller ihr Infoblatt zu der neuen, anonymen Gruppe überschrieben. Betroffene Frauen und Männer können sich per E-Mail bei ihr melden. Auch solche, die noch vor der schweren Entscheidung für oder gegen eine Abtreibung stehen.

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